Buchhandlung Osiander bald auch an Sonntagen geöffnet? Osiander-Chef aus Tübingen fordert mehr Flexibilität. Foto: dpa/Marijan Murat

Konkurrenz aus dem Internet macht es Einzelhändlern schwer. Davon bleibt auch der Tübinger Buchhändler nicht verschont. Der Firmenchef appelliert deswegen auch an Kirchen und Gewerkschaften.

Mehr Flexibilität von Politik und Verwaltung, um Einzelhändlern in Innenstädten zu helfen – das fordert der Chef des Tübinger Buchhandelsunternehmens Osiander. Händlern sollten mehr Freiräume gegeben werden, etwa bei der Warenpräsentation vor Läden oder mit mehr verkaufsoffenen Sonntagen im Jahr ohne bestimmte Ereignisse, sagte Christian Riethmüller dem „Reutlinger General-Anzeiger“ (Samstag). Von Kirchen und Gewerkschaften erwarte er mehr Verständnis dafür, „dass zum Beispiel offene Adventssonntage im Wettbewerb mit dem Onlinehandel wichtig sind“. 

Das 2007 in Kraft getretene Ladenöffnungsgesetz erlaubt in Baden-Württemberg nur noch drei verkaufsoffene Sonn- und Feiertage – statt bis dato vier. Besonders geschützt sind demnach alle Feiertage im Dezember und alle Adventssonntage, Pfingst- und Ostersonntag. Dann müssen Verkaufsstellen geschlossen sein. „Dadurch wird auch dem Ruhebedürfnis des Verkaufspersonals besonders Rechnung getragen“, heißt es zur Erklärung.

Osiander wurde 1596 gegründet und ist nach eigenen Angaben die zweitälteste bestehende Buchhandlung Deutschlands. Dem Bericht zufolge besteht das Filialnetz aus 61 Standorten – 47 in Baden-Württemberg, 11 in Bayern und 3 in Rheinland-Pfalz. 2021 ging Osiander eine Partnerschaft mit dem ebenfalls familiengeführten Buchhandelsunternehmen Thalia ein.

Umsatz von 111 Millionen Euro erwartet – 110 Millionen davon in Filialen

Neben stabiler Informationstechnologie habe die Kooperation Osiander auch verbesserten Zugriff auf Spielwaren und Geschenkartikel gesichert, sagte der Geschäftsführer der Zeitung. Zu den jüngsten Änderungen im Sortiment gehörten der Ausbau bei englischen Büchern und von Jugendabteilungen: „Das Durchschnittsalter unserer Kunden ist von früher knapp über 50 Jahren auf nun knapp unter 40 Jahren gesunken.“

Riethmüller erwartet, dass Osiander im Geschäftsjahr 2023/2024 (bis 30. September) einen Umsatz von 111 Millionen Euro erreichen wird – davon 100 Millionen Euro in den Filialen und 11 Millionen Euro im digitalen Handel. Dies wäre demnach ein Umsatzplus von 4,5 Prozent im Vergleich zum Geschäftsjahr 2022/2023. Die Umsatzrendite vor Steuern im vorigen Geschäftsjahr habe 2,5 Prozent betragen. „2023/2024 werden wir uns verbessern.“ Osiander beschäftigt den Angaben zufolge 576 Menschen, darunter 59 Auszubildende.