„Du musst dich wehren, zuhauen“ – schon Kinder spielen Soldaten, wie hier bei einem Kinderfest in Moskau. Foto: IMAGO//Artyom Geodakyan

Die Gräueltaten der russischen Armee in der Ukraine entsetzen auch manche russische Bürger. Doch brachiale Gewalt ist sehr tief in der Struktur der russischen Gesellschaft und im Alltag der Menschen verankert.

Ein Spielplatz irgendwo im Zentrum Moskaus. Die Kinder rennen umher, sie lachen, versuchen sich an Klettergerüsten. „Komm da runter, habe ich dir gesagt, du Nichtsnutz!“, schreit eine Mutter ihren Sohn an. „Hör’ sofort auf zu brüllen, sonst kommt der Polizist und holt dich, du Drecksau“, sagt ein Vater zu seiner Dreijährigen, die sich auf den Standpunkt stellt, den Spielplatz nicht verlassen zu wollen und das mit lautem Weinen unterstreicht. Plötzlich rennt eine Mutter hinter einem Jungen her, wirft ihn zu Boden, stellt sich über ihn, hebt den Finger und ereifert sich: „Du machst das nicht noch mal, du Dummkopf. Du hast mein Kind angerempelt.“ Lediglich zwei Erwachsene erheben ihre Stimme für den Jungen am Boden. Die anderen schauen weg, manche bestärken die Frau: „Wenn man den Gören alles alles durchgehen lässt, werden sie nie Ruhe geben. Das darf man nicht zulassen.“