Der Einzelhandel in Leinfelden schwächelt. Warum? Foto: Caroline Holowiecki

Gleich drei traditionsreiche und beliebte Geschäfte im Ortsteil schließen. Händler und Stadt sind beunruhigt. Wie kann man die Entwicklung umkehren?

Erst die Buchhandlung Seiffert am Neuen Markt, dann das Schneiderei-Kurzwarengeschäft an der Stuttgarter Straße, und auch der Schreibwarenladen an der Echterdinger Straße macht zu: Leinfelden ist in kürzester Zeit von mehreren Hiobsbotschaften getroffen worden. Im Rathaus und im Handel sorgt die Entwicklung für Unruhe.

„Das ist schon dramatisch“, bekennt Angelika Goldak, die Leiterin der Wirtschaftsförderung. Die Nahversorgung sei ein wichtiges Gut. Auch Yvonne Legner, die stellvertretende Vorsitzende des Verbundes Leinfelder Geschäfte (VLG), findet klare Worte. „Für Leinfelden ist es bitter, weil alles auf einmal kommt.“ Wolfgang Faßbender, der Vorsitzende des Bundes der Selbstständigen Leinfelden-Echterdingen (BDS), fällt aus allen Wolken, als er von den Fällen hört. „Das erschüttert mich auch, weil es die Läden sind, die gut liefen.“

In der Tat: Die Entscheidungen der Inhaberinnen hängen in erster Linie mit deren Alter zusammen. Eine Übernahme der Buchhandlung durch ein Nachfolgertrio hatte sich kurzfristig zerschlagen. Alle drei Geschäfte waren Frequenzbringer. Ihr Aus reißt ein weiteres Loch in die Nahversorgung.

Auch die ehemalige Spitzwegapotheke etwa steht seit Monaten leer. Wolfgang Faßbender stellt klar: „Leinfelden ist unser Sorgenkind.“ Echterdingen verfüge über ein geschlossenes System und eine gut funktionierende Ortsmitte, „das ist in Leinfelden nicht so“. Er spricht von einem bedauerlichen Zustand. Auch Angelika Goldak konstatiert, dass Echterdingen gegenüber Leinfelden Vorteile hat und dynamischer ist, „allein schon durch die Hauptstraße“. Was tun? „Die Stadt hat nur begrenzt Instrumente zur Verfügung“, sagt Angelika Goldak. Ja, man werde etwa im Fall der Buchhandlung das Gespräch mit der Vermieterin suchen, finanziell in den Mietmarkt eingreifen, das könne man indes nicht.

Was die Stadt tun möchte

Wisse man von Leerständen und Interessenten, könne man sie zusammenführen, doch „wir sind keine Makler“, zumal: Das alles sei eine Frage der Ressourcen. Was indes in der Macht der Stadt steht: Kontakte zu Institutionen wie IHK oder Handwerkskammer vermitteln, welche fördern und beraten, außerdem Werbeoffensiven wie „Kultur bewegt LE“. Der nächste Termin ist am 17. März. Auch städtebaulich sieht Angelika Goldak einen Hebel. „Man muss weiter an der Aufenthaltsqualität des Neuen Markts arbeiten“, sagt sie.

Die Gemengelage ist komplex. „Die Stadt kann viel tun, aber die Bürger müssen mitmachen“, findet Yvonne Legner. Dazu gehöre, regelmäßig vor Ort einzukaufen, auch, um Läden für mögliche Nachfolger attraktiv zu machen. Die Vermieter nimmt sie ebenfalls in die Pflicht. Sie müssten Mieten derart gestalten, dass das Betreiben eines kleinen Ladens interessant bleibe. Allerdings: Das Problem ist kein stadtspezifisches. Auch Filderstadt kämpft gegen Leerstand. Sowohl BDS als auch VLG sehen derweil intern Gesprächsbedarf.

Futter könnte eine neue Analyse liefern. Die IHK Region Stuttgart hat auf Betreiben von Angelika Goldak im Herbst Befragungen bei Passanten und Händlern in Leinfelden-Echterdingen durchgeführt. Für Ende Januar erwartet sie den Bericht.