Jürgen Fink (rechts) hat dem CDU-Bundestagsabgeordneten Fabian Gramling erklärt, welche Probleme er als Betreiber einer Biogasanlage hat. Foto: Ralf Poller/Avanti/Avanti

Erst fördern, dann abkassieren – Jürgen Fink, der außer einem Bauernhof auch eine Biogasanlage betreibt, kann die Überlegungen der Berliner Politik nicht nachvollziehen.

Der Landwirt Jürgen Fink, der im Großbottwarer Teilort Hof außer dem eigentlichen Bauernhof auch noch eine Biogasanlage betreibt, versteht die Welt nicht mehr. In einer Zeit, in der wegen Putins Krieg in der Ukraine Energiepreise in die Höhe schießen, bekommt Fink als Produzent alternativer Energie von den Regierenden in Berlin Knüppel zwischen die Beine geworfen. So empfindet er zumindest die jüngste Idee aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Um die Strompreisbremse zu finanzieren, plant Minister Robert Habeck laut einer Präsentation von Mitte Oktober, dass die Betreiber von Biogas- und Solaranlagen rückwirkend ab März ihre Strommarkterlöse abgeben müssen. Noch im September wollte Habeck Biogas und Solarstrom stärker fördern, um die Energieversorgung in Deutschland zu sichern.

Eine Biogasanlage ist teuer und muss sich rechnen

Die nun im Raum stehende rückwirkende Gewinnabschöpfung wäre laut Fink nicht nur ein eklatanter Vertrauensbruch, sondern hätte auch wirtschaftliche Folgen. „Ich habe das Geld schon wieder investiert,“ erklärt er. Die 1,8 Millionen teure Biogasanlage hat er um einen Havariewall, eine Siloabdeckung – beides übrigens gesetzlich vorgeschrieben – und ein größeres Lagervolumen ergänzt. Das habe mehr als 1,5 Millionen gekostet.

Hinzu komme, dass auch für ihn die Betriebskosten enorm gestiegen seien. Für Öl und Diesel etwa zahle er nun mehr als zwei Euro statt wie bisher stark einen Euro. Auch die Preise für Landmaschinen und Baumaßnahmen hätten stark angezogen. Er gehe deshalb davon aus, dass die neuen Pläne etliche Betreiber von Biogasanlagen in die Insolvenz treiben würden. „Eine NawaRo-Anlage kommt dadurch in die tiefroten Zahlen.“ NawaRo steht für nachwachsende Rohstoffe, die in einem Substratlager einsiliert und bis zur Nutzung in der Anlage dort aufbewahrt werden. Am häufigsten sind dies Maissilage, Grassilage, Mist und Gülle.

Die Verwendung von Maissilage ist auch der Grund, warum die meisten Grünen solche Anlagen kritisch sehen. Mais sollte besser in der Nahrungskette landen als in der Energieversorgung, argumentieren sie, zudem nähme der Maisanbau überhand.

Aus Abfall Energie gewinnen

Jürgen Fink setzt allerdings auch Substrate wie Pferdemist, Maisstroh, Gülle, Getreideausputz und sogar Leimleder von einem benachbarten Lederhersteller ein, also im Prinzip Abfallprodukte. Im Gegenzug versorgt er die Gerberei mit Fernwärme, die damit 90 Prozent ihres Warmwasserbedarfs decken kann. Außerdem nutzt er die überschüssige Wärme zur Holztrocknung. „Das ist für mich kein Gewinn, aber wenigstens die Arbeitszeit ist bezahlt.“

Im Prinzip, erklärt der junge Landwirt, sei die Biogasanlage für die meisten Substrate nur ein Zwischenschritt. „Die verrotten dann nicht auf dem Acker, sondern in der Anlage, und so fängt man das entstehende Methan auf.“ Übrig bleibt eine dunkelbraune Brühe, die auf dem Acker ausgebracht wird und Mineraldünger einspart.

Branchen werden unterschiedlich behandelt

Zudem, argumentiert Jürgen Fink, könnten Biogasanlagen flexibel gefahren werden und so Preisschwankungen des Marktes abpuffern – und das wesentlich günstiger als teure Kraftwerke.

Was der Großbottwarer nicht versteht: „Warum steigt beispielsweise das Netzentgelt im nächsten Jahr? Warum trägt nicht jeder seinen Teil dazu bei, die Kosten zu senken? Dann wäre ich auch gern dazu bereit.“

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Fabian Gramling, den Fink eingeladen hatte, um ihm seine missliche Lage deutlich zu machen, meinte, man müsse bei dem Vorhaben genau hinschauen, wo man tatsächlich Gewinne abschöpfen könne. „Branchen, die nicht nur den Energiegewinn als Nutzen haben, sollten anders behandelt werden.“