Viele Finanzinstitute verzeichnen während der Corona-Krise eine steigende Zahl von Depot-Eröffnungen. Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Wer mit Wertpapieren sparen will, braucht ein Depot. Egal ob bei einer Bank oder einem reinen Online-Broker – Angebote gibt es zu Genüge. Wir haben Experten gefragt, worauf Anleger achten sollten.

Stuttgart - Im Zuge der Corona-Krise sind die Börsenkurse seit Wochen im Ausnahmezustand. Die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen hat Anleger am deutschen Aktienmarkt zuletzt in die Flucht getrieben. Panikverkäufe und historische Kursverluste waren die Folge. Doch nicht alle Anleger lassen sich davon abschrecken. Viele Finanzinstitute verzeichnen gerade jetzt eine steigende Zahl von Depot-Eröffnungen, wie eine Umfrage unserer Redaktion unter Banken und Online-Brokern kürzlich ergeben hat.

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Deutlich mehr Depoteröffnungen vermelden der Umfrage zufolge beispielsweise die Commerzbank-Tochter comdirect, die Hypovereinsbank und die Deutsche Kreditbank. Bei der größten Direktbank hierzulande, ING Deutschland, haben sich die Depoteröffnungen im abgelaufenen Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum „fast vervierfacht“. Von einem „Rekordquartal im Hinblick auf Neukundenzahlen“ spricht etwa der Online-Broker Flatex. Die kleinere Consorsbank meldet sogar eine Verfünffachung.

Experten empfehlen sorgfältigen Blick ins Preisverzeichnis

Doch die Vielzahl an Angeboten kann die Wahl des passenden Wertpapierdepots erschweren. Die erste Frage, die sich angehende Privatanleger stellen sollten, lautet: Was erwarte ich von meinem Depot? Wer Depot, Girokonto und Kreditkarte etwa wegen der Übersichtlichkeit bei einem einzigen Anbieter bündeln möchte, ist bei einer Direktbank gut aufgehoben. Zu einem vorhandenen Konto lässt sich ein Depot in der Regel schnell freischalten. Den Rund-Um-Service bieten zum Beispiel Direktbanken wie die Commerzbank-Tochter Comdirect, die Consorsbank, die Deutsche Kreditbank (DKB) oder die ING Deutschland.

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Günstiger als ein Depot bei einer Direktbank sind meist die Angebote von reinen Online-Brokern. Das sind auf Wertpapierhandel spezialisierte Anbieter im Netz. Hier müssen Anleger unter Umständen zwar Einbußen beim Service machen und können keine klassischen Bankgeschäfte vornehmen. Die Kosten für den Kauf von Wertpapieren sind hier meist geringer. So locken einige Online-Broker ihre Kundschaft mit günstigen Festpreisen für den Kauf von Aktien und Indexfonds, die unabhängig von der Höhe der Anlagesumme sind.

Zu den bekannten Anbietern zählen zum Beispiel die Online-Broker Flatex, Smartbroker oder die Onvista Bank. Wer sich aber bei Online-Banken und Brokern grundsätzlich nicht wohlfühlt und seine Bankgeschäfte lieber klassisch in der Filiale vor Ort macht, sollte bei seinem Bankberater zumindest nach dem günstigen Angebot für ein Wertpapierdepot fragen.

Auf diese Kosten sollten Anleger achten

Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) empfiehlt, in jedem Fall einen sorgfältigen Blick ins Preisverzeichnis zu werfen: „Dabei sollte neben den Kosten für die Depotführung, die gerade bei Online-Banken und Brokern oft Null Euro betragen, auch auf Orderkosten und mögliche Ausgabeaufschläge für Fondssparpläne geachtet werden“, sagt der Experte.

Einen weiteren Ratschlag gibt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: „Immer wieder werben einzelne Institute mit Sonderkonditionen um Neukunden, aktuell etwa bei ETF-Sparplänen oder beim Depotwechsel.“ Nach einer bestimmten Zeit laufen die Spezialangebote allerdings ab: „Daher ist es ratsam, in solchen Fällen auch vorab mal auf die regulären Preise zu schauen.“

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Welches Unternehmen steht hinter dem Angebot?

Die Kosten für An- und Verkauf von Wertpapieren unterscheiden sich Nauhauser zufolge bei den Depot-Anbietern je nach Höhe des Anlagebetrags teilweise erheblich. Grundsätzlich falle dies weniger ins Gewicht, wenn Investoren eine langfristige Anlagestrategie verfolgten – etwa auf „Buy and Hold“- Basis, indem sie die Wertpapiere kaufen und lange Zeit liegenlassen. Außerdem empfiehlt der Verbraucherschützer: „Wer auch einen Teil der Anlagesumme auf einem Verrechnungskonto parken möchte, dem raten wir, Institute mit deutscher Einlagensicherung auszuwählen, weil das sicherer ist.“ In Deutschland sind im Fall einer Bankenpleite Spareinlagen bis zu 100 000 Euro pro Kunde gesetzlich garantiert.

Ein ganz wesentlicher Faktor bei der Wahl des Wertpapierdepots ist laut dem DSW-Experten Kurz das Vertrauen, das der Anleger dem Dienstleister entgegenbringt. „Zwar gehört das eigene Depot im Falle der Insolvenz des jeweiligen Finanzdienstleisters zum sogenannten Sondervermögen und ist damit nicht Teil der Insolvenzmasse, trotzdem schadet es nicht zu wissen, welches Unternehmen hinter dem Angebot steht.“

Grundsätzlich müsse sich jeder potenzielle Anleger fragen, ob er bei Wertpapiergeschäften Beratung benötigt oder selbst über mögliche Anlagen entscheiden möchte. „Wer im Falle des Falles mit einem echten Bankberater sprechen möchte, ist in der Regel bei einem Online-Broker oder einer Online-Bank nicht richtig aufgehoben.“