Klassiker: ein Bobbel Vanilleeis. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Das Leben ist schon kompliziert genug, warum müssen es nun auch Eissorten oder sogar Zubereitungsarten sein? Vanille, Schoko und Stracciatella tun’s auch, findet unsere Kolumnistin.

Vielleicht hat das etwas mit dem Älterwerden zu tun. Manche Dinge interessieren einen dann nicht mehr so sehr. Nicht in dem Sinne, dass man sich den Irrungen und Wirrungen von Hypes gänzlich verwehrt. Man schaut, hört sich das an, probiert als sogenannterF oodie natürlich auch, aber man hat dann doch kein Interesse mehr an Trends, die vermutlich schneller weg sind, als dass man sich den Namen des Getränkes, Musikstils oder Fast Foods merken kann.

Und so stehe ich mal wieder an der Eisdiele und wundere mich über die Preise, aber vor allem über die Sorten, wenn es nicht nur Schlumpf, After Eight, Raffaello oder Delfino gibt, sondern auch so verrückte Sorten wie Kastaniensorbet mit Rosmarin und Pinienkernen oder Basilikum-Minze-Gurke.

Das Leben ist schon kompliziert genug, warum müssen es nun auch Eissorten oder sogar Zubereitungsarten sein? In Berlin – wodenn auch sonst? – gibt es gerolltes Eis, das quasi live auf einer Kühlplatte zusammengekratzt wird. Kombiniert wird es mit Stückchen von Kinderriegeln, Früchten,darauf kommen noch Soßen und Streusel. Allein für die Wahl der Toppings braucht es eine Anleitung.

Es kann nur eine Frage geben: Frucht- oder Milcheis?

Als Kind der 80er Jahre gibt es bei Eis nur eine berechtigte Frage und die heißt: Frucht- oder Milcheis? Selten, wirklich selten, kann man die Genres als Mix-Up miteinander vermengen. Der kleinste gemeinsame Nenner sind vermutlich Joghurt- und Vanille-Eis. Die Bobbel fungieren wie die Klebemasse zu Himbeere, Mango oder Zitrone, passen aber natürlich auch wunderbar zu Haselnuss,Schokolade und Pistazie. Gutes Eis mit guten Zutaten ist etwas ganz Wunderbares.

Wer am Ende aber den Satz sagt: „Früher hat die Kugel 80 Pfennig gekostet“, der ist wirklich alt. Oder hat einen Sinn für eiskalte Inflation.