Künftig wieder erstklassig: der Kickers-Nachwuchs hat sein großes Ziel doch noch erreicht. Foto: privat/z

Nach langem Bangen doch noch am Ziel: die A-Junioren der Blauen dürfen aufsteigen. Nun wartet aber aus verschiedenen Gründen eine Herkulesaufgabe auf sie.

Degerloch - In eineinhalb Monaten, am Wochenende 15./16. August, startet die A-Junioren-Bundesliga in die neue Saison. Sofern nicht noch etwas dazwischen kommt, rollt dann in den drei Staffeln Süd/Südwest, Nord/Nordost und West nach fast zehnmonatiger Pause erstmals wieder der Fußball. Die vergangene Runde war Ende Oktober wegen Corona erst unterbrochen und später abgebrochen worden. Inzwischen steht fest: Unter den 56 Mannschaften für den Wiederbeginn wird auch die U 19 der Stuttgarter Kickers sein. Lange mussten die Blauen bangen. Nun, seit wenigen Tagen, haben sie endlich die Gewissheit: Sie dürfen aufsteigen. Anders als bei den Männern des Vereins, deren Hoffnungen am grünen Tisch geplatzt sind, gibt es für das Nachwuchsteam aus Degerloch ein Happyend.

Neun Spiele, neun Siege

Insgesamt ist es für die Kickers der vierte Aufstieg in die höchste A-Jugend-Spielklasse. 2003 hatten sie zu den Gründungsmitgliedern gehört. Diesmal freilich lief alles anders als bei den Jubelanlässen in der Vergangenheit. Da es ja keine komplette Spielrunde mit einer Meisterkür gab, bedurfte es einer Entscheidung abseits des Rasens: Zunächst beschloss der Deutsche Fußball-Bund (DFB), dass trotz des vorzeitigen Saisonabbruchs grundsätzlich Aufsteiger aus den regionalen Ligen akzeptiert werden. Dann fiel vor einer Woche in den baden-württembergischen Landesverbänden die Entscheidung, die Kickers fürs Oberhaus zu nominieren. Immerhin hatten jene in der Oberliga mit neun Siegen aus neun Spielen und 29:3 Toren das Klassement souverän angeführt. Der SV Sandhausen folgte als Zweiter mit bereits sechs Zählern Abstand.

„Natürlich ist ein sportlicher Aufstieg mit einem entscheidenden Tor in der Nachspielzeit am letzten Spieltag immer schöner. Aber ich bin einfach froh, dass jetzt endlich zu unseren Gunsten entschieden wurde. Wir hatten es aufgrund unserer sportlichen Dominanz verdient“, sagt Mustafa Ünal, der Cheftrainer der Mannschaft. Eine Aufstiegsfeier war in der Kürze der Zeit und aufgrund der nach wie vor gültigen Corona-Beschränkungen bislang zwar nicht möglich. „Die werden wir aber mit diesem ganz besonderen Kader irgendwann nachholen“, verspricht Ünal.

Problem Personalplanungen

Das größere Problem für die Verantwortlichen auf der Waldau sind die durch die bisherige Unsicherheit torpedierten Personalplanungen. „Es gibt mehrere Spieler, mit denen wir in aussichtsreichen Verhandlungen standen, die sich dann aber für Heidenheim, den KSC oder den VfB entschieden haben, weil nicht klar war, in welcher Liga wir spielen werden“, sagt Guido Arnold, der organisatorische Leiter des Nachwuchsleistungszentrums und der Fußballschule beim Traditionsclub. Die ohnehin schon vorhandenen finanziellen und strukturellen Nachteile, die die Kickers gegenüber den Standorten von Profivereinen wie FC Bayern, FC Augsburg oder TSG 1899 Hoffenheim haben, sind insgesamt in den vergangenen Monaten eher größer als kleiner geworden. „Es ist ohnehin ein Wunder, dass wir es mit unseren Möglichkeiten immer wieder schaffen, mit U 15, U 17 und U 19 in den höchstmöglichen Spielklassen mitzumischen“, sagt Arnold.

So gibt es in der U-19-Bundesliga künftig neben den Akteuren vom Fernsehturm im Eimsbütteler TV (Hamburg) nur noch einen weiteren Verein, dessen Erwachsene nicht in einer der vier höchsten Klassen im Aktivenbereich unterwegs sind. Mit der A- und der B-Jugend gleichzeitig in der Bundesliga vertreten zu sein, schafft in ganz Deutschland außer den Kickers aus den fünften Ligen und tiefer sonst gar niemand. „Uns ist bei bis zu sieben geplanten Absteigern bewusst, dass der Klassenverbleib diesmal eine noch größere Herausforderung wird, aber wir nehmen die Aufgabe an“, sagt der Coach Ünal.

Angreifer kehrt vom VfB zurück

Zusammensetzen wird sich sein neuer Kader aus sieben Akteuren aus dem Aufstiegsjahrgang, 14 internen Aufrückern aus der U 17 und lediglich zwei externen Neuzugängen. Letztere heißen Halim Eroglu (Angriff, zurück vom VfB Stuttgart) und Leo Roth (Torwart, SSV Reutlingen). Mit diesem Team soll es vom 23. bis 26. Juli nach Rotenburg/Wümme ins Trainingslager gehen. Über den Austragungsmodus für die neue Spielzeit hat der DFB noch nicht abschließend entschieden. Wahrscheinlich ist jedoch, dass analog zu den B-Junioren in allen drei Staffeln nur eine Einfachserie gespielt und die Starterfelder danach in Aufstiegs- und Abstiegsrunden unterteilt werden. Im Süden ergibt sich aufgrund des zuletzt ausgesetzten Abstiegs eine Rekordstaffel mit 21 Mannschaften.

Weiter bei den Kickers, aber fortan im Trikot der Männer laufen Lirim Hoxha, Tyron Profis und Mohamed Baroudi auf. Sie haben Verträge für die eigene „Erste“ erhalten. Ein anderer bisheriger Leistungsträger, Eduard Heckmann, wechselt in die Regionalliga zum VfR Aalen.