Coronavirus: In Stuttgart wird in den katholische Kirchen derzeit die Oblade nur in die Hand und nicht in den Mund gelegt. Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Weihwasserbecken bleiben leer. Kein Handschlag zur Begrüßung. Anlächeln statt Friedensgruß. Wie die drohende Infektionsgefahr sich auf Gottesdienste auswirkt.

Stuttgart - Die Kirchen haben bei Ihren Gottesdiensten vergangenen Sonntag besondere Vorsicht walten lassen. Sowohl die katholische Diözese Rottenburg-Stuttgart als auch die Evangelische Landeskirche in Württemberg hatten Handlungsempfehlungen für Gottesdienste herausgegeben, um die Infektionsgefahr mit Corona-Viren zu einzuschränken.

Abendmahl ohnehin mit Einzelkelchen

Die evangelische Pfarrerin Renate Kleinmann hat in der Bernhardskirche in Rohracker am Sonntag einen Gottesdienst mit Abendmahl gehalten. „Die Stimmung war gelassen“, berichtete Kleinmann. Dennoch habe sich das Vorbereitungsteam im Vorfeld Gedanken gemacht: Die Gottesdienstbesucher sollten sich beim liturgischen Friedensgruß nicht – wie üblich – die Hand reichen, sondern jeweils mit der rechten Hand die Schulter oder den Arm des Nachbarn berühren. Auf diese Weise komme die Verbundenheit in der Gemeinschaft auch ohne Handschlag zum Ausdruck. Ansonsten feiere die Kirchengemeinde das Abendmahl ohnehin gewöhnlich mit Einzelkelchen: „Mit Gemeinschaftskelch hätte ich das nicht gemacht“, sagte Kleinmann. Die Austeilung der Oblaten mit ihren Händen, hält die Pfarrerin für unbedenklich. Auch auf den Handschlag zur Verabschiedung nach dem Gottesdienst habe sie nicht verzichten wollen. Sie räumte jedoch ein: „Wenn es vor Ort Krankheitsfälle geben würde, müsste man nochmal ganz neu überlegen.“

Stimmung sogar positiver als sonst

Dies wiederum hält der katholische Pfarrer Matthias Hambücher aus der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Nordwest für hinfällig. Die Empfehlungen des Bischofs seien ausreichend – auch für die kommenden Wochen. In seinem Gottesdienst habe man komplett auf den begrüßenden Handschlag verzichtet: anlächeln und eine kleine Verneigung seien an die Stelle des Händeschüttelns getreten. Auch das Weihwasserbecken am Eingang sei leer geblieben. Die Menschen seien aber nicht überrascht gewesen, als Hambücher zu Beginn des Gottesdienstes auf die leichten Veränderungen im Gottesdienst hinwies. Beifälliges Nicken habe er geerntet: „Die Leute sind froh, wenn sie merken, dass Leute verantwortlich handeln“, sagte Hambücher. Als die Gläubigen sich beim Friedensgruß freundlich anschauen sollten, anstatt sich die Hand zu geben, sei die Stimmung sogar positiver gewesen als sonst. Am Lächeln, meint Hambücher, habe er gemerkt: „Es hat den Leuten sogar ein bisschen Spaß gemacht.“ Dennoch empfiehlt er gerade älteren Menschen, nicht gegen ihre Angst einen Gottesdienst zu besuchen. Gegebenenfalls könne man auch einen Fernsehgottesdienst von zuhause aus schauen.