Das Gewerbegebiet im Ludwigsburger Stadtteil Oßweil war voller Blaulicht. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Am Sonntag wurden ein Polizist und ein Hund bei einer Flüchtlingsunterkunft verletzt – das SEK rückte an. Mittlerweile gibt es Informationen zur Tat – und zur besonderen Einrichtung.

Zu dem Einsatz des Sondereinsatzkommandos (SEK) in einem Ludwigsburger Gewerbegebiet in der Nacht zum Sonntag hat die Polizei am Montagnachmittag neue Details bekannt gegeben. Ein Bewohner einer dortigen Geflüchtetenunterkunft soll zunächst einen Polizeihund und im anschließenden Gerangel auch einen Polizisten angegriffen und verletzt haben. Als er sich danach mit einem Küchenmesser bewaffnet in seinem Zimmer verschanzte, rief die Polizei das SEK hinzu.

Bereits am Sonntag hatte ein Sprecher der Polizei bestätigt, dass es rund um die Geflüchtetenunterkunft in der Mauserstraße zu einem SEK-Einsatz gekommen war. Ein Bewohner der Unterkunft habe kurz nach Mitternacht im Hof leere Glasflaschen auf dem Boden zertrümmert und herumgebrüllt, so ein Mitglied des benachbarten DRK-Ortsverbandes. Eine der Flaschen habe er gegen ein Fahrzeug geworfen. Die Polizei sei mit der Hundestaffel eingetroffen – die Sanitäter zogen sich daraufhin in die Halle zurück.

Im Hof habe die Polizei den Bewohner gestellt und zu beruhigen versucht – dieser sei aber weiter aggressiv gewesen. Laut Polizeibericht habe der 26-jährige Geflüchtete zunächst einen Polizeihund angegriffen und verletzt. Im anschließenden Gerangel wurde auch der Hundeführer verletzt. Beide mussten noch in der Nacht ärztlich versorgt werden, sie sind laut Polizei bis auf Weiteres dienstunfähig.

Der 26-Jährige habe sich anschließend mit einem Küchenmesser in seinem Zimmer in der Unterkunft verschanzt. Auf Ansprache habe der Tatverdächtige nicht reagiert, obwohl über ein Fenster teilweise Sichtkontakt zwischen ihm und der Polizei bestanden habe. Nachdem das Gebäude umstellt worden war, zog die Polizei auch das SEK hinzu. Gegen 3 Uhr nahmen SEK-Beamte den Mann vorläufig fest. Dagegen habe er sich heftig gewehrt und Verletzungen davongetragen.

Laut Stadtverwaltung leben in der Unterkunft Menschen in besonderen Lebenslagen – darunter Personen mit psychischen Erkrankungen oder sozialen Problemen.

Laut der Stadtsprecherin Karin Brühl gebe es regelmäßige Besuche des psychosozialen Dienstes, zudem Beteiligungsformate wie eine Hausversammlung sowie niedrigschwellige Begegnungsangebote, etwa gemeinsames Kaffeetrinken. „Trotz aller Betreuung kann es immer wieder zu außergewöhnlichen Situationen kommen.“

Auch der Arbeitskreis Asyl hat in den Anfangsjahren der Unterkunft Gesprächsangebote gemacht, ein Fest organisiert und ein Gartenprojekt angestoßen. Monika Schittenhelm vom AK Asyl Ludwigsburg betont, dass es dort immer wieder Probleme gebe – „da gibt es nichts zu beschönigen“.

Die Unterkunft sei von nur 35 Menschen belegt, gleichwohl seien die Voraussetzungen in dem Gebäude nicht gut. In dem Gewerbegebäude träfen verschiedene Kulturen aufeinander, und Ausweichmöglichkeiten gebe es kaum, so Monika Schittenhelm.

Zu Polizeieinsätzen führten die vorbelasteten Personen und die Konflikte in der Unterkunft in den vergangenen Monaten jedoch selten. Auf Nachfrage unserer Zeitung teilt das Polizeipräsidium Ludwigsburg mit, dass es seit Juni lediglich sechs Einsätze gegeben hat – allesamt Lappalien.

Der Tatverdächtige von Sonntag habe sich laut Polizei mutmaßlich in einer psychischen Ausnahmesituation befunden. Er wurde deshalb in eine psychiatrische Einrichtung gebracht, in der er bis auf Weiteres bleiben muss.