Durch die Teuerung verliert das Geld an Kaufkraft. Foto: obs/Clark

Die Teuerungsrate ist im Oktober auf 4,5 Prozent gestiegen. Was tun gegen die Geldentwertung?

Frankfurt - Die Zinsen auf Bankeinlagen reichen schon lange nicht mehr aus, um die Teuerung auszugleichen. Durch den Anstieg der Inflationsrate hat sich dieses Problem verschärft. Was Anleger nun tun können.

Was bedeutet die steigende Teuerungsrate für Aktien?

„Aktien haben quasi einen Inflationsschutz eingebaut, weil die Unternehmen bei steigenden Preisen ihre Produkte teurer anbieten können“, argumentiert Tom Friess, Geschäftsführer des VZ Vermögenszentrums.

Auch Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank für Privat- und Firmenkunden, betont die Vorteile einer langfristigen, breit gestreuten Aktienanlage: „Betrachtet man die realen Erträge von Anfang Oktober 2021 aus rückblickend für 10, 25, 50 und 100 Jahre, haben Anleger, die in US-Aktien investiert hatten, in jedem dieser Zeiträume mindestens 6,5 Prozent Rendite pro Jahr erzielt.“ Allerdings gab es zwischendurch natürlich Verlustphasen. Anleger brauchen deshalb einen langen Atem – Geld, das in naher Zukunft benötigt wird, sollte nicht in Aktien investiert werden.

Warum gilt Gold als sicherer Hafen gegen Inflation?

Die weltweiten Goldvorkommen sind endlich. Das bietet einen gewissen Schutz gegen einen Wertverfall. Trotzdem kommt es beim Goldpreis zu erheblichen Schwankungen: Vor einem Jahr lag er beispielsweise fünf Prozent höher als heute. Wer dagegen vor drei Jahren Gold gekauft hat, kann sich heute über einen Wertzuwachs von über 40 Prozent freuen. Das liegt daran, dass die Nachfrage nach Gold von zahlreichen verschiedenen Faktoren abhängt: In Krisenzeiten ist sie in aller Regel hoch, wenn die Wirtschaft rund läuft, sind dagegen Aktien für viele Anleger attraktiver.

Nun haben sich die Konjunkturdaten zuletzt aber verschlechtert, während die Teuerungsrate kräftig anzog. Beim Zusammentreffen überraschend schwacher Wirtschaftsdaten mit überraschend hoher Inflation habe sich Gold in der Vergangenheit als gutes Investment erwiesen, schreibt Sven Lehmann, Fondsmanager des Vermögensverwalters HQ Trust. Er hat die Entwicklung des Goldpreises nach positiven und negativen Überraschungen in den Jahren 2003 bis heute untersucht, allerdings jeweils nur über einen Zeitraum von zwölf Monaten. Ergebnis: Bei überraschend hohen Inflationsdaten gewann Gold binnen Jahresfrist stärker an Wert als US-Aktien oder amerikanische Staatsanleihen.

Langfristig fällt die Betrachtung anders aus: Der Goldpreis liegt heute nur rund vier Prozent höher als vor zehn Jahren. Allerdings war die Inflation in diesem Zeitraum auch ausgesprochen niedrig. Fazit: Gold kann als Absicherung in Krisenzeiten dienen. Bei Entspannung der Lage ging der Preis in der Vergangenheit aber häufig zurück.

Sind Krypto-Währungen eine Alternative zu Gold?

Die bekannteste Krypto-Währung, Bitcoin, ist wie Gold von der Menge her begrenzt. Der Algorithmus für die Erschaffung der virtuellen Münzen ist so angelegt, dass maximal 21 Millionen Einheiten „geschürft“ werden können. Fans der Cyber-Devise betrachten Bitcoin deshalb als Schutz vor Inflation – wohl auch deshalb ist der Bitcoin-Kurs in den vergangenen Wochen kräftig gestiegen.

Doch Bitcoins bestehen tatsächlich nur aus Computercode. Gold dagegen wird für die Schmuckherstellung verwendet und in geringem Umfang auch in der Industrie, beispielsweise für die Herstellung von Luft- und Wasserfiltern. Selbst wenn Gold irgendwann seine jahrhundertealte Funktion als Wertaufbewahrungsmittel verlieren sollte, wird es deshalb vermutlich nie vollkommen wertlos werden.

Beim Bitcoin dagegen besteht das Risiko, dass „früher oder später eine andere Kryptowährung auftaucht, die Bitcoin den Rang abläuft, weil sie beispielsweise technisch besser oder umweltfreundlicher ist“, warnt Sören Hettler, Analyst bei der DZ Bank. Ein dramatischer Wertverfall könnte zudem drohen, sofern weitere, bedeutende Nationen dem Beispiel Chinas folgen und Bitcoin verbieten.“

Was sind inflationsgeschützte Anleihen?

Anleihen sind Schuldtitel von Staaten und Unternehmen. Mit der Ausgabe von Anleihen borgen sie sich Geld am Kapitalmarkt, am Ende eines vorab festgelegten Zeitraums zahlen sie es dann an die Inhaber der Schuldtitel zurück. Während der Laufzeit gibt es üblicherweise obendrein Zinsen. Das Besondere an inflationsgeschützten Anleihen ist, dass ihr Nennwert – das ist die am Ende der Laufzeit fällige Rückzahlung – der Änderung der Inflationsrate angepasst wird. Werden also Anfang 2022 1000 Euro in eine inflationsgeschützte Anleihe mit zwei Jahren Laufzeit investiert und liegt die Inflationsrate in beiden Jahren bei zwei Prozent, bekommt der Anleger 1040,40 Euro zurück. Obendrein steigen auch die während der Laufzeit fälligen Zinsen mit der Inflationsrate.

Deshalb sind inflationsgeschützte Anleihen aber auch teurer als andere. Attraktiv sind sie daher nur für Anleger, die eine höhere Inflationsrate erwarten, als sich in den Marktpreisen widerspiegelt. Behalten sie recht und der Preisanstieg beläuft sich am Ende beispielsweise auf drei statt zwei Prozent, so erzielen sie tatsächlich eine höhere Rendite als mit einer normalen Anleihe. Läuft es allerdings umgekehrt und der Preisauftrieb bleibt noch hinter den Markterwartungen zurück, so wird der Anleger am Schluss den für die inflationsgeschützte Anleihe gezahlten Kurs nicht wieder herausbekommen.

Inflationsgeschützte Bundeswertpapiere weisen – genau wie andere Schuldtitel des deutschen Staates – seit Jahren negative Renditen auf. Es gibt aber auch inflationsgeschützte Anleihen von anderen Staaten. „Für Privatanleger ist die Auswahl einzelner Papiere kompliziert“, sagt Marc Decker, Leiter des Fondsmanagements bei der Privatbank Merck Finck. Einfacher sei der Kauf von ETFs mit inflationsgeschützten Anleihen. Über solche Fonds fließt das Geld in einen Korb von Papieren aus mehreren Ländern, beispielsweise aller Staaten der Eurozone oder auch weltweit. Decker selbst geht davon aus, dass die Inflationsrate im nächsten Jahr wieder zurückgehen wird. „Aber wer glaubt, dass die Teuerungsrate noch stärker steigen wird, für den sind inflationsgeschützte Anleihen interessant.“