2020 machte Lijana Kaggwa bei „Germany’s Next Topmodel“ mit – jetzt erhebt sich Vorwürfe gegen die Macher. Foto: imago images/Hartenfelser/Peter Hartenfelser

2020 verließ Lijana Kaggwa freiwillig „Germany’s Next Topmodel“. Jetzt erhebt die junge Frau schwere Vorwürfe gegen die Macher von Heidi Klums Modelshow. Die Antwort des Senders fällt robust aus.

Wenn am Donnerstag das Finale der 17. Staffel von Heidi Klums „Germany’s Next Topmodel“ (GNTM) über die Bühne geht, wird eine dem traditionellen Top-20-Walk fern bleiben: Die Kandidatin Jasmin will die ProSieben-Show boykottieren. Das soll nicht etwa am Perückenzoff liegen – Heidi Klum hatte die 23-Jährige schon früh rausgeworfen, nachdem Jasmin ihre teure Echthaar-Perücke nach dem berühmten Umstyling eigenmächtig hatte kürzen lassen. Als Grund gibt die Düsseldorferin ein Youtube-Video der früheren Topmodel-Kandidatin Lijana Kaggwa an. Die junge Frau aus Kassel wirft der GNTM-Produktionsfirma vor, die Kandidatinnen gezielt zu manipulieren und Konflikte zu schüren, um Quote zu bekommen.

Kaggwa behauptet in dem fast halbstündigen Video unter anderem, die Macher der Sendung würden Momente inszenieren, die dann für Streitereien und Zwist unter den Kandidatinnen sorgen würden – zum Beispiel, indem Leckereien wie Erdbeeren in nicht ausreichender Menge vorhanden seien. Futterneid gleich Modelärger soll die Logik der GNTM-Macher lauten. Durch geschickten Schnitt und verkürzte Interviewaussagen würden manche von Heidi Klums „Meedchen“ außerdem zu Zicken stilisiert, auch wenn sie in der Modelvilla gar nicht unbedingt für besonders viel Ärger sorgen würden.

„Ich habe gelitten und war verzweifelt“

Die heute 25-Jährige war 2020 in der Finalrunde freiwillig aus der Castingshow ausgestiegen, weil sie über die sozialen Medien massivem Mobbing ausgesetzt gewesen sei. „Ich habe gelitten und war verzweifelt“, sagte Kaggwa damals. Klum hatte sie damals für ihren mutigen Auftritt gelobt. Heute setzt sich die Düsseldorferin gegen Cybermobbing ein, spricht auch an Schulen über das Thema.

Kaggwa ist nicht die einzige, die Vorwürfe gegen die Show erhebt: Natalie Volk, Kandidatin aus dem Jahr 2014, meldete sich ebenfalls zu Wort: „Diese Show ist Mobbing und Körperverletzung an jungen Frauen“. Volk behauptet, nach einem Poolschubser von Heidi Klum habe sie blaue Flecken bekommen. Einen Arzt habe sie erst nach drei Tagen sehen dürfen.

ProSieben reagiert robust

Lijana Kaggwa rechnet offenbar schon damit, dass sich die GNTM-Macher juristisch gegen ihre Behauptungen wehren werden – schließlich habe sie eigentlich eine vertragliche Schweigepflicht. Damit dürfte sie richtig liegen. Die Antwort des Senders fiel am Dienstag robust aus: Sowohl Kaggwa als auch Volk „bekommen Post von uns“, kündigte eine Sprecherin gegenüber dem Nachrichtenportal t-online an. „Insgesamt haben bislang 340 Kandidatinnen bei GNTM in den Top 20 gestanden. Einige üben Kritik, die wir ernst nehmen. Andere – wie zum Beispiel Nathalie Volk – erheben mit acht Jahren Abstand Vorwürfe um einen Poolplanscher, die haltlos sind.“

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Die Vorwürfe zeichnen ein anderes Bild als das, das GNTM gerne transportieren würde. Besonders in dieser Staffel hatte man sich bemüht, das Trendthema “Diversity“ zu bedienen. Kleine, ungewöhnlich große und ältere Frauen waren dabei und Kandidatinnen, die nicht in die Kleidergrößen XS oder S passen. Zeit wurde es: Seit die Show 2006 zum ersten Mal über die Mattscheiben lief, wird der Klum’schen Modelhatz vorgeworfen, sie trage zu Schönheits- und Magerwahn bei und vermittle jungen Mädchen ein falsches Körperbild.

„Wir haben das anders wahrgenommen“

Harmonischer als in früheren Staffeln sollte es in der Modelvilla auch zugehen. Die 50-jährige Österreicherin Martina, die als eine von fünf im Finale steht, betonte in einem Interview, „dass es um unsere Persönlichkeiten ging und nicht um Zickenkrieg – den hat man ja auch wirklich schon oft genug gesehen.“

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Auch die Finalistin Anita will die aktuelle Staffel anders empfunden haben, als die Kandidatinnen, die jetzt Vorwürfe erheben. Auf die Kritik angesprochen sagte die 21-Jähriger der dpa: „Natürlich haben wir das mitbekommen, und wir können ihre Erfahrungen auch nicht beurteilen, aber wir haben das anders wahrgenommen und fühlen uns auch in dem, was ausgestrahlt wurde, nicht falsch dargestellt.“ Verkürzungen seien dem Format geschuldet, findet die Bayerin: „Klar fehlt hier oder da mal der Zusammenhang oder die lange Vorgeschichte, aber das geht ja auch gar nicht anders, wenn man nicht 24 Stunden zeigen will.“