Können die Oberaichener in diesem Biergarten an den S-Bahn-Gleisen bald wieder ein kühles Helles bestellen? Foto: Archiv Natalie Kanter

Was wird aus der früheren Traditionsgaststätte direkt am S-Bahnhof in Oberaichen? Dazu kursiert ein Gerücht im Ort. Stimmt es, dürften sich viele freuen.

Wie geht es weiter mit dem Bahnhöfle in Oberaichen? Wer diese Frage im Flecken stellt, bekommt zu hören, dass sich viele Einheimische ihre alte Traditionsgaststätte zurück wünschen. Einen Ort also, wo man sich nach Feierabend in gemütlicher Runde treffen kann und bei einem Wasser oder Bier über Gott und die Welt plaudern kann. Dazu passt das Gerücht, das zu hören ist.

Eine namhafte Stuttgarter Brauerei samt Wirt habe Interesse bekundet, der Gaststätte samt ihrem hübschen Biergarten direkt an den S-Bahn-Gleisen wieder neues Leben einzuhauchen. Das Oberaichener Bahnhöfle, das zwischenzeitlich auch als Hotel genutzt wurde, steht seit mehr als zwei Jahren leer. Seit Herbst 2019 können Auswärtige dort keine Zimmer mehr buchen, Brautpaare keine Hochzeiten mehr feiern. Der damalige Pächter Nikola Cepek hatte das Hotel samt Restaurant aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben und sich auch um einen Nachfolger gekümmert.

Zimmer für Menschen in Not?

Doch dann hatte die Stadt Leinfelden das Haus und das Gelände gekauft – mit dem Ziel, in den ehemaligen Hotelzimmern, also im Obergeschoss des Gebäudes, Menschen in Not ein Dach über dem Kopf bieten zu können. Zunächst wollte die Kommune dies für alleinerziehende Frauen nutzen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Die schönsten Biergärten auf den Fildern

Aufgrund des russischen Angriffskrieges in der Ukraine kam dann die Idee auf, ukrainische Frauen mit ihren Kindern dort unterzubringen. Parallel dazu hatte sich die Kommune als Eigentümerin von Anfang an vorstellen können, dass ein Pächter im Erdgeschoss wieder eine Gaststätte betreibt. Wie aber passt eine Unterkunft für Geflüchtete aus einem Kriegsgebiet zu den Plänen einer Stuttgarter Brauerei? Unten feiern die Leute, oben wohnen Menschen, die schlimme Dinge erlebt haben?

Ideal mit den Hotelzimmern

Dazu hatte Baubürgermeister Benjamin Dihm unserer Zeitung bereits vor einiger Zeit gesagt: „Es gibt jede Woche eine neue Ukraine-Lage.“ Man wisse nicht, wie sich die Situation entwickele. Deshalb müsse man alle Optionen offen halten. Denn die Stadt habe nicht so viele Immobilien. Und dieses Haus in Oberaichen biete mit seinen ehemaligen Hotelzimmern im Obergeschoss eine gute Möglichkeit, gerade Mütter mit Kindern unterzubringen.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Nun gibt es Pläne für das Bahnhöfle

Nun aber sagt Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell: „Wir haben uns mittlerweile verwaltungsintern darauf verständigt, dass das Bahnhöfle wieder für die Bürger in Oberaichen nutzbar gemacht werden soll.“ Es sollen dort also weder Obdachlose noch ukrainische Geflüchtete untergebracht werden. Zumal viele der Menschen aus der Ukraine – auch aufgrund des Projektes LE mietet – in privaten Wohnungen unterkommen.

Bürgergemeinschaft hat Unterschriften gesammelt

Die Bürgergemeinschaft Oberaichen wird sich über diese Entwicklung freuen. Denn sie findet schon länger, dass die Oberaichener das Bahnhöfle als Anlaufstelle behalten sollten: als Gaststätte, als Raum für Vereine und Bildungseinrichtungen, für Ausstellungen, ähnlich wie es in Leinfelden mit dem Leinfelder Haus gelebt wird. Dafür hatte die Gemeinschaft auch schon Unterschriften gesammelt.

Mittlerweile ist auch klar, dass die Stadt den spanischen Erzieherinnen und Erziehern, die im Herbst auf die Filder kommen, um die Kitas in Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt zu unterstützen, keine Unterkunft bieten muss. Vielmehr ist der Dienstleister, der den Kontakt zu den ausländischen Fachkräften herstellt hat, vertraglich dazu verpflichtet, sich darum zu kümmern. Auch dafür scheidet das Oberaichener Bahnhöfle also aus.

Stimmt nun aber das Gerücht mit der Stuttgarter Brauerei? Der Bürgermeister Benjamin Dihm lässt sich dazu aktuell nicht in die Karten schauen. Er bestätigt auf erneute Nachfrage unserer Zeitung zwar, dass es mehrere Anfragen in der letzten Zeit gab, in dem Gebäude am Oberaicher S-Bahnhof wieder eine Gaststätte zu betreiben. Allerdings müsse zunächst eine öffentliche Ausschreibung erfolgen.