Rolf und Conny Kurfess sind mit ihrem Fisch-Stand auf dem Wochenmarkt in Bonlanden vertreten. Foto: /Patrick Steinle

Der Fischverkäufer Rolf Kurfess aus Filderstadt berichtet über das Ostergeschäft und darüber, wie sich das Angebot sowie das Publikum auf den Wochenmärkten verändert haben.

Fleisch kommt bei vielen Menschen am Karfreitag nicht auf den Tisch. Christen verzichten nämlich darauf, um dem Tod Jesu zu gedenken. Fisch ist eine gängige Alternative, gefragt ist das Produkt auf dem Wochenmarkt vor den Feiertagen allemal, berichtet Rolf Kurfess. „In der Osterwoche kommen deutlich mehr Kunden“, erzählt der Fischverkäufer, der seit 30 Jahren auf Wochenmärkten in der Umgebung vertreten ist. „Das Ostergeschäft ist ein gutes Geschäft.“

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Viele Leute, die sonst im Abstand von mehreren Wochen kommen, würden sich dann in der Karwoche bündeln. Dass der Brauch, auf Fleisch zu verzichten, noch verbreitet ist, kann Kurfess demnach bestätigen. Insgesamt hätte aber ein Wandel stattgefunden. „Die Menschen haben ein neues Bewusstsein für das Thema Lebensmittel. Mittlerweile sind frische Bio-Waren und gute Qualität sehr gefragt“, sagt Kurfess, der auf den Wochenmärkten vermehrt junge Familien sieht. In Bernhausen, Bonlanden, Degerloch, Nellingen und Plochingen sind er und seine Frau Conny anzutreffen.

Es brauche Know-how und Fingerspitzengefühl

Das Ehepaar steht jeden morgen zwischen 2.30 und 3 Uhr auf. Dann werden zwei Fahrzeuge beladen und von Kurfess auf zwei verschiedene Märkte gebracht, seine Frau und er arbeiten nämlich immer parallel an unterschiedlichen Standorten. Nachdem der Ansturm verflogen ist, geht es kurz nach Mittag zurück, dann wird Ordnung und um 15 Uhr Feierabend gemacht.

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Dabei kommen beide nicht aus dieser Fachrichtung. Rolf Kurfess ist Gärtnermeister, Conny Kurfess gelernte Erzieherin. Kennengelernt haben sich die beiden Filderstädter zu Schulzeiten, vor mehr als 30 Jahren machten sie sich dann selbstständig und starteten mit einem Obst- und Gemüsestand. 1991 übernahmen sie das Fischgeschäft eines Kollegen und führten beides fort. Ein Jahr später, als die Tochter geboren wurde, konzentrierten sie sich auf den Stand mit den Meerestieren. „Wir hatten damals einen guten Stand“, erzählt Kurfess. Der ehemalige Chef des Geschäfts half ihnen bei der Einarbeitung. Der gebürtige Bonlandener sagt: „Es gehört ein gewisses Know-how und Fingerspitzengefühl dazu. Das sind hochverderbliche Produkte.“

Wenn sie auch nie eine fachspezifische Lehre absolvierten, stehen sie bis heute hinter der mit Eis befüllten Theke. Und das mit Erfolg, wie der heute 57-jährige Plattenhardter empfindet: „Stammkundschaft muss man sich verdienen.“ Dem Kollegen von damals sei er dankbar. Dem Wandel der Zeit musste die Familie dennoch gerecht werden. Vor 15 Jahren hatte Kurfess noch keinen Bio-Fisch im Sortiment gehabt, heute sei gerade dieser nicht mehr wegzudenken.

So feiert die Familie Kurfess Ostern

Besonders freut sich Rolf Kurfess auf den Gründonnerstag. Es ist einer der wenigen bis einzigen Tage im Jahr, an denen er gemeinsam mit seiner Frau Conny arbeitet. Am diesem Abend fällt dann auch die Entscheidung, was am Karfreitag auf den Tisch kommt. „Es gibt irgendein Fischfilet“, sagt Kurfess. Je nachdem, was beim Verkauf übrig bleibe. Wählerisch sei er nicht, und er reserviere sich auch nichts Spezielles.

Kartoffeln sollen das Fischfilet am Karfreitag ergänzen. Auch bei Familie Kurfess gibt es kein Fleisch an diesem Tag. Die traditionelle Gemüselasagne dürfe ebenfalls nicht fehlen. Für den Enkel bringe er Gambas oder Oktopus mit. „Darauf steht der kleine Mann“, erzählt der Großvater. Er freut sich auf eine große Familienzusammenkunft. Seine Eltern, Kinder und Enkelkinder würden sich mit ihm und seiner Frau treffen. Am nächsten Morgen klingelt dann um halb drei wieder der Wecker. Familie Kurfess verkauft auch am Karsamstag Fische auf den Wochenmärkten in Bernhausen und Degerloch.