Mit jeder verbrauchten Kilowattstunde wächst die gravierende Belastung der Verbraucher. Foto: picture-alliance/ dpa/Holger Hollemann

Statt der Gaspreisumlage bringt die Bundesregierung nun einen Gaspreisdeckel ins Gespräch. Doch würde das funktionieren? Und was kostet das?

Im Prinzip funktioniert ein Energiepreisdeckel, der sowohl für Gas als auch Strom im Gespräch ist, relativ einfach: Je Kilowattstunde Verbrauch legt der Bund einen gewissen Betrag fest, der aus Steuergeldern ausgeglichen wird, beispielsweise einen Cent. Ein Haushalt mit vier Personen in einem Mehrfamilienhaus verbraucht beispielsweise 12 000 bis 18 000 Kilowattstunden Erdgas im Jahr – und bekäme so einen Rabatt von 120 bis 180 Euro. Der Subventionsbetrag steht aber noch nicht fest. Ob es bei einem Cent bleibt, ist eine rein politische Entscheidung.

Zum Vergleich: Als Anfang des Jahres 2022 kurz vor dem Ukrainekrieg Erdgas am billigsten war, kostete es rund 12 Cent je Kilowattstunde. Aktuell sind es etwa 35 Cent – das würde in unserem Beispielhaushalt Mehrkosten von 2760 bis 4140 Euro im Jahr bedeuten. Beim maximalen Preis von 40 Cent von Anfang September an wären es in unserem Beispiel bis zu 5000 Euro gewesen. Schon hier wird deutlich, dass ein wirklicher Ausgleich die Bundeskasse überfordern würde. Allein beim Gas würde laut Bundeswirtschaftsministerium eine Reduktion um einen Cent rund 2,5 Milliarden Euro kosten.

Echter Ausgleich nicht bezahlbar

Wenn der Bund den Preis je Kilowattstunde um genau die 2,4 Cent reduzieren wollte, wie er eigentlich mit der nun gekippten Gaspreisumlage draufschlagen wollte, würde sich das Ganze schon auf sechs Milliarden summieren. Das ist dreimal so viel wie beispielsweise die Bundeswehr im Rahmen der so genannten Zeitenwende in die persönliche Ausrüstung der Soldaten wie Helme und Schutzausrüstung investieren will.

Bei einem – rein fiktiven und natürlich nicht vorgesehenen – vollen Ausgleich der Preisentwicklung in diesem Jahr wären es 32,5 Milliarden Euro. Das wäre fast so viel wie der gesamte Etat des Bundesverkehrsministeriums in diesem Jahr. Im Detail ist die Ausgestaltung noch schwieriger. In der Rechnung sind Kunden aus der Wirtschaft noch gar nicht enthalten. Zudem würden mit einer pauschalen Reduktion diejenigen besonders profitieren, die viel Energie verbrauchen. Um das zu verhindern, müsste man zwischen einem subventionierten Grundbedarf unterscheiden, der vom Staat subventioniert wird und dem weiteren Verbrauch, den die Energiekunden allein zu schultern haben. Das haben die Grünen schon vorgeschlagen.

Nur Grundbedarf subventionieren?

Allein wie hoch dieser Grundbedarf angesetzt wird, ist eine heikle politische Frage, die letztlich über reale Entlastung und Kosten entscheidet. Denkbar wäre, dass sich die Subvention nach der Preisentwicklung richtet, also unterhalb eines bestimmten Preises gesenkt und bei weiteren Steigerungen gegebenenfalls erhöht wird. Offen ist auch, an welchem Punkt der Deckel greift, also ob der Verbraucher von vorne herein nur den subventionierten Preis bezahlt, der sozusagen schon an der Quelle reduziert wird.

Andere Modelle sind denkbar

Daneben gäbe es die Möglichkeit für ein Gutschriftenmodell: Die Verbraucher zahlen zunächst den vollen Preis und bekommen dann eine Gutschrift erstattet. Psychologisch wäre hier der Zweck, dass der Spardruck, der durch die hohen Preis entsteht, ungefiltert bei den Kunden ankommt.

Länder wie Großbritannien, Italien und Frankreich haben einen solchen Deckel bereits eingeführt. Die Modelle sind jeweils anders. Der britische Preisdeckel soll ab Oktober für ein halbes Jahr gelten. Die geschätzten Kosten sind massiv. Der sowieso schon angeschlagene britische Haushalt dürfte mit etwa 60 Milliarden Pfund, also rund 67 Milliarden Euro belastet werden.