Samuel Röthlisberger und der TVB Stuttgart am Boden – jetzt gilt es schnell wieder aufzustehen. Foto: Baumann

Alles was schieflaufen kann, läuft beim TVB Stuttgart beim 23:29 gegen Schlusslicht HSC 2000 Coburg schief. Jetzt wird das Heimspiel gegen die Eulen Ludwigshafen zum Charaktertest.

Stuttgart - Analysiert hatte Jürgen Schweikardt das Debakel schon in der Nacht nach dem Spiel. Verdaut hatte der Trainer des Handball-Bundesligisten TVB Stuttgart das 23:29 (9:11) gegen Schlusslicht HSC 2000 Coburg auch am Sonntagnachmittag noch nicht. „Das dauert noch, weil dieses Spiel ein herber Schlag für uns ist, von dem wir uns erst einmal erholen müssen“, sagte der 40-Jährige. Ungeduldig, fahrig, ängstlich, nervös, kopflos und ohne Überzeugung trat der TVB auf. Hinzu kamen viel zu viele technische Fehler und Unzulänglichkeiten beim Abschluss.

Poltrum bester Keeper

Was ins Bild passte: Zwischen den Pfosten fehlte der Rückhalt. Johannes „Jogi“ Bitter, den laut Schweikardt Rückenschmerzen plagten, machte in der 36. Minute für Primoz Prost Platz. Dessen sieben Paraden änderten nichts daran: Das Duell der Torhüter ging eindeutig an den Aufsteiger aus Franken. Der Ex-Konstanzer Konstantin Poltrum entschärfte 14 Bälle.

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Es kam alles zusammen an diesem Samstagabend in der Porsche-Arena. Wie es zu diesem kompletten Systemabsturz kommen konnte? „Handball ist ein relativer komplexer Sport“, begann Schweikardt seinen Erklärungsversuch, „viele Rädchen müssen ineinandergreifen, wenn viele Rädchen haken, dann kommt so etwas zustande wie gegen Coburg.“

Donnerstag gegen Eulen

Der Horrorstart ins neue Handballjahr ist umso bedauerlicher, da nach der WM-Pause ohnehin kein Selbstvertrauen in der Mannschaft vorhanden war. Jetzt ist es beim TVB von null in den Minusbereich gerutscht. „Ich bin lange genug dabei, um zu wissen, dass so etwas wie gegen Coburg immer mal passieren kann, das Entscheidende ist aber, wie man danach damit umgeht“, sagt Schweikardt. Ihm wäre es lieber, wenn jetzt ein Spitzenteam der Marke THW Kiel oder SG Flensburg-Handewitt als Gegner kommen würde, doch vor der Tür steht mit Kellerkind Eulen Ludwigshafen ein ähnliches vermeintliches Leichtgewicht wie der HSC 2000 Coburg. Diese Hausaufgabe an diesem Donnerstag (19 Uhr/Porsche-Arena) wird zum Charaktertest für den TVB. „Charaktertest – und vor allem eine große psychologische Herausforderung“, ergänzt Schweikardt.

Von 15:9 auf 15:17 Punkte

Nicht zu auszudenken, was eine weitere Heimniederlage für Folgen hätte. Aus der sehr guten Zwischenbilanz von 15:9 Punkten wären dann 15:19 Zähler geworden. Der Blick müsste bei vier Absteigern endgültig wieder Richtung Schadensbegrenzung im Keller gehen. „Das ist uns allen bewusst. Der Druck ist gestiegen“, weiß auch Schweikardt. Dass die zuletzt viel diskutierten Personalentscheidungen (neuer Trainer, neuer Torwart) zumindest ein klein wenig Spuren auf dem Spielfeld hinterließen, will Schweikardt nicht komplett ausschließen, entscheidend sei das aber sicher nicht gewesen.

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Schon eher tat der Ausfall von Spielmacher Max Häfner weh, zumal Vertreter Rudolf Faluvegi völlig neben sich stand. Das Problem: Auch im Schlüsselspiel gegen Ludwigshafen liegen die Chancen auf einen Einsatz von Häfner, laut Trainer, bei 20 Prozent. Andererseits darf bei einem Charaktertest für die Mannschaft der Ausfall eines Einzelnen keine Rolle spielen.