Der Sitzungssaal vor dem Prozess. Weitere Impressionen vom Verhandlungstag in unserer Bildergalerie. Foto: Ronny Hartmann/dpa/Ronny Hartmann

Beim heutigen Prozess in Halle wegen eines rechtsextremen Anschlags hoffen die Nebenkläger auf eine Klärung der Hintergründe. Es sei eine der schwerwiegendsten antisemitischen Straftaten der letzten Jahrzehnte.

Magdeburg - Nebenkläger im Prozess zum rechtsextremen Terroranschlag von Halle erhoffen sich vor allem eine Beleuchtung der Strukturen. Es gehe darum, zu klären, wie sich der Täter so radikalisieren konnte, sagte Juri Goldstein, Anwalt von Besuchern der Jüdischen Gemeinde in Halle, vor dem Prozessauftakt am Dienstag in Magdeburg. Es gehe um die Frage: Wie konnte jemand so viel Hass entwickeln „auf die Menschen, die er gar nicht kennt“. „Wir werden versuchen, diese antisemitische Straftat so gut wie möglich aufzuklären“, erklärte Goldstein.

Die größte Herausforderung in dem Verfahren sei der Prozess selbst, so der Nebenkläger-Vertreter. „Sie müssen bedenken, es ist eine der größten und schwerwiegendsten antisemitisch motivierten Straftaten, die wir in den vergangenen Jahrzehnten hatten. Das ist Aufgabe genug.“

Eine Nebenklägerin hat auf einen alltäglichen Antisemitismus in Deutschland hingewiesen und Zivilcourage gefordert. „Antisemitismus und rechtsradikale Ideologie sind in Deutschland kein neues Phänomen“, sagte Christina Feist am Dienstag kurz vor dem Prozessstart in Magdeburg. „Es ist allerhöchste Zeit, dass wir diese schamvolle Wahrheit endlich anerkennen.“ Jeder Angriff sei ein Angriff auf die Demokratie, auf die offene Gesellschaft. Zivilcourage und Einmischen seien gefragt. Feist war am Tag des Anschlags nach eigenen Angaben selbst in der Synagoge.