Hans Scheibner ist im Alter von 85 Jahren gestorben. Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Er verglich Soldaten mit Mördern und schrieb den Schlager „Schmidtchen Schleicher“: Der Satiriker Hans Scheibner ist jetzt im Alter von 85 Jahren gestorben.

„In den Himmel will ich nicht!“, betitelte Hans Scheibner seine Autobiografie, die er im Spätsommer 2016 zu seinem 80. Geburtstag vorlegte. Darin erzählt der Sohn eines Hamburger Speditionsunternehmers in dem Band, wie es dazu kam, dass er nach einer Verlagslehre und Schritten als Theaterschauspieler jahrzehntelang bundesweit als Satiriker, Kabarettist und Liedermacher Erfolge feierte – und auch immer wieder politisch aneckte. Nun weilt der Texter von Oldie-Hits wie „Schmidtchen Schleicher“ und „Hamburg 75“, der Urheber der Satiren-Sendungsreihen „scheibnerweise“ (ARD) und „Walther und Willy“ (NDR) und Verfasser zahlreicher Bücher womöglich doch auf Wolke sieben. Wie seine Familie am Mittwochabend in Hamburg mitteilte, starb Scheibner am Montag im Alter von 85 nach kurzer schwerer Krankheit.

Gassenhauer „Schmidtchen Schleicher“

Seine größte Zeit hatte der Lästerlyriker in der legendären Hamburger Szene der 1970er Jahre. Im Umfeld der Musikkneipe „Onkel Pö“ schrieb er Lieder für Meyer's Dampfkapelle, veröffentlichte Gedichtbände („Spott zum Gruße“, 1974). Mit Scheibners Text zum Gassenhauer „Schmidtchen Schleicher“ landete Nico Haak 1976 einen Top-Ten-Erfolg.

Doch Scheibner sorgte auch immer wieder selbst für Karriereknicks – etwa, als er 1985 in der NDR-Talkshow Soldaten mit Mördern verglich. Woraufhin seine ARD-Sendung „scheibnerweise“ erst einmal abgesetzt wurde. Dabei hatte er sein politisches Bewusstsein erst relativ spät entwickelt. „Nach dem Krieg ging es ja zunächst um materielle Dinge. Was politisch dahinter steckte, habe ich erst in den 1960er Jahren bemerkt – auch in Diskussionen mit meinem Vater, der unter den Nazis Soldat gewesen war“, erinnerte sich Scheibner im Gespräch zum 80. mit der Deutschen Presse-Agentur.

Den Linken zu konservativ, den Konservativen zu links

Kirche und Religion hatte der überzeugte Hamburger genauso abgeschworen wie später dem zeitgeistkonformen Marxismus. Deshalb erschien er den Linken oft zu konservativ und den Konservativen zu links. Doch zwischen den Stühlen fühlte sich Scheibner wohl. „Ich mag nicht, was verbittert ernsthaft oder ewig betroffen ist – dicht neben dem Pathetischen liegt ja oft die Komik“, sagte der Kabarettist, „zudem darf man nicht vergessen, dass auch die Gegner Menschen sind, die ihre Ideen haben, Verständnis und Mitgefühl verdienen.“