Eine natürliche Geburt – das wünschen sich viele Eltern für ihr Kind. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Das Land fördert seit kurzem den Ausbau von hebammengeführten Kreißsälen. Die Filderklinik in Filderstadt-Bonlanden wird das zusätzliche Betreuungskonzept nicht anbieten. Das sind die Gründe.

In Leonberg gibt es dieses zusätzliche Konzept in der Geburtshilfe nun seit einem Jahr. Auch in den Krankenhäusern von Bad Cannstatt, Bietigheim-Bissingen und Herrenberg wird es umgesetzt. Die Rede ist vom sogenannten Hebammenkreißsaal: Gesunde Frauen, die eine Schwangerschaft ohne Risiko erleben, können in diesen Kliniken entbinden, ohne dass zwingend ein Arzt dabei sein muss. Dieser wird nur in medizinischen Notfällen geholt. Die Gebärenden werden ganz eng von einer Hebamme ihres Vertrauens betreut. Die Hebammen arbeiten selbstständig und eigenverantwortlich. Frauen können die Geburt ihres Kindes etwas familiärer erleben, es ist mehr Privatsphäre möglich.

Das Konzept kommt an: Bis zu 170 Frauen entbinden pro Jahr im Herrenberger Krankenhaus auf diese Art, ist von der Pressestelle des Klinikverbundes Südwest zu erfahren. Dort wird der hebammengeführte Kreißsaal seit 2009 angeboten. 26 Frauen haben sich bisher in Leonberg für das Betreuungskonzept entschieden. Als an dieser Klinik das einjährige Bestehen des Konzeptes gefeiert wurde, hat die Chefärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Monica Diac, betont, dass aufgrund dieses Zusatzangebotes das Krankenhaus auch als Arbeitgeber attraktiver geworden sei. Auch das Land Baden-Württemberg steht hinter diesem Zusatzangebot. Damit noch mehr Hebammenkreißsäle an baden-württembergischen Krankenhäusern entstehen, stellt es Fördergelder in Höhe von insgesamt rund 500 000 Euro zur Verfügung.

Die Filderklinik in Filderstadt-Bonlanden wird dennoch an ihrem bisherigen Konzept in der Geburtshilfe festhalten, den Hebammenkreißsaal nicht zusätzlich anbieten. Warum? „Wir setzen auf die enge Zusammenarbeit aller Berufsgruppen“, schreibt die Sprecherin Marleen Job unserer Zeitung auf die Frage. Und: „Wir sind eines der wenigen Krankenhäuser, in dem Kinder auch aus Beckenendlage und Zwillinge auf natürlichem Weg geboren werden.“ Auch Frauen, die bei einer früheren Geburt einen Kaiserschnitt erlebt haben, würden in der Filderklinik häufiger auf natürlichem Weg entbinden. Möglich werde dies durch ein „hochqualifiziertes, interdisziplinäres Team: Hebammen, Ärzte und Pflegekräfte arbeiten bei uns auf Augenhöhe zusammen, um die Gebärenden bestmöglich zu begleiten“, teilt Job mit.

Komme eine Frau in den Kreißsaal der Filderklinik, sei der erste Kontakt immer mit einer Hebamme. Sie sei bei einem komplikationslosen Geburtsverlauf auch die erste Ansprechpartnerin. Sie informiere das Ärzteteam regelmäßig über den aktuellen Stand, sodass dieses bei Auftreten von Problemen sofort hinzugezogen werden könne. „Auch die Anästhesie und Neonatologie werden in regelmäßigen Abständen über die Verläufe im Kreißsaal informiert, sodass ein Kaiserschnitt jederzeit durchgeführt werden kann.“ Das Konzept finde bei Gebärenden und Hebammen gleichsam Anklang. „Zuletzt lag unser Hauptanliegen deshalb im Aufbau des Hebammenstudiengangs.“ Damit wolle die Filderklinik die Kompetenz und Souveränität ihrer Hebammen weiter fördern. Das Krankenhaus bietet mehrere Plätze für den Studiengang Angewandte Hebammenwissenschaft an. Das Studium erfolgt in Kooperation mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.