Männer sind klar in der Überzahl bei Gaydelight im Wasenwirt-Zelt. Foto: Andreas Rosar

Wenn alle auf den Bänken tanzen, wenn die Stimmung explodiert, dann ist Gaydelight, dann erlebt der Wasen-Wahnsinn einen Höhepunkt. Die Party im Zeichen des Regenbogens ist im 25. Jahr noch lauter, wilder, heftiger.

Es gibt wohl keine Party beim Volksfest, die so schnell in Fahrt kommt. Ohne Vorlaufzeit geben bei Gaydelight oben auf der Bühne die Band Die Grafenberger samt Entertainerin Wanda Kay sowie unten im Zelt die Gäste von Anfang an Vollgas. Bei der Feier zum 25. Geburtstag der Eventreihe ist’s proppenvoll, zwischen den Tischreihen muss man sich durchkämpfen, um nicht steckenzubleiben. Das Wasenwirt-Zelt ist ausverkauft – und alles ist außer Rand und Band.

Eine kleine Unterbrechung beim Ausflippen gibt’s, als CSD-Sprecher Detlef Raasch mit dem Veranstalter Theo Pagliarucci und dem früheren Dschungelcamp-Teilnehmer Julian Stoeckel (er ist als Promi-Gast gebucht und singt „Ein Wodka für die Königin“) die Bühne besteigt. Sein Appell: Nicht nur beim Tanzen sollte man den Hintern bewegen, sondern auch, um auf die Straße zu gehen und um sich gegen rechtsextreme Gefahren zu wehren. Die erkämpften Rechte der queeren Community müssten verteidigt werden, erklärt Raasch: „Wir können uns jetzt nicht zurücklehnen!“

Wenn der Nachwuchs strömt, ist eine Tradition gerettet. Junge Menschen feiern in dieser Nacht mit Älteren, die jung geblieben sind. Vom VfB-Chef Alexander Wehrle (mit seiner Kölner Clique) bis zu Oliver Hildenbrand, dem stellvertretenden Fraktionschef der Grünen im Landtag – viele begeisterte Gesichter sieht man in dieser heißen Nacht. Ob Abba-Songs, „Er gehört zu mir“ oder „YMCA“ – das Repertoire umfasst, was alle kennen und alle mitsingen mögen.

Liebkosung für die „Kiss-Cam“. Foto: Andreas Rosar

„Zum Partymachen gibt es nichts Besseres als Gaydelight“

Beim Wasenwirt freut sich das Personal, weil es bei keiner anderen Veranstaltung, hört man, so viel Trinkgeld gibt wie von den Gästen der Rainbow-Community. Auch die Security sei happy, weil alles immer so friedlich verläuft. Und in.Stuttgart will keine Diskriminierungen zulassen, sondern alle Menschen einladen, gemeinsam zu feiern – Toleranz und Diversität sollen auf dem Wasen gelebt werden. Auch Marcus Christen, der für das Volksfest zuständige Abteilungsleiter der Veranstaltungsgesellschaft, schaut vorbei und ist happy angesichts der tollen Stimmung.

Der Zoff der Anfangsjahre, als der ehemalige städtische Eigenbetrieb Versorgungsmärkte und Marktveranstaltungen dem Festwirt Max-Rudi Weeber untersagte, für die Veranstaltung offen als „Schwulenparty“ zu werben, ist längst Vergangenheit. Theo von Pagliarucci, der Erfinder des Wasenknallers, hatte neidvoll nach München geschaut, wo auf dem Oktoberfest seit Jahrzehnten im Bräurosl der Gaysunday gefeiert worden ist. „So etwas wollte ich auch nach Stuttgart holen, aber das wurde gleich abgeblockt“, erinnert sich der Veranstalter.

Tombola zugunsten von ehrenamtlicher Arbeit

„Bei Gaydelight ist die Stimmung viel besser als bei den queeren Wiesnpartys in München“, sagt ein Gast, der beides kennt, „dies liegt vor allem an der Musik, aber vor allem natürlich an den Leuten in Stuttgart.“ Aus allen Teilen Baden-Württemberg reisen die Gäste an. Mit einer Tombola wird an diesem Abend Geld für die ehrenamtliche Arbeit der Interessengemeinschaft CSD gesammelt.

„So viele schöne Männer sieht man selten“, sagt eine Frau und schätzt, „dass etwa 80 Prozent queer sind, der Rest sind Heteros.“ Ihr gefällt es hier so gut, weil sie nicht befürchten müsse, angemacht oder gar betascht zu werden. „Zum Partymachen gibt es nichts besser als Gaydelight“, sagt sie. Und deshalb zählt dieser Event mittlerweile zu den bestbesuchten Höhepunkten des Cannstatter Volksfestes.