Wissenschaft trifft auf Kunst: Gartenarchitektur beschäftigt sich mit der Planung von Grünflächen. Foto: agmacolor/Adobe Stock

Was unterscheidet einen Garten von einem Stück Wildnis? Genau, der Garten wurde von Menschen angelegt, um etwas anzupflanzen oder um sich künstlerisch auszutoben. Doch wie plant man diesen Lebensraum im Grünen?

Bad Cannstatt - Es ist die Ordnung, die einen Garten von einem Stück Wildnis unterscheidet. Er ist von Menschen angelegt, eingegrenzt und meist bewusst aufgebaut. Schließlich verspricht man sich etwas von diesen Grünflächen: Ruhe beispielsweise, selbst angebautes Obst und Gemüse oder auch einen Ort der Kreativität und Inspiration. Eine Geschichte über Architektur im Grünen und die Kunst, unberührtes Land in prachtvolle Gärten zu verwandeln.

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Ob ursprüngliche Natur- und Kräutergärten oder die akkurate, japanische Variante – Gärten sollten durchdacht sein. Dies rät so gut wie jedes Handbuch. „Das ist eigentlich ganz logisch“, sagt Marco Riley vom Verband Garten- und Landschaftsbau Baden-Württemberg (GaLaBau). Immerhin bräuchten die meisten Pflanzenarten auch entsprechende Lebensräume, wie die richtigen Lichtverhältnisse beispielsweise. Die Gartenarchitektur, also die Konzeption und Planung der Grünfläche, ist vielschichtig. Der technische, rationale Teil beschäftigt sich mit den Begebenheiten des Geländes, mit den Bedingungen für Pflanzen und Tiere, aber auch für Geräteschuppen und Teichanlagen. Der zweite wichtige Aspekt ist die Ästhetik. Das Zusammenspiel der Farben in der Blüte. Die Kontraste und Texturen, etwa wenn die Pflanzenwelt auf Gestein oder Holz trifft. Nicht umsonst bezeichnet sich die Gartenarchitektur selbst als „künstlerische Disziplin auf naturwissenschaftlicher Grundlage“.

Diese Gestaltung, die jedem Gartenbesitzer selbst überlassen ist, mache für viele den besonderen Reiz aus, sagt Riley. „Mir gefällt der Spruch: Der Garten ist der einzige Ort in der heutigen Moderne, den man noch gestalten kann.“ Ein möglicher Grund, warum immer mehr Deutsche ins Grüne flüchten. Laut einer Statista-Studie stieg die Zahl der Bundesbürger, die einen Garten besaßen, von 2018 auf 2019 um etwa eine Million. Doch wie geht man vor, wenn man einen Garten anlegen möchte? Garten- und Landschaftsbauer Riley rät dazu, sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen: „Ich würde mir genau überlegen, was mir gefällt.“ Hierfür sei es wichtig, sich den Grundriss der Fläche anzuschauen. Was gibt das Grundstück her? Wo will ich mein Beet hin haben? Fragen wie diese ordnen laut Riley die manchmal nur sehr groben Vorstellungen. „Mein Tipp: Auf der Internetseite Pinterest kann man sich wunderbar inspirieren lassen“, sagt der Experte.

Im nächsten Schritt sollte man sich mit den Materialien beschäftigen, rät Riley. „Soll es Holz sein, oder Steinelemente? Welche Formen möchte ich?“ Gerade bei der Planung mache es Sinn, sich an einen Profi zu wenden. „Sicherlich bekommen das auch viele Leute alleine hin. Doch besonders Garten-Neulinge sollten sich bei der Planung professionelle Hilfe holen.“ Die Experten wüssten genau, welche Elemente zusammenpassen, welche Lebensräume die verschiedenen Pflanzenarten bräuchten und vor allem, wie das Grundstück aufgeteilt werden sollte. „Hier geht es darum, welchen Anspruch man an seinen Garten hat“, sagt der Spezialist. Die Unsicherheit sei auch der Grund, weshalb immer mehr Schottergärten entstehen. Wie wir vergangene Woche berichtet haben, wirken sich diese Steinwüsten nicht nur schlecht auf Stadtklima, Tier- und Pflanzenwelt aus. Sie sind auch bei Weitem nicht so pflegeleicht wie von vielen angenommen.

„Der Garten wird vor allem in den warmen Monaten als erweiterter Wohnraum genutzt“, gibt Riley zu bedenken. Deshalb sei eine gute Planung sehr wichtig. „Das Schöne ist doch, dass man hierbei sehr frei sein kann im Denken.“ Der Aufwand mache sich spätestens bezahlt, wenn man sein eigenes Werk umgesetzt sieht.