Bis Dienstagnachmittag ging am Leonberger Dreieck gar nichts. Foto: Simon Granville

Für den FDP-Landtagsabgeordneten Hans Dieter Scheerer ist der Ausfall im Engelbergtunnel ein Indiz für die Vernachlässigung der Infrastruktur in der Region Stuttgart. Er holt zum Rundumschlag gegen Verkehrsminister Hermann aus.

Am Dienstagabend kurz vor Mitternacht herrschte auf der A 81 im Engelbergtunnel endlich wieder freie Fahrt in alle Richtungen. Die technischen Störungen waren behoben, ein defektes Gerät wieder repariert. Der Tunnel war am frühen Montagnachmittag nach einem Stromausfall komplett gesperrt worden. Nicht nur am Leonberger Dreieck, sondern in der ganzen Region hatte es ein völliges Verkehrschaos gegeben. Die Innenstädte und Ortschaften waren verstopft, auf den Zufahrtsstraßen ging nichts mehr.

Infrastrukturprojekte vernachlässigt

Für den FDP-Landtagsabgeordneten Hans Dieter Scheerer hat das nicht nur mit Technik zu tun. „Was soll man auch anderes erwarten, wenn extrem wichtige Verkehrsinfrastrukturprojekte in der Region Stuttgart in den vergangenen Jahren vernachlässigt wurden?“, fragt der Parlamentarier aus Weil der Stadt. „Die Überdeckelung der A 81 bei Sindelfingen kommt nicht voran, der Lückenschluss bei Renningen als Ausweichstrecke ist weiterhin nur ein Provisorium und es kommen immer wieder weitere marode Straßen, Tunnel und Brücken dazu.“

Unter diesen Voraussetzungen sei es „kein Wunder, dass nur eine einzige technische Störung den Verkehr in der Region Stuttgart fast komplett zum Erliegen bringt und einen Verkehrsinfarkt hervorruft“, kritisiert Scheerer, der für die FDP-Fraktion im Verkehrsausschuss des Landtags sitzt.

Den Hauptschuldigen für die, wie er meint, „nicht ausreichende Straßeninfrastruktur im Raum Stuttgart“ sieht Scheerer dabei im grünen Verkehrsminister Winfried Hermann: „Was hat der Minister denn nach über einem Jahrzehnt im Amt vorzuweisen? Vielleicht ein paar Kilometer Fahrradwege, die aber niemandem helfen, und sonst nur buchstäblich unzählige Baustellen in der Verkehrspolitik“, meint der Liberale.

Öffentlicher Nahverkehr sei „mangelhaft“

„Während Herr Hermann beharrlich von seiner Ideologie des Fahrradfahrens und der angeblichen Mobilitätswende predigt, stehen die Pendler und Pendlerinnen im Land im Stau oder warten auf eine der vielen ausgefallenen S-Bahnen.“

Denn das Busangebot und der Schienenverkehr ist laut Scheerer ebenfalls „in einem mangelhaften Zustand“ und keinesfalls eine wirkliche Alternative zum Auto oder gar eine Ausweichmöglichkeit für viele Reisende: „Mal davon abgesehen, dass für viele Menschen, vor allem im ländlichen Raum, das Auto weiterhin unabdingbar ist und es in der Freiheit eines jeden Individuums liegt, sich das Fortbewegungsmittel selbst aussuchen zu dürfen, ist der öffentliche Nahverkehr noch lange keine adäquate Alternative.“

Selbst im Ausbau der Schieneninfrastruktur habe Hermann „den Schlaf der Gerechten geschlafen“ und etwa „nicht dafür gesorgt, dass die Gäubahn schnellstmöglich ausgebaut wird, um den wirtschaftsstarken Landkreis Böblingen an Stuttgart anzubinden“. Dass der Nahverkehr in Baden-Württemberg immer noch keine wirkliche Alternative zum motorisierten Individualverkehr sei, oder gar in solchen Situationen, wie der Sperrung des Engelbergtunnels, als Ausweichmöglichkeit fungieren kann, sei nur ein weiterer Punkt „der verfehlten Verkehrspolitik aus dem Hause Hermann“.

Beim Neujahrsempfang der Freien Wähler in Leonberg hatte der Alt-Landrat und Regionalrat Bernhard Maier ebenso die Landes-Verkehrspolitik kritisiert, die „auf dem Auge Individualverkehr blind“ sei und eine Qualitätsoffensive für die S-Bahn gefordert.