Der Schimpfkalender feiert internationale Karriere. Foto: Uli Nagel - Uli Nagel

Trolls schwäbischer Schimpfkalender macht Karriere: Im 50. Jahr seines Bestehens ist die Nachfrage größer denn je, ja sogar international. Es gibt Anfragen aus den USA, Österreich und der Schweiz.

Bad CannstattDer Schimpf-Kalender von Thaddäus Troll ist 50 Jahre alt geworden. Und dieses Jubiläum beschert ihm, der besonderen Erfindung für Bruddler, eine ganz besonders hohe Nachfrage. Mehr noch: Der Kalender mit den schwäbischen Schimpfwörtern schreibt jetzt sogar international Geschichte. Denn nachdem in unserer Zeitung veröffentlichten Interview mit Trolls ehemaliger Sektretärin Eleonore Lindenberg ist auch das Fernsehen auf das Thema aufmerksam geworden. In der SWR-Landesschau ist Lindenberg interviewt worden. „Das Fernsehteam hat mich zu Hause besucht“, berichtet die Troll-Expertin, die den Schimpfkalender mit dem Kulturverein `s Dudelsäckle und dem Verein Pro-Alt-Cannstatt herausgegeben hat. Seit dem Fernsehbeitrag ist das Interesse international. Einerseits freut sich Lindenberg, andererseits können nicht alle Anfragen beantwortet werden. Das Telefon stand nicht mehr still, sie wurde mit E-Mails überhäuft.

Auch der Cannstatter Wochenmarkt kam zu besonderer Ehre: Dort hatte das Fernsehteam einzelne schwäbische Schimpfwörter auf Tafeln zwischen Obst und Gemüse platziert und sowohl die Beschicker als auch die Marktbesucher nach der Erklärung der Wörter gefragt. Die schwäbischen Ausdrücke sorgten auch für viele Lacher. Die Cannstatter zeigten sich im Interview humorvoll.

Bereits die 50. Auflage

Und auch beim Kulturverein `s Dudelsäckle hat die große Nachfrage nach dem Troll-Kalender seit dem Fernsehbeitrag stark zugenommen, wie der Vorsitzende Peter Hinderer berichtet. Das Problem sei gewesen, in dem Film vom SWR sei nicht gesagt worden, wo man den Kalender genau beziehen könne. So seien viele Zuschauer in die Buchhandlungen gegangen, um nach dem Kalender zu fragen, ohne Erfolg. Hinderer erhält auch viele Anrufe. „Nach dem Fernsehbeitrag ist ein richtiger Hype entstanden“, so Hinderer. Es ist die 50. Auflage des Schimpfwortkalenders. Ein kleines Jubiläum.

Auch bei Pro-Alt-Cannstatt steht das Telefon nicht mehr still, weiß Matthias Busch. Bei ihm melden sich Buchhandlungen aus ganz Deutschland. Für den großen Vertrieb sei es nicht gedacht worden. Doch es gebe auch Anfragen aus Hamburg, Berlin und Oberschwaben, so Hinderer. Busch erklärt, beim ersten Druck wurden 1000 Exemplare hergestellt. Nun wurde ein Nachdruck von 2500 Exemplaren erstellt. Er habe von 25 Buchhandlungen Anfragen aus Baden-Württemberg gegeben, so Busch. Weitere 200 Anfragen habe es von einzelnen Leuten aus Norddeutschland, aus Österreich und der Schweiz und auch aus Amerika gegeben. Manche wollen gleich mehrere Exemplare für die Verwandtschaft haben. Auch unsere Redaktion erhielt Anfragen aus ganz Deutschland.

Der Schimpfkalender wird auf Spendenbasis verschickt. Die Empfänger werden gebeten, eine Spende zu geben. „Wir überlegen, wie wir es im nächsten Jahr sinnvoll machen“, so Busch. Auch Hinderer unterstreicht, dass hier neu nachgedacht werden muss angesichts des Ansturms.

Thaddäus Troll, eigentlich Hans Bayer, hat vor 50 Jahren den ersten Schimpfwortkalender herausgegeben. Er wurde 1914 in Cannstatt geboren und starb im Jahr 1980. Zeitlebens war er seiner Heimat verbunden geblieben. Seine ehemalige Sekretärin Eleonore Lindenberg führt sein Werk fort und stellt auch noch heute sorgfältig den Schimpfkalender jährlich zusammen.

Interessenten des schwäbischen Schimpfkalenders von Thaddäus Troll wenden sich per E-Mail an info@proaltcannstatt.de. Der Schimpfkalender wird nicht verkauft. Der Verein Pro Alt-Cannstatt bittet um eine Spende respektive in dem Zusammenhang auch um Portoersatz für das Zusenden des Kalenders. Das gespendete Geld dient dem Verein Pro Alt-Cannstatt, der auch Förderverein für das Stadtmuseum Bad Cannstatt ist und wird zweckgebunden dem Cannstatter Stadtmuseum zugute kommen.