Schmiden (red) - Ein neues Wohngebiet soll auf dem Gelände der früheren Gärtnerei Schönemann an der Fellbacher Straße entstehen. Zudem beabsichtigt die Helmut von Kügelgen-Schule, auf dem rückwärtigen Teil des Areals einen Neubau für den Campus Waldorf zu errichten. Derzeit ist die Schule noch an zwei Standorten im Stadtgebiet untergebracht. Für das Projekt machte der Gemeinderat nun den Weg frei.
Das frühere Gärtnereigelände sowie ein nördlich angrenzendes Grundstück wurden 2015 von der BPD Wohnbauentwicklung GmbH erworben, um dort Wohnbau zu entwickeln. Das Grundstück, auf dem die Schule bauen will, befindet sich derzeit noch in städtischem Besitz. Die Stadt hat mit der BPD und der Schule mehrere Gespräche geführt, um die städtebaulichen Ziele der Stadt für diesen Standort mit deren Anforderungen in Einklang zu bringen. Auf der Grundlage einer Machbarkeitsstudie wurde dann Ende 2016 ein Wettbewerb unter zehn Architekturbüros aus der Region durchgeführt.
„Erstmals in Fellbach wurde ein solcher Wettbewerb durch einen Bauträger ausgelobt“, betonte Bürgermeisterin Beatrice Soltys im Gemeinderat. Ziel war es, eine gute und für den Standort angemessene städtebauliche und architektonische Lösung zu finden. Das neue Wohngebiet soll sich gut in die umgebende Bebauung einfügen, sich jedoch auch selbstbewusst und eigenständig präsentieren. Interne Fußwegeverbindungen und ein Quartiersmittelpunkt mit Gemeinschaftsfunktionen sollen die Identität des neuen Stadtviertels stärken, in dem auf 15 bis 20 Prozent der geschaffenen Geschossfläche geförderter Wohnungsbau entstehen soll.
Während der Wettbewerb für den Wohnungsbau als Realisierungswettbewerb ausgelobt war, war er für den Schulneubau ein Ideenwettbewerb. Für einen ersten Bauabschnitt war ein maximal dreigeschossiges Schulgebäude mit Schulhof und für einen zweiten Bauabschnitt eine Sporthalle mit Nebenräumen, die auch für Schulfeste und Versammlungen genutzt werden kann, zu planen. Im Dezember tagte das Preisgericht, dem neben namhaften Architekten auch Vertreter des Gemeinderats und der Stadtverwaltung angehörten. Einstimmig wurde dem Entwurf der Project GmbH aus Esslingen zum Sieger gekürt. Er besteche „durch einen ganz anderen Ansatz“, meinte Beatrice Soltys.
Der Entwurf beinhaltet neun freistehende dreigeschossige Wohnhäuser mit Satteldach, drei entlang der Fellbacher Straße. Die offene Bebauung nimmt den Charakter der Wohnbebauung in der Fellbacher Straße auf. Die Schule ist strukturell den Wohnhäusern nachempfunden und in drei zusammenhängende Baukörper gegliedert. Positiv beurteilt wurde bei dem Entwurf des Esslinger Büros insbesondere die Verknüpfung zwischen Wohnen und Schule. Auch würden sich vielfältige Aufenthaltsmöglichkeiten durch Spiel- und Lernflächen im Außen- wie Innenbereich bilden. „Insgesamt stellt die Arbeit einen überraschend offenen, großzügigen und dem Ort angemessenen Wettbewerbsbeitrag für das Schönemann-Areal dar“, so das Fazit der Jury.
Auch aus Reihen des Gemeinderats war das Lob einhellig. Von einem „sehr guten Ergebnis“ sprach Hans-Ulrich Spieth (CDU). Thomas Seibold (FW/FD) hob die Offenheit und Durchlässigkeit des neuen Wohnquartiers als bemerkenswert hervor. Für Ulrike Dreßler-Uetz (SPD) zeigt das Beispiel „den Mehrwert von Architektenwettbewerben für die Stadtentwicklung“. Von einem „sehr gelungenen Entwurf“ sprach auch Andreas Zimmer (Unabhängige Fellbacher). Der Gemeinderat beauftragte abschließend die Stadtverwaltung, mit der BPD Wohnbauentwicklung und der Kügelgen-Schule städtebauliche Verträge für die Wohnbau- und Schulfläche abzuschließen und auf Grundlage der Arbeit des Wettbewerbssiegers und dieser Verträge den Bebauungsplan „Siemensstraße“ weiter fortzuführen. Der Zeitplan für das Projekt sei „streng getaktet“, räumte Soltys ein. Daher sei nun auch die Schule gefordert, bei ihren Neubauplänen „ein bisschen Gas zu geben“.