Vom Kursaal geht es über die König-Karl-, Liebenzeller, Wilhelm-, Brunnen-, Marktstraße, den Wilhelmsplatz, die Seelberg- und Daimlerstraße zum Wasen. Quelle: Unbekannt

Der Volksfestverein lässt zum Volksfestjubiläum den Festzug von 1841 wieder auferstehen. Am 30. September ziehen 4500 Teilnehmer und jede Menge Getier vom Kursaal zum Wasen.

Bad CannstattDer Cannstatter Volksfestverein lässt zum 200-jährigen Volksfestjubiläum den historischen Festzug von 1841 wieder auferstehen. Fünf Jahre haben die Mitglieder des Volksfestvereins an der Replik des historischen Festzugs von 1841 gearbeitet. Zwölf Festwagen wurden mit einem Gesamtaufwand von über 100 000 Euro rekonstruiert und nachgebaut, historische Fahnen reproduziert und Gruppen aufgespürt, die schon damals dabei waren. Damals, das war am 27. September 1841, als Württemberg das 25-jährige Regierungsjubiläum des beliebten Herrschers und Volksfestgründers König Wilhelm I. mit einem „Festzug der Württemberger“ feierte. Dieser Festzug fand in Stuttgart statt, wurde in Teilen am Tag danach auf dem Volksfest wiederholt, wie der Umzugsgestalter und Volksfesthistoriker Wulf Wager herausbekam.

Am Sonntag, 30. September, Punkt 11 Uhr beginnt sich der Festzug mit historischen Gruppen, bäuerlichen Darstellungen, historischen Trachten und Uniformen sowie vielen Musikern aus ganz Baden-Württemberg und darüber hinaus vom Cannstatter Kursaal aus durch die historischen Gassen der Cannstatter Altstadt auf den Wasen zu schlängeln. Liebevoll gestaltete Festwägen und mehr als 150 Pferde, Ochsen, Kühe, Geißen, schwäbisch-hällische Landschweine und anderes Getier geben diesem Festzug in diesem Jahr eine außergewöhnliche Note.

Das Wagenbauerteam des Cannstatter Volksfestvereins hat zwölf Festwagen von 1841 in mehrjähriger Arbeit rekonstruiert und nachgebaut. Möglich wurde das nur durch zahlreiche Sponsoren, allen voran die Festwirte des Cannstatter Volksfestes, die pro Sitzplatz einen Euro gaben und so ein gutes Fundament schufen. Auch die LBBW, deren Gründung ja auch auf Königin Katharina zurückgeht, die Bay-Stiftung und schließlich auch das Haus Württemberg sowie etliche Privatleute trugen zur Finanzierung bei. So können sich die Besucher des Historischen Festzugs auf tolle Wagen wie den Fruchtsäulenwagen, den Kräuterwagen aus Brackenheim, den Weinwagen aus Besigheim sowie den Festwagen aus Echterdingen, den Heuwagen aus Göppingen und den Garbenwagen und den Hopfenwagen aus Rottenburg freuen. Auch Gruppen, die damals schon dabei waren wie die Betzinger Trachtenträger und die Stadtgarde zu Pferd Stuttgart sind in diesem historischen Teil des Festzuges mit dabei. Erstmals seit 1841 verlassen die Mitglieder des Ulmer Schiffervereins ihre alte Reichsstadt und bringen die Original-Prachtzille mit, die vierspännig gezogen wird.

Das Haus Württemberg stiftete die Replik einer württembergischen Landesfahne, die von Reitern erstmals präsentiert wird. Auch die historische Figur des Reutlinger Fahnenflaigers, der zum Zeremoniell des Reutlinger Schwörtags gehört, kommt nach Bad Cannstatt. Seit langer Zeit einmal reisen Freunde aus den USA an. Der Cannstatter Volksfestverein aus Philadelphia hat sich mit 50 Teilnehmern angekündigt. Fehlen darf auch nicht der „Goldene Pflug“, der im Original im Deutschen Landwirtschaftsmuseum ausgestellt ist. Bürgerwehren, Schäfergruppen und Trachtenkapellen ergänzen diesen Teil des Festzuges.

König Wilhelm I. und seine Frau Katharina, die Volksfeststifter, werden in einer von zehn Rappen gezogenen Kutsche sitzen und das Volk grüßen. Geleitet werden sie wie seit Anbeginn des Volksfestes von der Stuttgarter Stadtgarde zu Pferd von 1652. Ein weiterer Zehnspänner mit Kaltblütern zieht den historischen Festwagen von den Fildern. Bei diesem Volksfestumzug sind nur Festwagen zugelassen, die von Tieren gezogen werden. Lediglich im bäuerlichen Teil sind historische Zugfahrzeuge mit dabei.

Drei Themenblocks sind im Umzug. Den ersten Block bilden die Wirte, Schausteller und Cannstatter Gruppen. Der zweite, einmalige Themenblock „Historischer Festzug“ stellt die Replik des Festzuges von 1841 dar. Der dritte Themenblock „200 Jahre Landwirtschaftliches Hauptfest“ zeigt bäuerliche Tätigkeiten aus den letzten beiden Jahrhunderten. Alle Teilnehmer kommen auf eigene Kosten nach Bad Cannstatt, weil ihnen die Atmosphäre und die Stimmung, die das Publikum verbreitet, gefällt. Eine Maß Volksfestbier und ein Göckele sind dann nach 4,2 Kilometern Umzugsstrecke der einzige Lohn für das Engagement.

Der Volksfestverein unter der Leitung von Robert Kauderer und dem Sauerwasserschultes Bernd-Marcel Löffler ist seit 1997 Ausrichter und Organisator dieses Festzuges. Auch in diesem Jahr wurde der Umzug inhaltlich von Wulf Wager zusammengestellt. Mit diesem Festzug möchte der Volksfestverein der Aufnahme in das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturguts der UNESCO Vortrieb leisten. Die Umzugsplakette ist eine kleine Volksfestszene aus Kunststoff und für 5 Euro zu erwerben. Der Verkauf der Plaketten dient der Deckelung der hohen Kosten. red