Kein Süßes, kein Saures: Angesichts der steigenden Coronazahlen soll auf die beliebten Klingeltouren von Haustür zu Haustür verzichtet werden. Foto: dpa/Armin Weigel

Am 31. Oktober ziehen alljährlich als Hexen oder Gespenster verkleidete Kinder auf der Jagd nach Süßigkeiten um die Häuser. In Zeiten von Corona wird davon jedoch abgeraten. Die Ansteckungsgefahr sei zu groß.

Untertürkheim - S üßes oder Saures? Am besten Nichts! Landes gesundheitsminister Manne Lucha rät von Umzügen zu Halloween am Abend des 31. Oktober ab. Angesichts der steigenden Coronazahlen stellten die beliebten Klingeltouren von Haustür zu Haustür ein zu hohes Infektionsrisiko dar, meint der Minister und appelliert an die Eltern, verantwortungsvoll mit der Situation umzugehen. „Natürlich wird niemand kontrollieren, ob ein paar Nachbarskinder bei Ihnen klingeln und Gummibärchen erpressen – aber es ist ganz sicher nicht die Zeit, zu zehnt um die Häuser zu ziehen oder gar richtige Umzüge zu veranstalten.“

Keine notwendige Aktivität

Am Vorabend von Allerheiligen ziehen alljährlich als Hexen oder Gespenster verkleidete Kinder und Jugendliche in Gruppen auf der Jagd nach Süßigkeiten um die Häuser – das geht sicher auch mit Abstand und Mund-Nasen-Bedeckung. Es stelle sich aber die Frage, ob das in der gegenwärtigen Situation zu den wirklich notwendigen Aktivitäten zähle, meint Lucha und warnt: Bei steigenden Infektionszahlen sei nicht auszuschließen, dass Kitas und Schulen wieder geschlossen werden müssten. Die Eltern sollten nicht vergessen: „Es besteht immer die Gefahr, bei Menschen zu klingeln, die krank sind oder die sich gerade in Quarantäne befinden.“

Kontakte reduzieren

Die Stadt Stuttgart formuliert ihre Bitte nach Zurückhaltung an Halloween weniger konkret. Wie auch in Zusammenhang mit sonstigen Zusammentreffen, so verlautet es aus dem Rathaus, empfehle sich hier die Einhaltung der gängigen Abstands- und Hygienemaßnahmen. Generell sollten Kontakte möglichst reduziert werden – auch und gerade bei privaten Feierlichkeiten. Der Empfehlung sind viele Veranstalter bereits nachgekommen: Die traditionellen Laternenumzüge in Untertürkheim, Wangen, Uhlbach und Rohracker wurden abgesagt – lange bevor der Beschluss zu einem teilweisen Lockdown gefasst wurde, der ab kommenden Montag gilt.

Verschlossene Türen respektieren

Die Polizei geht davon aus, dass in diesem Jahr pandemiebedingt viele Türen an Halloween geschlossen bleiben. Traditionsgemäß werde demjenigen, der nicht öffne und keine Süßigkeiten gebe, ein Streich gespielt, sagt Harald Schmidt, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes in Stuttgart. Aber man sollte es dann nicht übertreiben. Denn aus einem harmlosen Streich könne unbeabsichtigt schnell eine Sachbeschädigung werden, erklärt der Experte. Sein dringender Appell lautet: „Verschlossene Türen sind unbedingt zu respektieren.“

Wer einen Streich spielen wolle – beliebt ist es zum Beispiel, rohe Eier gegen die Hauswand zu werfen – müsse darauf achten, dass keine Menschen zu Schaden kämen oder fremdes Eigentum beschädigt werde. Denn das könne strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen – selbst für jene, die nur mit der Gruppe umherziehen würden, warnt Schmidt. „Viele Streiche sind schlicht Sachbeschädigungen. Diese können mit einer Geldstrafe und sogar mit bis zu zwei Jahren Gefängnis geahndet werden.“ Das könne beispielsweise beim Einwickeln eines Autos mit Toilettenpapier passieren, wenn dabei Kratzer im Lack entstehen. Wer beim Umherziehen Parkbänke oder Haltestellenhäuschen zerstöre, der begehe eine sogenannte gemeinschädliche Sachbeschädigung, die schwerer wiege. In diesem Fall müssten die Täter gar mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren rechnen. Außerdem seien sie schadenersatzpflichtig.

Kein Kavaliersdelikt