Radler demonstrieren in Stuttgart für mehr Radverkehr. Foto:  

Greenpeace und das Bürgerbündnis SÖS haben am Wochenende in Stuttgart bei Protestaktionen eine Verkehrswende gefordert. Mit dem Fahrrad und mit einem Picknick auf der B 14.

Stuttgart - Sonntag 14 Uhr. Auf Höhe des Landtags haben zwei Greenpeace-Aktivisten ein Transparent aufgespannt, „Polution Solution – Wo ein Wille, da ein Radweg“ steht darauf. Zumindest für ein paar Stunden ist aus einer Spur der B 14 auf dieser Seite eine sogenannte Pop-up-Bike-Lane geworden. Durch einen niedrigen Zaun vom Rest der Straße getrennt, wird die freigesperrte Zweiradbahn eifrig genutzt. Auch von der Kidical Mass, die um 15 Uhr in einem Korso von rund 400 Kindern und erwachsenen Begleitern vielstimmig klingelnd Richtung Hauptstätter Straße fährt. Auf Höhe des Stadtpalais hat sich Veronika Kienzle, Grünen-Bezirksvorsteherin von Mitte, eingefunden, um die Velofahrer anzufeuern.

„Wir mussten unsere Aktion noch gestern vor Gericht durchsetzen“, berichtet Jonas Nutz (Greenpeace Stuttgart). Die Zusammenarbeit mit Stadt und Behörden sei nicht sonderlich gut gelaufen. Ebenso wie Thijs Lucas vom Radentscheid Stuttgart hofft er, dass eine entsprechende Fahrradstrecke im Zuge der Umgestaltung der B 14 künftig dauerhaft Gestalt annehmen wird. Der derzeitige Weg durch den Park sei alles andere als ideal. Räder und Fußgänger kämen sich in die Quere, die Pflasterung sei besonders bei dünnen Reifen hinderlich.

Immer mehr Radler in der Stadt

Vor der Leonhardskirche sind drei Fahrspuren zugunsten eines weiteren SÖS-Fahrbahnpicknicks temporär autofrei. Unter dem Motto „Auto-Korrektur“ genießen gut hundert Besucher hier das sonnige Wetter. Am Tisch bei einer Partie Backgammon und Keksen oder im Freundeskreis zwischen Obst und Gemüse auf einer der bereitliegenden grünen Matten. „Eine Stadt mit weniger Autos ist einfach lebensfreundlicher“, findet Nadine (17). Sie ist mit einer Freundin gekommen, auch um auf die Notwendigkeit einer Verkehrswende aufmerksam zu machen.

Schließlich ist es so weit: Die Fahrer der Kidicall Mass treffen unter Applaus an der Leonhardskirche ein. „So müsste es eigentlich öfter aussehen“, zeigt sich Hannes Rockenbauch, der für SÖS im Rat sitzt, begeistert. „Das hört ja gar nicht mehr auf.“ Auch Christoph Hoyer (Critical Mass) zeigt sich mit dem Zuspruch, den die Demonstrationsfahrt gefunden hat, sehr zufrieden. „Das Rad gewinnt in Stuttgart an Bedeutung“, stellt einer der Mitfahrer fest. Die Zahl der durch die Messstation an der Neckarbrücke in Cannstatt registrierten Radler habe bereits jetzt die Dezembermarke des Vorjahres erreicht.