Der Schuppen wird saniert. Unklar ist, was danach mit dem Gebäude passiert. Foto: Werner Kuhnle

Der Marbacher Bürgermeister hofft auf die Wiederbelebung eines brach liegenden Gebäudes am Bahnhof. Im benachbarten Freiberg ist genau das schon geglückt.

Die Fassade des Güterschuppens am Marbacher Bahnhof ist mit Schmierereien verschandelt. Demolierte Fenster runden das schäbige Erscheinungsbild ab. Noch trostloser sah es aber offenbar im Innern aus. „Da wurde kilo- oder sogar tonnenweise Taubenkot herausgeholt. Es war völlig verwahrlost“, sagt Bürgermeister Jan Trost über das seit Jahren leer stehende Gebäude, das seit Mai 2022 von der Bahn als Eigentümerin saniert wird. Der Rathauschef hofft jedoch, dass die denkmalgeschützte Immobilie eine rosige Zukunft hat und irgendwann wieder Leben in das Haus einkehrt.

Kein Durchbruch bei Verhandlungen

Freiberg am Neckar hat einen ähnlichen Schuppen. Der wurde toll umgebaut zum Restaurant Rübli mit Gästezimmern. Das wäre auch unsere Vision“, sagt Trost. Allerdings habe die Stadt das Heft des Handelns nicht in der Hand. Das Gebäude gehöre der Bahn. Man befinde sich im Austausch mit dem Konzern, was die Zukunft des Schuppens anbelangt.

„Es gibt Ideen, es ist aber noch nichts spruchreif“, bestätigt eine Sprecherin der Bahn. Sie beteuert, dass auch ihr Unternehmen ein Interesse daran habe, dass in das Gebäude wieder Leben einkehrt. Es ist früher zum Umschlag von Gütern auf der Schiene genutzt worden. Insofern werde die Immobilie auch optisch wieder herausgeputzt. Die Sprecherin räumt zudem ein, dass man den Eindruck gewinnen könne, dass die Renovierung des seit Monaten eingerüsteten Gebäudes nicht besonders schnell vonstattengehe. Doch die Sanierung sei aufwendig. „Für die Modernisierungsarbeiten stimmt sich die Bahn neben dem Denkmalschutz- auch mit dem Umweltamt ab. Damit will die DB vermeiden, dass sich die zu bestimmten Zeiten dort lebenden Mauersegler von den Arbeiten gestört fühlen“, erklärt sie. Wann das Gebäude in Schuss gebracht ist und das Gerüst abmontiert werden kann, lasse sich nicht genau datieren.

Stadt Freiberg als Herr des Verfahrens

Bereits herausgeputzt und umgestaltet wurde der frühere Geräteschuppen am Freiberger Bahnhof. Ein Projekt, das Vorbildcharakter für die Verantwortlichen in Marbach hat – und in Person von Jürgen Kiefer von einem Investor aus der Schillerstadt realisiert wurde. Die Ausgangslage war hier allerdings eine andere. Die Stadt war seit 1984 Eigentümerin der Immobilie, hatte also mehr Freiheiten. Wobei die Überlegungen zunächst dahin gegangen waren, eine Brauerei anzusiedeln. Die Idee sei aus einer Bürgerbeteiligung hervorgegangen, sagt Bürgermeister Dirk Schaible. „Ich habe dann Gespräche mit Brauereien geführt, die auch großes Interesse bekundet haben“, berichtet er. Letztendlich hätten aber doch alle abgewinkt. Daraufhin hätten engagierte Freiberger das Haus über ein genossenschaftliches Modell mit Brauerei und Kulturprogramm bespielen wollen. Allerdings hätten sich die rund eine Million Euro an Sanierungskosten, die im Raum standen, als zu hohe Hürde erwiesen.

Gleichwohl waren die Bemühungen nicht umsonst. Der Schuppen war Gesprächsthema. Das Potenzial erkannte dann auch Jürgen Kiefer. Der Investor hatte schon Interesse angemeldet, als um eine genossenschaftliche Lösung gerungen wurde. Die Stadt wollte aber der Initiative die Chance nicht verbauen, ihre Idee zu verwirklichen. Als sich jedoch das Vorhaben der Bürger zerschlagen hatte, nahm die Stadt Kontakt zu Kiefer auf. Dieser erwarb das Gebäude, baute es zu einem Lokal mit Beherbergungsbetrieb um. „Das ist eine tolle Sache für die Stadt, das Gebäude sieht nun innen und außen gut aus“, findet der Bürgermeister. Dazu werde der Bereich belebt, und die Besucher übten eine soziale Kontrolle am Bahnhof aus.

Effekte, wonach man sich auch in Marbach sehnt. Denn aktuell, findet der Bürgermeister Jan Trost, sei der Schuppen „kein Aushängeschild“.