Eine Investition in den Technologiewerte-Index Nasdaq 100 – im Bild eine Werbung dafür auf dem New Yorker Times Square – könnte laut Experten vor Inflation schützen. Foto: Imago/R. B. Levine

Die Inflationsrate hat im November laut einer ersten Schnellschätzung 5,2 Prozent erreicht. Was Anleger jetzt tun können.

Frankfurt - Mit dem Anstieg der Inflationsrate verlieren Ersparnisse auf dem Konto immer schneller an Kaufkraft. Laut Schnellschätzung des Statistischen Bundesamts kletterte der nationale Verbraucherpreisindex (VPI) im November auf 5,2 Prozent, der gemäß europäischen Vorgaben berechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) für Deutschland sogar auf sechs Prozent.

Was bedeutet die steigende Teuerungsrate für Aktien?

„Aktien haben quasi einen Inflationsschutz eingebaut, weil die Unternehmen bei steigenden Preisen ihre Produkte teurer anbieten können“, argumentiert Tom Friess, Geschäftsführer des VZ Vermögenszentrums. Besonders groß sei die Preismacht der Hersteller von Luxusgütern und gefragten Marken, sagt Christian Kahler, Chefanlagestratege der DZ Bank. „Wo ein Mythos ist, ist meistens auch eine Marge.“ Allerdings sind Aktien solcher Unternehmen – Beispiele sind Apple, L’Oréal oder der Luxusgüterhersteller LVMH – schon ziemlich teuer.

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Auch mit breit gestreuten Aktien-Investments lasse sich die Inflation langfristig schlagen, sagt Kahler. So warfen die im Deutschen Aktienindex (Dax) notierten Aktien seit dem Start des Index 1988 im Schnitt eine jährliche Rendite von acht Prozent ab. Für den Inflationsschutz noch besser geeignet ist laut Kahler der US-Technologiewerte-Index Nasdaq 100. Begründung: Für Online-Unternehmen spielen die Preise für Rohstoffe und andere Vorprodukte, die sich natürlich ebenfalls verteuern, keine so große Rolle wie für viele Industriekonzerne.

Warum gilt Gold als sicherer Hafen gegen Inflation?

Die weltweiten Goldvorkommen sind endlich. Das bietet einen gewissen Schutz gegen einen Wertverfall. Trotzdem kommt es beim Goldpreis immer wieder zu erheblichen Schwankungen. In Krisenzeiten ist die Nachfrage nach dem Edelmetall meistens hoch. Wenn die Wirtschaft rund läuft, sind dagegen Aktien für viele Anleger attraktiver.

Bei überraschend hoher Inflation habe sich Gold in der Vergangenheit als gutes Investment erwiesen, schreibt Sven Lehmann, Fondsmanager des Vermögensverwalters HQ Trust. Er hat die Entwicklung des Goldpreises nach positiven und negativen Überraschungen in den Jahren 2003 bis heute untersucht, allerdings jeweils nur über einen Zeitraum von zwölf Monaten. Ergebnis: Bei überraschend hohen Inflationsdaten gewann Gold binnen Jahresfrist stärker an Wert als US-Aktien.

Langfristig fällt die Betrachtung anders aus: Der Goldpreis in Euro liegt heute 25 Prozent höher als vor zehn Jahren, der Dax legte im gleichen Zeitraum 190 Prozent zu, der Nasdaq 100 sogar um 650 Prozent. Wenn die Aktienkurse einbrechen, steigt indes häufig der Goldpreis – das Edelmetall kann dann helfen, Verluste auszugleichen. Die meisten Experten empfehlen aber, höchstens zehn Prozent des Geldvermögens in Gold zu investieren – eben weil die Chancen auf langfristige Gewinne mit Aktien größer sind.

Sind Krypto-Währungen eine Alternative zu Gold?

Die bekannteste Kryptowährung, Bitcoin, ist wie Gold von der Menge her begrenzt. Der Algorithmus für die Erschaffung der virtuellen Münzen ist so angelegt, dass maximal 21 Millionen Einheiten „geschürft“ werden können. Fans der Cyberdevise betrachten Bitcoin deshalb als Schutz vor Inflation. Doch Bitcoins bestehen nur aus Computercode. Gold dagegen wird für die Schmuckherstellung verwendet und in geringerem Umfang auch in der Industrie, beispielsweise für die Herstellung von Luft- und Wasserfiltern. Selbst wenn Gold irgendwann seine jahrtausendealte Funktion als Wertaufbewahrungsmittel verlieren sollte, wird es deshalb vermutlich nie nutzlos werden.

Beim Bitcoin dagegen besteht die Gefahr, dass „früher oder später eine andere Kryptowährung auftaucht, die Bitcoin den Rang abläuft, weil sie beispielsweise technisch besser oder umweltfreundlicher ist“, warnt Sören Hettler, Analyst bei der DZ Bank.

Was sind inflationsgeschützte Anleihen?

Anleihen sind Schuldtitel von Staaten und Unternehmen. Mit der Ausgabe von Anleihen borgen sie sich Geld am Kapitalmarkt, am Ende eines vorab festgelegten Zeitraums zahlen sie es dann an die Inhaber der Schuldtitel zurück. Während der Laufzeit gibt es üblicherweise Zinsen. Das Besondere an inflationsgeschützten Anleihen ist, dass ihr Nennwert – das ist die am Ende der Laufzeit fällige Rückzahlung – mit der Inflationsrate steigt. Wegen der Anpassung an den HVPI spricht man auch von inflationsindexierten Anleihen.

Ein Beispiel: Derzeit ist eine inflationsindexierte Bundesanleihe auf dem Markt, die im April 2023 ausläuft. Ihr Börsenkurs liegt bei 103,4 Prozent des Nennwerts. Wer das Papier jetzt kauft, bekäme bei einem Anstieg der Verbraucherpreise um 3,4 Prozent bis April 2023 also genau seinen Einstandskurs zurück. Bei einer höheren Inflationsrate würde der Anleger Gewinn machen. Steigen die Verbraucherpreise dagegen um weniger als 3,4 Prozent, bekäme er seine Investition nicht vollständig zurück.

Zwar gibt es während der Laufzeit auch eine jährliche Zinszahlung, die wiederum an die Inflation angepasst wird. Mit real 0,1 Prozent ist der Zinssatz indes so niedrig, dass er an dieser Stelle zu vernachlässigen ist.

Billiger als inflationsgeschützte Bundeswertpapiere sind mitunter inflationsgeschützte Anleihen finanzschwächerer Staaten. „Für Privatanleger ist die Auswahl einzelner Papiere kompliziert“, sagt Marc Decker, Leiter des Fondsmanagements bei der Privatbank Merck Finck. Einfacher sei der Kauf von ETFs mit inflationsgeschützten Anleihen. Über solche Fonds fließt das Geld in einen Korb von Papieren aus mehreren Ländern, beispielsweise aller Staaten der Eurozone oder auch weltweit.

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