Eine wichtige Botschaft von Yvonne Riff an die Mütter: „Du hast nichts falsch gemacht.“ Foto: Julian Rettig

Yvonne Riff begleitet als Doula im Rems-Murr-Kreis Frauen vor, während und nach der Geburt. Besonders am Herzen liegen ihr dabei Sternenmamas, die – wie sie – ein oder mehrere Kinder verloren haben.

„Das vergisst man nicht“, sagt Yvonne Riff. Vor mehr als 30 Jahren hat die heute 57-Jährige im ersten Schwangerschaftsdrittel zum ersten Mal ein Kind verloren. Es sollte nicht der einzige Verlust bleiben. Noch ein weiteres Mal erhielt sie die Schocknachricht, dass das Baby in ihrem Bauch nicht mehr lebt. Damals musste sie allein damit klar kommen, auch mit dem unsensiblen Umgang der Ärzte.

Noch völlig unter Schock stehend habe sie von ihrem Gynäkologen eine Kliniküberweisung zur Ausschabung in die Hand gedrückt bekommen. Dort ging man ähnlich ruppig mit ihr um. „Ich kam mir so entwürdigt und entmachtet vor“, erinnert Riff sich, „mein damaliger Mann konnte mich auch nicht auffangen oder halten“.

Eine Erinnerungsecke ist ihren Sternenkindern gewidmet

Jetzt ist sie als Doula für andere Sternenmamas da, begleitet sie bei stillen Geburten und in der Zeit danach. Dazu hat sie vor vier Jahren beim Verein Doulas in Deutschland eine Ausbildung gemacht. Da die Berufsbezeichnung Doula nicht geschützt ist, hat der Verein Regeln in Form eines Ethikcodes für die Begleitung von Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen aufgestellt, wie die Vorsitzende Tanja Daub erklärt. Zudem habe man es sich zur Aufgabe gemacht, die Mitglieder zu qualifizieren, um für einen hohen einheitlichen Standard zu sorgen. Darüber hinaus hat Riff, die sich auf Kongressen auch mit Hebammen austauscht, sich unter anderem bei Hope’s Angel fortgebildet.

Yvonne Riff ist bei der Ausbildung auch ihrer eigenen Trauer begegnet. Foto: dpa/David Ebener

Der von der Sterbe- und Trauerbegleiterin Birgit Rutz gegründete Verein, dem Riff ebenfalls beigetreten ist, kümmert sich um Familien, wenn eines ihrer Kinder früh gestorben ist oder eine schwerwiegende pränatal-medizinische Diagnose erhalten hat.

Dabei habe das Ausbildungswochenende dort ihr auch gezeigt, wie präsent die Trauer um ihre Kinder nach wie vor ist, berichtet Riff: „Es war das erste Mal nach Jahrzehnten, dass mich jemand danach gefragt hat. Ich hatte so einen Schmerz in mir und musste so weinen, dass ich kaum mehr reden konnte.“ Nachträglich hat sie ihren beiden Kindern Namen gegeben und daheim eine Erinnerungsecke mit zwei Kerzen in einer goldenen Schale eingerichtet. Daneben steht ein Leuchter mit sieben Kerzen, die für Riffs sieben lebende, inzwischen erwachsenen Kinder stehen, die fünf leiblichen und die zwei, die ihr zweiter Mann vor 25 Jahren mit in die Ehe gebracht hat. „Das war für mich so heilsam auch den beiden Kleinen einen Raum zu geben.“

Alte Ängste kommen wieder an die Oberfläche

Bei Hausbesuchen und in ihren Kursräumen in Backnang, wo die freiberufliche Kindheitspädagogin auch Elternkurse gibt und Spielgruppen anbietet, unterstützt sie jetzt andere Betroffene im Umgang mit Verlusterfahrungen, insbesondere in Folgeschwangerschaften, wenn alte Ängste wieder hochkommen.

Dazu bietet Riff mentale Geburtsvorbereitungskurse für Paare an, in der Gruppe und individuell. Während bei den üblichen Vorbereitungskursen von Hebammen vor allem physiologische Dinge Thema seien, gehe es ihr darum, mit den Schwangeren herauszuarbeiten, wo eventuelle Ängste liegen, sie mit Düften, Musik, Meditation und Beratung zur Entspannung und in Verbindung mit dem neuen Baby zu führen, erklärt Riff: „Manchmal braucht es auch eine Rückschau zu dem Baby, das schon da war. Warum war es da? Was hat sich durch es gewandelt?“, führt Riff aus, die überzeugt ist, dass die toten Kinder für ihre Eltern eine Botschaft haben, auch wenn sie nur ganz kurze Zeit da gewesen sind: „Die Verbindung zu ihnen bleibt für immer.“

Den Frauen zuzuhören, ihnen Sicherheit und Unterstützung zu geben, darin sieht Riff ihre Aufgabe als Doula. Gemeinsam mit den Frauen suche sie nach Antworten auf die Fragen, die sie beschäftigen, und danach, wer ihnen diese Antworten vielleicht geben kann, ob ein Arzt oder eine Hebamme. Ihr Ziel dabei ist es, dass die Frauen zu neuer Kraft und Handlungsfähigkeit finden, wieder Vertrauen in ihre Körper haben, in die Leistung, die diese vollbringen können und vollbracht haben. Eine ihrer wichtigsten Botschaften an die Sternenmamas dabei: „Du hast nichts falsch gemacht. Kinder kommen und gehen. Warum wissen wir nicht genau.“

Weitere Infos gibt es im Internet unter: www.momsandfamily.de und www.doulas-in-deutschland.de .