Dekan Eckart Schultz-Berg freut sich über die Öffnungsmöglichkeit. Foto: Iris Frey

Erstmals seit Ausbruch der Corona-Krise öffnen die Kirchen wieder. In der Lukaskirche gibt es heute erstmals wieder einen Gottesdienst. Andere Gemeinden bereiten eine Öffnung am 10. Mai vor.

Bad Cannstatt - Erstmals seit Ausbruch der Corona-Krise und den Kontaktverboten dürfen die Kirchen wieder Gottesdienste abhalten. Im Dekanatsbezirk Bad Cannstatt mit Untertürkheim und Stuttgart-Ost geht es in Kürze los.

Im Stuttgarter Osten öffnet heute die evangelische Lukaskirche zur Taizé-Andacht um 19 Uhr. Sie dauert zirka 30 Minuten. In Absprache mit Stadtdekan Søren Schwesig wird ab dem heutigen 6. Mai wieder öffentlich mit Andacht im Hauptschiff der Lukaskirche eingeladen.

In Bad Cannstatt laufen bei Dekan Eckart Schultz-Berg die Vorbereitungen, damit ab Sonntag, 10. Mai, mit Gottesdiensten begonnen werden kann. Heute Abend entscheidet der Kirchengemeinderat darüber. Wenn der Kirchengemeinderat sein Okay gibt, ist am Sonntag folgendes geplant: Es wird darauf geachtet, dass ein Mindestabstand von zwei Metern zu benachbarten Personen eingehalten wird. „Dafür markieren wir die Plätze. Wir werden vorher ausrechnen, wie viele Personen als Höchstzahl in die Stadtkirche können. Wobei Mitglieder eines Haushaltes zusammen sitzen können. Zur Nachverfolgung von Infektionsketten müssen wir dokumentieren, wer wo saß. Gut wäre, wenn die Gemeindeglieder ihre Gesangbücher mitbringen würden, um die Lieder oder einen Psalm mitlesen zu können.“ Wenn möglich, sollen Eingang und Ausgang getrennt werden. Es darf nicht gesungen werden, aber es gibt Musik. Der Gottesdienst in der Stadtkirche soll um 10 Uhr beginnen. „Wir feiern dann einen zweiten Gottesdienst im Anschluss, falls der Erste voll ist.“

Bei der evangelischen Kirche gibt es vorerst keine Kindergottesdienste. Es wird die Kita-Öffnung abgewartet. Im Internet gibt es ein Angebot „Kirche mit Kindern“ . Es gibt noch kein Abendmahl. Taufen mit Tauffamilie sind wieder möglich. Kirchliche Trauungen sind in Extra-Gottesdiensten vorerst ausgesetzt. Beerdigungen sind mit Abstandsgebot erlaubt. Gottesdienste im Grünen mit bis zu 100 Personen sind erlaubt. Was die Zahl der Gottesdienstbesucher pro Kirche betrifft, muss individuell vermessen werden. „Für die Stadtkirche sind das 36 Personen in den Bänken. Wir wollen noch Stühle stellen.“

Auch in der Kirchengemeinde Neu-SteinHofen werden Gottesdienste geplant, teilt Pfarrerin Dorothee Niethammer-Schwegler mit. Infos auf der Homepage www.neu-stein-hofen.de. Ein Hygienekonzept für die Kirchenräume wird gerade entwickelt. Im Mai werden die Gottesdienste mehr ‚im Grünen‘ stattfinden, in den Gärten der Kirchen oder im Waldheim. Am 10. Mai ist um 10.30 Uhr Gottesdienst in der Steinhaldenfeldkirche.

In Untertürkheim beginnen die Gottesdienste unter strengen Auflagen in der Stadt-Wallmergemeinde mit einem Gottesdienst in der Stadtkirche mit Pfarrer Hug zur gewohnten Zeit um 9.45 Uhr.

