So soll der Innenhof zwischen den Gebäudereihen einmal aussehen. Foto:  

Der Abriss der ehemaligen Bettfedernfabrik könnte noch 2020 erfolgen. Baustart in einem Jahr.

Bad Cannstatt - Rainer Neumann kann es kaum erwarten, bis die ehemalige Bettfedernfabrik an der Hofener Straße Neubauten mit rund 130 Wohnungen, 20 davon gefördert, weicht. „Wir stehen in den Startlöchern, haben alle Unterlagen, Gutachten und Pläne bei der Stadt eingereicht“, so der Geschäftsführer der Firma Pro Contact.

Seit fünf Jahren ist das Unternehmen Eigentümer des Areals, die Produktion von Bettfedern wurde jedoch schon vor knapp 20 Jahren eingestellt. Einige Räume sind anschließend zwar noch als Lager benutzt worden, insgesamt fristet das Gebäude seither ein eher trauriges Dasein. „Wir wünschen uns auch, dass sich endlich was tut.“ Schon allein mit Blick auf die Kosten. „Die Baupreise sind seit 2015 um 35 Prozent nach oben gegangen.“ Doch, warum zieht sich der Bau so lange hin? Ein Problem sei, dass das Gewerbegebiet in ein urbanes Gebiet umgewandelt werden musste, dadurch habe sich die Planungsphase verzögert. Einen Baustart in einem Jahr halten aber sowohl Angela Weiskopf vom Amt für Stadtplanung und Wohnen als auch Rainer Neumann für realistisch. Er könne aber keine Garantie abgeben, wann die ersten Mieter einziehen würden. Das stellt ihn vor allem bei gewerblichen Interessenten vor gewisse Probleme. Egal ob Kindertagesstätte, Apotheke oder Tagespflege – die Verantwortlichen benötigen Planungssicherheit. „Jeder fragt, wann die Räume definitiv bezugsfertig sind.“

160 Tiefgaragenplätze

Bis zu 100 Millionen Euro will das Unternehmen in das Grundstück investieren. Geplant sind acht Baukörper – vier Häuser hinten und vier Häuser an der Hofener Straße, die im Erdgeschoss miteinander verbunden sind. Um den Parkdruck im Wohngebiet zu reduzieren, sind außerdem zwei Tiefgaragen mit 160 Plätzen vorgesehen. „Damit haben wir genügend Kapazitäten geschaffen.“

Obwohl Abriss und Neubau in einem Zug günstiger wären, denkt der Pro-Contact-Geschäftsführer darüber nach, diese Arbeiten zu trennen und die ehemalige Bettfedernfabrik in drei bis vier Monaten dem Erdboden gleichzumachen. „Wir holen uns entsprechende Angebote ein“, bestätigt Neumann. Er rechne mit Kosten in Höhe von 500 000 bis 900 000 Euro. „Je nach Substanz und was gefunden wird.“ Er geht nicht davon aus, dass man auf Altlasten im Untergrund stoßen werde. Grund für die zeitliche Trennung seien viel mehr Personen, die sich immer wieder Zutritt zu dem teils baufälligen Gebäude verschaffen. Jugendliche, Obdachlose oder wie zuletzt auch Hausbesetzer.

Videoturm in der Bettfedernfabrik

Um für Sicherheit in der Bettfedernfabrik zu sorgen, habe man immer wieder Reparaturen durchgeführt. Beispielsweise Holzbretter vor eingeschlagene Fensterscheiben genagelt. „Aber irgendwann macht das auch keinen Sinn mehr. Wir drehen uns im Kreis. Wenn es weiter ausartet, haben wir ein Problem.“ Als Eigentümer könne und dürfe man das nicht dulden. Neben einem Wachdienst, der zwei bis drei Mal am Tag auf dem Grundstück patrouilliert, habe man mittlerweile einen Videoturm aufstellen lassen, der rund um die Uhr filmt. Darüber hinaus zähle der Austausch des geknackten Kettenschlosses am Eingangstor mittlerweile fast zum Alltag, so Neumann, der die Zusammenarbeit mit der Polizei ausdrücklich lobt. „Sie sind wirklich immer schnell vor Ort, wenn was ist.“

Dass die ehemalige Bettfedernfabrik regelmäßig zu einem großen Abenteuerspielplatz umfunktioniert wird, verärgert auch die Nachbarn. Rainer Neumann steht mit ihnen in regelmäßigem Austausch. „Sie finden es gut, dass endlich was passiert.“ Im Zuge des Neubaus würden sich die Anwohner eine Verkehrsberuhigung im Zuckerleweg erhoffen. „Die Autofahrer sind auf dem Schleichweg teilweise mit einem Affenzahn unterwegs.“