Luftbilder zeigen das enorme Ausmaß der Zerstörung an dem Gebäude in Bietigheim. Foto: KS-Images.de/Karsten Schmalz

Am Tag nach dem Großbrand in Bietigheim zeigen Drohnenfotos das immense Ausmaß der Zerstörung: Statiker müssen jetzt klären, ob das Möbelhaus abgerissen werden muss. Die Brandursache ist noch unklar – und es sind weitere Fragen aufgetaucht.

Bietigheim-Bissingen - Am Montagnachmittag ist die Feuerwehr immer noch da. Die Männer und Frauen, die den ganzen Sonntag über gegen den Großbrand im Möbelhaus Hofmeister in Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) gekämpft haben, liegen teils erschöpft vor ihrer Ausrüstung, andere packen zusammen. Der Feuerwehrkommandant Frank Wallesch steht an der Südseite des völlig zerstörten Gebäudes, hier haben die Flammen am heftigsten gewütet. Die Fassade liegt frei, das tonnenschwere Metalldach ist eingestürzt und sieht aus, als hätte es jemand zusammengefaltet.

Am Sonntagvormittag war das Feuer ausgebrochen, erst am Montag um 7  Uhr war alles gelöscht – bis auf einzelne Glutnester. Überall riecht es nach Qualm. Und erst am Montag wird auch deutlich, wie immens die Schäden sind: Eventuell muss das Gebäude abgerissen werden. Das müssten jetzt die Statiker klären, sagt Frank Wallesch. Auszugehen ist von einem Schaden in zweistelliger Millionenhöhe. Nach Angaben des Kreisbrandmeisters Andy Dorroch wurden 20 Prozent des Gebäudes zerstört: „Da ist nichts mehr zu retten.“

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Ein erheblicher Teil der Ware ist ebenfalls unwiderruflich verloren – auch in den übrigen, weniger vom Feuer betroffenen Teilen des Gebäudes wegen des Rauchs und des Löschwassers. „Der Einsatz von Wasser war massiv“, sagt Dorroch, in der Spitze habe man 15 000 Liter pro Minute in das Gebäude gepumpt. „Es stand in jedem Stockwerk, floss wasserfallartig die Treppe runter.“ Schon in der Nacht wurde mit dem Abpumpen begonnen, um den Schaden zu mildern. Die einzig positive Nachricht am Montag: Die drei Personen, die bei dem Brand eine Rauchgasvergiftung erlitten haben, konnten das Krankenhaus inzwischen verlassen und sind wieder zu Hause.

Die Feuerwehr stand vor einer riesigen Herausforderung

Er habe einen solchen Einsatz noch nicht erlebt, berichtet Frank Wallesch. Was die Angriffstrupps, die als erstes das Gebäude betraten, geleistet hätten, sei kaum vorstellbar. Im Inneren herrschten 700 bis 900 Grad Celsius. „Dabei schmilzt die Ausrüstung.“ Aus diesem Grund musste der Brand von außen gelöscht werden. Doch die Flammen seien, da das Gebäude keine Fenster hat, kaum zu erreichen gewesen. „Wir haben die Fassade freigelegt und standen vor einer Wand“, sagt Dorroch. „Es kam viel Ungünstiges zusammen.“ Deshalb habe man warten müssen, bis sich am Dach Löcher auftaten, um die Drehleitern und den Teleskopmast einsetzen zu können. 250 Einsatzkräfte waren vor Ort.

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Eine Brandschutzmauer hat immerhin dafür gesorgt, dass die Flammen nicht auf die angrenzende Gebäudestruktur übergriffen. Es sei „30 Sekunden vor Zwölf gewesen, dass die Mauer bricht“, so Dorroch.

Die Ursache für den Großbrand wurde auch am Montag nicht gefunden. Womöglich werde sie, wegen der enormen Schäden, nie ermittelt, sagt Kommandant Wallesch. Die Kriminalpolizei geht indes nicht von einer Brandstiftung aus, weil es an dem Gebäude keine Einbruchsspuren gebe. Geklärt werden muss auch, warum die Schlafzimmerabteilung beim Eintreffen der Feuerwehr bereits in Vollbrand stand, obwohl die Brandmeldeanlage erst wenige Minuten zuvor angeschlagen hatte.

Teile der Belegschaft werden jetzt auf andere Standorte verteilt

Das Bietigheimer Möbelhaus war mit 50 000 Quadratmetern Fläche eines der größten in der Region und die Hauptfiliale von Hofmeister. Daneben besitzt das Unternehmen ein 40 000 Quadratmeter großes Möbelhaus in Sindelfingensowie mehrere Küchenstudios, eines davon in Stuttgart. Geöffnet sind in Bietigheim nun nur noch die Abholmärkte Trendy und Möbel-Discount sowie das Restaurant. Aus der Belegschaft ist zu hören, dass ein Teil des Verkäuferteams auf den Standort in Sindelfingen und die Küchenstudios verteilt wird. Die Verwaltungsmitarbeiter sind im Homeoffice. Die Leitung des Familienunternehmens, das am Sonntag 130-jähriges Bestehen feiern wollte, war am Montag nicht zu erreichen.

Hofmeister zählt 1200 Mitarbeiter und ist damit eines der größten Unternehmen in Bietigheim-Bissingen. Im Rathaus zeigt man sich offen für Unterstützung. „Wie die Arbeit weitergeht, muss Familie Hofmeister und ihr Führungspersonal entscheiden“, sagt die Sprecherin Anette Hochmuth. Wenn die Stadt gefragt werde, werde man „natürlich prüfen“, was sich tun lässt. „Der Bestand des Unternehmens liegt der Stadt am Herzen.“