Nicht immer darf man einem schönen Aussehen vertrauen: Manchmal verbirgt sich dahinter eine Gefahr. Bei einigen Garten- und Feldpflanzen ist das der Fall. Sie sind giftig. Besondere Vorsicht ist beim Riesen-Bärenklau geboten.
Nicht nur in den Tropen lauern tödliche Gefahren. Auch in Deutschland bergen beliebte Gartenpflanzen wie Eisenhut, Schwarze Tollkirsche und Oleander zum Teil lebensgefährliche Risiken. Die Kartoffel und Bohne sind wohl die bekanntesten Beispiele dafür, dass Menschen über Generationen hinweg gelernt haben, mit Giftpflanzen gefahrlos umzugehen.
Riesen-Bärenklau: Attraktive Pflanze mit gefährlicher Wirkung
Eine Giftpflanze hatte kürzlich beim "Mammutmarsch" mit Start im nordrhein-westfälischen Essen für einen medizinischen Großeinsatz gesorgt. Die Feuerwehr sei informiert worden, dann hätten sich nach und nach Berichte über Unwohlsein und Hautverbrennungen bei Teilnehmern des 100-Kilometer-Distanz-Laufs gehäuft, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Zahlreiche Krankenwagen seien im Einsatz gewesen. Die Feuerwehr berichtete von 17 Verletzten, fünf davon mussten in die Klinik.
Ursache sei der Kontakt der Wanderer mit der Pflanze namens Riesen-Bärenklau gewesen, so der Sprecher. Das Gewächs sondere eine Flüssigkeit ab, die mit Sonnenlicht reagiere und bei Berührungen etwa an Armen oder Beinen zu Hautverätzungen und -verbrennungen führe.
Am besten sei es, Kinder gar nicht in der Nähe von Riesen-Bärenklau oder anderen phototoxischen Pflanzen spielen zu lassen, rät der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Weist die Haut bereits Verbrennungen durch Pflanzensaft auf, könne man die betroffenen Stellen mit Eisbeuteln und feuchten Kompressen kühlen. Ist die Reaktion stark, sollte man einen Arzt konsultieren.
Riesen-Bärenklau wächst mehrere Meter hoch und ist deshalb ein besonders verlockendes Versteck für Kinder. Der Stängel kann bis zu zehn Zentimeter dick werden. Riesen-Bärenklau blüht weiß bis rosa, seine Blüten haben einen Durchmesser von bis zu 80 Zentimetern.
Welche Gifte kommen in Gartenpflanzen vor?
Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) werden etwa zehn Prozent der Vergiftungen durch Pflanzen oder Pilze ausgelöst. Schon winzigste Giftmengen können demnach zu einem qualvollen und extrem schmerzhaften Tod führen. Pflanzenstoffe wie Alkaloid, Saponin oder Lectin können in Knollen, Blättern und Früchten enthalten sein und durch Verzehr, Berührung oder Einnahme in den menschlichen Organismus gelangen.
Kommen giftige Pflanzen in Gärten häufig vor?
Ja. Selbst wenn auf die Narzissen zum Osterfest, die Tulpen, die Schneeglöckchen, Alpenveilchen, Rittersporn, Fingerhüte oder die eleganten Christrosen in Haus und Garten verzichtet werden würde – Giftpflanzen gibt es auch wild in Wald und Garten.
Ein Leben ohne Kontakt zu Pflanzen mit giftigen Inhaltsstoffen ist daher kaum möglich und auch nicht nötig, wenn man ein paar einfache Regeln beherzigt.
Worauf sollte man beim Pflanzenkauf achten?
Wer eine Pflanze kauft, ob für Garten, Fensterbank oder Balkonkasten, sollte sich den Namen aufschreiben oder einprägen und fragen, ob sie giftig ist oder nicht. Wenn ja, schließt sich die Frage an, welche Teile giftig sind und wie mit ihnen umzugehen ist.
Wie schützt man sich vor dem Kontakt mit Pflanzengiften?
Meist wird gründliches Händewaschen nach jedem Umgang ausreichen. Dabei werden nicht nur Schmutz, sondern auch alle Pflanzensäfte mit den giftigen Inhaltsstoffen abgespült.
Wird das konsequent eingehalten, geht weder vom beliebten Buchsbaum mit dem stark giftigen Buxin, noch vom Rittersporn (Delphinium und Consolida) mit seinen Alkaloiden oder dem Oleander – in dem das giftige Oleandrin steckt – Gefahr aus.
Welche Pflanzen sind besonders giftig?
Bei zwei Arten, nämlich den Eisenhüten (Aconitum) und der Herkulesstaude (Heracleum/auch Riesen-Bärenklau genannt), reicht diese Umsicht nicht. Wer sie ausgraben, umpflanzen oder zurückschneiden will, sollte Handschuhe tragen und bloße Haut, die mit den verletzten Blättern und Stängeln in Berührung kommen kann, bedecken. Das sehr stark giftige Aconitin aus dem Saft der Eisenhüte wird nicht nur über den Magen-Darm-Trakt, sondern auch über die Haut aufgenommen.
Worauf sollte man Kindern im Garten achten?
Besondere Vorsicht gilt für Gärten, in denen Kinder spielen. Stark giftige Pflanzen wie Eisenhut, Fingerhut und Goldregen (Laburnum) mit seinen erbsenartigen Früchten und auffälligen Samenhülsen, sollten erst in den Garten einziehen, wenn die Kinder alt genug sind.
Bei anderen giftigen Arten lässt sich die Verlockung zum Anfassen mildern, wenn die Beeren entfernt werden. Grundsätzlich sollten Kinder so früh wie möglich wissen, von welchen Pflanzen in Garten und Nachbarschaft sie krank werden können.
Was muss nach einem Verzehr von Giftpflanzen tun?
Ist es aber doch passiert, sollten Eltern nicht warten, bis dem Kind übel wird oder sich Bauchschmerzen einstellen. Ärzte, Apotheker, Gift-Ambulanzen und Krankenhäuser kennen die meisten Pflanzen und können ihre Giftigkeit einschätzen. Zur sicheren Identifikation sollten Blätter, Blüten oder Früchte der gegessenen Pflanzen mitgenommen werden (mit dpa-Agenturmaterial).