Die Johanneskirche in Kornwestheim wird zu einem Anlaufpunkt. Foto: Archiv (Ruth Kappel)

Die Energiekrise wirkt sich auch auf die Kirchengemeinden im Landkreis aus. In ihnen wird gerade intensiv über Maßnahmen zum Energiesparen beraten.

Die Energiekrise zwingt die Kirchen zum Handeln. Welches Gotteshaus wird beheizt? Wenn ja, wie intensiv? Können Gottesdienste und Veranstaltungen wie gewohnt stattfinden? Wie steht es um die Gemeindehäuser? All dies beschäftigt die Kirchengemeinden, die jüngst Vorgaben und Empfehlungen von den übergeordneten Stellen erhalten haben.

Der Rat der Protestanten in Kornwestheim fasste einen Entschluss: In keiner ihrer Kirchen wird mehr der Sakralraum geheizt. Temperiert wird nur noch im neuen Einbau in der Johanneskirche und in zwei Gruppenräumen in Pattonville. Von entsprechend vielen Anfragen für die Johanneskirche berichtet Pfarrer Ulrich Theophil. Teils versammelten sich fünf Gruppen gleichzeitig. „Und es geht. Das ist schön zu erleben. Die Gemeinde rückt näher zusammen.“

Manche Kirchen werden gar nicht beheizt

Der Einbau der Johanneskirche hat zudem den Vorteil, dass es bei Gottesdiensten nicht kälter als 14 Grad wird. Das ist in anderen Kirchen anders. „Wir wägen sorgfältig ab, was wirtschaftlich möglich ist, andererseits für unsere Gemeindemitglieder zumutbar ist“, sagt Franziska Käfferlein, Klimaschutzmanagerin für den evangelischen Kirchenbezirk Ludwigsburg. Niemand setze sich bei unter zehn Grad in den Gottesdienst. „In diesem Winter erfolgt keine einheitliche Beheizung der Kirchen.“ In einigen Gemeinden sei bei 12 Grad Schluss ist, anderorts werde nicht geheizt. Eine Alternative, die in den Fokus rückt, ist die Winterkirche. Bei ihr wird der Gottesdienst in einem abgetrennten Raum abgehalten. Mal im Kirchengebäude, mal nebenan. In der Ludwigsburger Auferstehungskirche oder in Hoheneck wird im Gemeindezentrum gefeiert.

Der Ludwigsburger Dekan Michael Werner betont, dass es in Anbetracht der Coronajahre wichtig sei, sich auf die Krise einzustellen, Gottesdienste und Veranstaltungen aber zu ermöglichen. Für Letztere werde, wo vorhanden, die Sitzbankheizung eingeschaltet. Ähnlich geht die Kirchengemeinde Marbach vor. Laut Dekan Ekkehard Graf wird in der Stadtkirche unter den Fußbänken elektrisch geheizt. Die Fußbodenheizung bleibt aus. „Wir empfehlen warme Kleidung.“

Die Winterkirche könnte Schule machen

Gute Erfahrungen machte das Dekanat Besigheim im Vorjahr mit der Winterkirche im Ottmarsheimer Gemeindehaus. Das Konzept könnte Schule machen. „Und wir überlegen, Gottesdienste zentral, also nicht in jeder Gemeinde, abzuhalten“, so Dekan Eberhard Feucht, der Ressourcenschonung sowieso als Grundanliegen ansieht. „Gleichwohl liegen uns die Menschen am Herzen, die von den finanziellen Belastungen betroffen sind.“ In den Gemeindehäusern ist angedacht, die Belegung so zu steuern, dass weniger Räume genutzt werden. Auch innerhalb des Dekanats Ditzingen-Vaihingen wird beraten. „Die Rückmeldungen, dass es in der Kirche kühl ist, werden zunehmen“, befürchtet Dekanstellvertreter Ulrich Wiedenroth.

Für die Kirchengemeinden geht es nach Vorgabe der evangelischen Landeskirche auch darum, die Gasheizungen zu überprüfen und zu optimieren. Vorgaben aus dem Schreiben von September sind etwa auch, auf Beleuchtung im Außenbereich möglichst zu verzichten und Räume, auch Gemeindehäuser, reduziert zu beheizen. Andererseits darf es bei all den Sparüberlegungen mit Blick auf Denkmalschutz, Fresken oder auch Orgeln nicht zu kalt oder zu feucht sein.

Es wird später geheizt als sonst

Die Diözese Stuttgart-Rottenburg gab Mitte September ein ähnliches Schreiben samt Einsparverordnung heraus. Empfohlen wird darin gar, wegen der Luftfeuchtigkeit Topfpflanzen zu entfernen. Für Orgeln sind Feuchtemessgeräte vorgesehen. Auch im katholischen Dekanat Ludwigsburg wird über Vorkehrungen beraten. „Viele Gemeinden beginnen erst zum November oder Dezember, ihre Kirchen zu heizen“, sagt Dekan Alexander König. Zwar sei stets mit Jacke und Schal Gottesdienst gefeiert worden. Die Gemeinden strebten nun aber ebenfalls Winterkirchen und gebündelte Raumbelegungen an.