Christa Schultheiß geht auf die Geschichte der Baustellen ein. Foto: Ralf Poller/Avanti

Die Marbacher Fußgängerzone wird saniert. Eine Führung zeigt, dass die Einschränkungen zwar bitter sein mögen, man perspektivisch aber etwas gewinnen kann.

Viele Händler, Anwohner, Besucher und Stadträte hatten den Tag X herbeigesehnt, an dem die siechende Fußgängerzone von Grund auf umgestaltet werden sollte. Als aber Ende 2021 tatsächlich die Bagger anrückten, schlug die Stimmung bei einigen um. Plötzlich rückte der Ärger über die damit verbundenen Einschränkungen, über Lärm und Staub in den Fokus. Dagegen will Christa Schultheiß einen Kontrapunkt setzen. Die Marbacherin hat eine Stadtführung aus der Taufe gehoben, bei der sie vor allem die Chancen herausstreicht, die sich aus einer solchen Generalsanierung ergeben können. Schultheiß, die mit ihren Tuk-Tuk-Touren in der Schillerstadt bekannt geworden ist, wählt dabei einen interessanten Ansatz. Sie erinnert an Beispiele aus der Vergangenheit, denen ebenfalls zunächst Skepsis entgegenschlug, ehe sich am Ende alles zum Guten entwickelte, oder bei denen dank einer Umgestaltung sinnbildlich aus einem hässlichen Entlein ein Schwan wurde.

Letzteres trifft vor allem auf die malerischen Holdergassen zu, die Schultheiß dann auch am Freitag bei ihrer Tour de Baustelle ansteuerte. „Es ist noch gar nicht so lange her, da hätte man niemanden durch die Holdergassen geführt“, erzählte sie den rund 15 Teilnehmern. Die engen Sträßlein waren verrufen. Dann sei der eintönige Asphaltbelag durch ein Pflaster ersetzt worden, Häuser wurden herausgeputzt. „Und jetzt schleppt man alle Besucher hierher“, sagte sie. „Ich hoffe, dass sich die Fußgängerzone genauso entwickelt“, fügte sie hinzu.

Schultheiß betonte zudem, dass Debatten wie nun schon einmal geführt wurden: bevor die Marktstraße in den 70ern letztmals modernisiert wurde. Damals sei die Fußgängerzone sogar für den Durchgangsverkehr geöffnet gewesen. „Das können wir uns heute gar nicht mehr vorstellen“, sagte Schultheiß, die auch auf technische Vorteile der Sanierung einging. Es sei vielleicht nervig, dass der Boden aufgerissen werde, aber nur so könnten Leitungen erneuert und ein Fernwärmenetz verlegt werden. Von all dem profitiere man perspektivisch.

Kurzfristig sollen auch die Gastronomen von der Führung etwas haben und damit die City belebt werden. Schultheiß unternimmt mit ihren Gästen stets Abstecher zu einem Betrieb, in dem den Teilnehmern Eis, Tapas oder wie am Freitag im künftigen Tee- und Antiquitätenladen in der Marktstraße Tee serviert wird. Und am Ende bekam man auch einen Eindruck davon, wie schmuck die Fußgängerzone aussehen dürfte, wenn die Bagger gegen Jahresende wieder abgerückt sind: Schultheiß verabschiedete ihre Gruppe neben dem Rathaus, wo ein Teilstück des neuen, nun holperfreien Pflasters bereits verlegt wurde. Schon zuvor hatte sie auf weitere Vorzüge der Umgestaltung hingewiesen. So bekomme Marbach zwischen den zwei Verwaltungssitzen einen richtigen Marktplatz, an Treppenanlagen würden attraktive Sitzgelegenheiten entstehen.