Die Stadtkirche und die Wallmerkirche sind vorbereitet: Die Stuhlreihen wurden so gestellt, dass ein Mindestabstand von zwei Metern gewährleistet ist. Die Anzahl der zulässigen Gottesdienstbesucher ist abhängig von der Größe der Kirche. Für die Untertürkheimer Stadtkirche bedeutet dies eine Kapazität von 42 Einzel- beziehungsweise 84 Paarplätzen (es stehen jeweils für Besucher aus einer Hausgemeinschaft zwei Stühle nebeneinander) im Hauptschiff, die bei Bedarf um 29 weitere Stuhlgruppen hinter der Grieshaberwand erweitert werden können. „Sollten es deutlich mehr Besucher werden, werden wir um 11 Uhr einen zweiten Gottesdienst anbieten“, so der Vorsitzende des Kirchengemeinderates der Stadt- und Wallmergemeinde, Stefan Glöckler.

Die Besucher werden gebeten, eine eigene einfache Gesichtsmaske (Mund-Nasen-Schutz) zu tragen und ein eigenes Gesangbuch mit zu bringen. Es werden Liedblätter ausgeteilt. Die Online-Gottesdienste auf Youtube werden vorerst beibehalten und können zeitgleich über die Gemeindehomepages abgerufen werden.

Auch in den katholischen Kirchengemeinden in Bad Cannstatt und Untertürkheim wird nach Lösungen gesucht: „Da jedes Pfarramt ein eigenes Infektionsschutzkonzept ausarbeiten muss, wird gerade fieberhaft an der Handhabe gefeilscht“, erklärt Nicole Höfle, Sprecherin der katholischen Kirche in Stuttgart. Die Lösungen seien individuell, einige Maßnahmen werden aber in allen katholischen Kirchen durchgeführt. „Am Eingang der Kirchen werden zwei Leute aus dem Pastoralteam stehen und auf die Anzahl der Gäste achten.“ Zudem muss in der Kirche zwischen den Besuchern in alle Richtungen ein Abstand von zwei Metern sichergestellt sein. Gemeinsam gesungen werden darf nicht. Auch die Weihwasserbecken bleiben leer. „Die Teilnahme an den Gottesdiensten wird nur mit vorheriger Anmeldung möglich sein“, so Höfle. Die Konzepte müssen einer Kontrolle des Ordnungsamts standhalten können. Dies kann die Gottesdienste bei Bedarf kontrollieren.

Andreas Krause, zuständiger Pfarrer für die Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Neckar und damit Bad Cannstatt, freut sich auf die kommenden Gottesdienste, allerdings mit der gebotenen Vorsicht. „Wir halten die Regeln vom Land und unserer Diözese strikt ein.“ Das heißt, zwei Meter Abstand, Kontrolle am Eingang und Teilnahme nur mit Anmeldung. Diese erfolgt per Mail oder telefonisch. Es wird nicht gesungen. „Hier überlegen wir uns ein gregorianisches Modell.“ Das heißt, ein Chor wird singen können, mitgesungen werden darf nicht. Auch auf die Kommunion will Krause beim ersten Gottesdienst verzichten, obwohl sie elementar für Katholiken ist. „Auch aus Solidarität mit denen, die nicht teilnehmen können.“ Für die, die nicht können, wird es Online-Angebote geben. „Ich will den ersten Gottesdienst aufnehmen und auf Youtube hochladen.“ Dort wird er dann unter dem Suchbegriff „Pfarrer Andreas Krause“ zu finden sein.

Auch in Untertürkheim herrscht Anmeldepflicht: „Bei uns ist eine Anmeldung per E-Mail unter gottesdienst@sankturban.de oder telefonisch unter der Nummer des Pfarrbüros während der Öffnungszeiten möglich“, berichtet Pfarrer Andreas Gälle vom Pfarramt St. Johannes, während die Gemeindekirche derzeit hergerichtet wird. An den Sitzbänken werden Markierungen angebracht, nur zwei Menschen werden pro Reihe Platz haben. Am Eingang werden Freiwillige des Pastoralteams die angemeldeten Personen aufnehmen und die Anzahl kontrollieren. Zudem wird es dort die Möglichkeit geben, sich die Hände zu desinfizieren. „Mehr als 50 Leute werden wir nicht zum Gottesdienst begrüßen können.“ Der Pfarrer freue sich, dass es nun wieder losgeht, ähnlich gehe es seinen Gemeindemitgliedern. „Gottesdienste über Live-Streaming sind einfach nicht dasselbe, wie in echt.“

Weitere Informationen gibt es unter www.stuttgart-evangelisch.de/gottesdienste/ und unter www.kath-kirche-stuttgart.de.