Der Ampelüberweg an der Landstraße zwischen Endersbach und Strümpfelbach ist gesperrt. Foto: privat

Täglich queren Schüler die Landesstraße zwischen Endersbach und Strümpfelbach auf ihrem Weg zum Bildungszentrum und wieder heimwärts nach Kernen. Doch seit mehreren Wochen ist die Ampelquerung gesperrt. Eine sichere Alternative wurde trotz Elternprotests nicht geschaffen.

Albert Boochs ist sauer. „Eine Krötenwanderung scheint mir besser gesichert“, sagt er sarkastisch. Der Vater aus Kernen ist erbost über die Gleichgültigkeit im Umgang mit dem Radverkehr an der Landstraße L 1201. Der Auslöser seines Ärgers ist die Sperrung des Ampelübergangs. Viele Schüler aus Kernen-Stetten nutzten ihn, um die Landstraße zwischen Endersbach und Strümpfelbach auf ihrem täglichen Schulweg zum Bildungszentrum in Weinstadt zu queren, berichtet er dieser Zeitung.

Doch ohne Vorwarnung sei die Anlage wegen Bauarbeiten dicht gemacht worden. Nur durch Zufall habe er dies festgestellt. Ansonsten wäre sein elfjähriger Sohn am ersten Schultag nach den Faschingsferien dort „gestrandet“, da es keine Umleitungsschilder gegeben habe.

Die Ampel an der Landstraße ist ausgeschaltet. Foto: privat

Vater appelliert an Politiker

Boochs wandte sich daraufhin in einer E-Mail, die dieser Zeitung vorliegt, an den Landrat Richard Sigel sowie den Weinstädter Oberbürgermeister Michael Scharmann und den Bürgermeister von Kernen, Benedikt Paulowitsch. Darin schilderte er die Situation: die fehlenden Hinweis am gesperrten Übergang, die Ersatzquerung in Höhe der Gartencenters Knauß, die er erst suchen musste und die überdies ungesichert ist. Sein Appell an die Herren: „Ich hoffe sehr, dass Sie sich für einen möglichst pragmatischen und schnellen – zur bestehenden Ampelanlage vergleichbaren – Ersatz einsetzen mit letztlich zufriedenstellender Hinweisbeschilderung.“ Dafür schlug er vor, am Übergang bei der Gärtnerei eine Drückampel aufzustellen sowie das Tempolimit auf dem Streckenabschnitt von 70 auf 50 Kilometer pro Stunde zu senken und mit Warnschildern Autofahrer auf dort kreuzenden Radverkehr aufmerksam zu machen. Zudem erinnerte er daran, dass die Ampel am derzeit gesperrten Übergang nicht ohne Grund 2021 installiert wurde, nachdem sich eine Bürgerinitiative für einen sicheren Schulweg eingesetzt hatte.

Landrat hat sich um Lösung „bemüht“

Der Landrat habe sich daraufhin „bemüht“, berichtet Boochs. Wie aus seinem Schriftwechsel mit Sigel hervorgeht, ließ dieser den Sachverhalt vom Straßenbauamt des Kreises prüfen mit folgendem Ergebnis: „Die aktuelle Umleitung auf der Verbindung ist begründet durch Arbeiten an einem Wirtschafts-/Geh-/Radweg in der Baulast der Stadt Weinstadt. Da die Stadt eigenständige Verkehrsbehörde ist, wurde der Landkreis bei der Verkehrsplanung nicht eingebunden.“

Im Weinstädter Rathaus zeigt man sich derweil zwar verständnisvoll gegenüber Boochs Anliegen. Man wisse, wie wichtig eine sichere Schulwegführung für alle Beteiligten sei, heißt es in der Antwortmail der städtischen Pressesprecherin Susanne Herrmann. Doch sei die Baumaßnahme der Netze BW, die voraussichtlich noch bis Ende März dauern werde, erforderlich, um die Stromnetz-Infrastruktur langfristig zu verbessern. Man sei sich bewusst, dass die Umleitung eine „Herausforderung, insbesondere für Schülerinnen und Schüler“ darstelle. Aber: „Gleichzeitig bitten wir um Verständnis, dass bei Infrastrukturmaßnahmen viele Interessen berücksichtigt werden müssen und nicht immer alle Wünsche vollständig umsetzbar sind.“ So könnten „nach Rücksprache mit dem Landratsamt vonseiten der Straßenverkehrsbehörde zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Maßnahmen in Bezug auf eine sichere Querung/Ampelquerung getroffen werden“.

Die Stadt Weinstadt ist zuständig

Im Landratsamt weiß man indes nichts von solch einer Rücksprache, wie eine Nachfrage dieser Zeitung zu den Gründen ergibt, die gegen eine Ampel am Ersatzübergang sprechen. Die Stadt Weinstadt sei in diesem Bereich die Verkehrsbehörde und habe sich im Rahmen dessen zu der Baustellenkonzeption entschlossen, erläutert der Straßenbauamtsleiter des Kreises, Maximilian Zacharias: „Uns hat es auch etwas überrascht, wie sie das gemacht haben.“ Doch sei liege die Entscheidung vollständig in der Zuständigkeit der Stadt.

Auf Nachfrage bei der dortigen Pressestelle ist zu erfahren, dass man sich inzwischen mit der Nachbargemeinde Kernen zur Umleitungsbeschilderung abgestimmt habe. In der Tat weisen nun gelbe Schilder Radfahrern den Weg zum Übergang an der Gärtnerei, der ein gutes Stück weit entfernt von der gesperrten Ampelquerung liegt. Das räumt auch Boochs ein. „Aber die Situation ist nach wie vor unbefriedigend.“ Denn für den motorisierten Verkehr auf der Landstraße gebe es weiterhin weder Warnschilder noch eine Temporeduzierung. Das brauche es allerdings angesichts der Gefahrensituation, sagt Boochs. Schließlich habe die Gärtnerei für eine Wochenendveranstaltung bei ihr jüngst zum Schutz der Besucher nicht grundlos ein vorübergehendes Tempolimit erwirken können.