Das Westderby war ein intensives Eröffnungsspiel. Foto: Federico Gambarini/dpa

Das Glück hat nur der Tüchtige, heißt es im Volksmund. Leverkusens Dusel-Siege und auch die Erfolgsserie halten an. Gleich zum Start zeigt sich die Meister-Mentalität.

Mönchengladbach - Meisterdusel, VAR-Ärger und wieder ein Last-Minute-Sieg für den deutschen Meister. Die Dramaturgie des Bundesligaeröffnungsspiels hätte man nicht besser schreiben können. Am Ende jubelte die lange Zeit souveräne Elf von Bayer Leverkusen durch einen im Nachschuss verwandelten und nach Videocheck gegebenen Elfmeter von Florian Wirtz zum 3:2 in der 11. Minute der Nachspielzeit. "Das ist einfach Mentalität, weil wir nie aufgeben", befand Bayers Verteidiger Edmond Tapsoba nach dem 35. Spiel in der Fußball-Bundesliga nacheinander ohne Niederlage.

Bei Borussia Mönchengladbach war der Ärger nach dem aufgeholten 0:2-Rückstand besonders groß. "Der VAR hat alles gecheckt, aber alles gegen uns, keine einzige Situation wurde für uns gecheckt", sagte Gladbachs Sportdirektor Roland Virkus. "Beim Elfmeter war es keine klare Fehlentscheidung, da muss der Schiedsrichter nicht raus, um zu checken", befand Virkus.

Schröder korrigiert seine Entscheidung

Der Unparteiische Robert Schröder äußerte sich beim TV-Sender Sat.1 zu der Szene. "Auf dem Feld hatte ich die Wahrnehmung, dass der Gladbacher den Ball zuerst spielt. Deswegen fiel die Entscheidung erst einmal auf weiterspielen. Nach dem Check des VAR, der auf den Bildern erkannt hatte, dass Adli zuerst am Ball war, wurde die Onfield-Review empfohlen", erklärte der Referee, der dann nach einem Videocheck auf Strafstoß entschied. Dabei ging es um den Zweikampf zwischen Ko Itakura und Leverkusens Amine Adli. 

Borussias neuer Stürmer Tim Kleindienst, der zum 2:2 traf (85. Minute), meinte, es fühle sich "ziemlich beschissen" an. Tatsächlich wurde aber auch zuvor der Gladbacher Anschlusstreffer durch Nico Elvedi zum 1:2 (59.) gecheckt - und anerkannt.

Xhaka erzielt erstes Tor der Saison

Die Leverkusener hatten damit wieder den früher für den FC Bayern typischen Meisterdusel für sich entdeckt und waren sich dessen auch bewusst. "Natürlich war das für uns glücklich. Darauf können wir auch nicht immer setzen", sagte Mittelfeldspieler Granit Xhaka, der das Eröffnungsspektakel mit einem Traumtor aus fast 20 Metern eröffnete und an seiner alten Wirkungsstätte nur kurz jubelte. Dass dennoch nicht alles rund lief, war Xhaka bewusst. "Es war das erste Spiel, da ist noch nicht alles perfekt. Für uns war es wichtig zu gewinnen."

Auch Alonso, der in der Startelf auf seine Neuzugänge verzichtete und auch weiterhin auf den abwanderungswilligen Abwehrchef Jonathan Tah setzt, sprach von einem Prozess. "Wir haben große Mentalität gezeigt und uns wieder gute Strafraummöglichkeiten herausgespielt. Am Ende sind wir zufrieden mit dem Ergebnis, aber nicht mit allen Phasen des Spiels", sagte Bayers Cheftrainer. "Es war natürlich heute auch viel Emotion. Aber wir waren nicht so kompakt und auch ein bisschen passiv", befand Alonso.

Borussias Fans sorgen für lange Nachspielzeit

Die Kunst der späten Tore wollte Geschäftsführer Simon Rolfes nicht überbewerten. "Wir hätten das Spiel lieber früher entschieden. Aber wenn wir frische Leute wie heute Amine Adli von der Bank bringen können, dann ist das schon eine Qualität", sagte Rolfes. Auch die Neuzugänge Martin Terrier und Aleix Garcia waren in der Schlussphase auf dem Feld.

Die lange Nachspielzeit haben die Borussen übrigens auch ihren eigenen Fans zu verdanken. Der Großteil der elfminütigen Zusatzzeit wurde wegen der minutenlangen Unterbrechung nach der Pause durch einige Rauchbomben aus der Gladbacher Fankurve verhängt. Das Stadion war komplett mit einer Rauchwolke gefüllt. Das Spielfeld war von den Rängen nicht mehr zu erkennen. Ohne diese fünf bis sechs Minuten Unterbrechungspause hätte die Zeit am Ende für Bayer nicht mehr zum Sieg gereicht.