Die Friseurin Manuela Overmann-Frey sagt, sie wolle ihren Salon abends mit gutem Gewissen zuschließen können – daher spendet sie die Haare für ein Umweltprojekt. Foto: Caroline Holowiecki

Im Salon Overmann in Stuttgart-Degerloch werden abgeschnittene Haare für ein Umweltprojekt gesammelt. Das ist nicht alles. Das Friseurgeschäft ist nach eigenen Angaben klimaneutral.

Wo gehobelt wird, fallen Späne. Und wo Haar geschnitten wird, rieselt es ebenfalls nicht zu knapp. Das kennt auch Manuela Overmann-Frey. Bei Overmann-Frisuren kommt durchs Schneiden reichlich etwas zusammen. Tatsächlich spricht sie von „Bergen von Haaren“, die Tag für Tag auf dem Boden des Salons in Degerloch landen – und im Müll entsorgt werden.

Nun hat Manuela Overmann-Frey aber einen Weg gefunden, wie aus dem vielen Schnitthaar noch Gutes entstehen kann. Sie gibt es ans Umweltprojekt „Hair help the Oceans“ mit Sitz im niedersächsischen Bückeburg weiter. „Haare besitzen die besondere Eigenschaft, viel Fett aufzusaugen und diese Funktion auch nach dem Schneiden nicht zu verlieren. Daher eignen sie sich hervorragend dazu, als natürliches Reinigungsmittel gegen Verschmutzungen wie Öl, Benzin und Sonnenmilchreste in Gewässern wie Meere, Flüsse und Seen eingesetzt zu werden“, heißt es dort online.

„Das ist wirklich faszinierend“, findet Manuela Overmann-Frey. Gearbeitet wird nach dem Vorbild des französische Vereins Coiffeure Justes, der die Haare in alte Nylonstrümpfe füllt, diese zu Rollen bindet und dann weltweit als Filter in verschmutzten Gewässern einsetzt. „Ich finde, das ist eine tolle Sache“, sagt sie.

Vier Friseursalons in Stuttgart machen derzeit mit

Die interaktive Karte auf der „Hair help the Oceans“-Homepage findet vier Salons in Stuttgart, die sich beteiligen. Einer ist eben Overmann. Seit Anfang dieses Jahres wird dort für das Projekt gesammelt. Vier Pakete hat Manuela Overmann-Frey in dieser Zeit bereits über einen Kurierdienst abholen lassen. „Jedes Paket wiegt zehn Kilogramm“, sagt sie. Bald ist der nächste Papiersack voll. Haare zusammenfegen, schauen, dass kein Fremdmaterial drin ist, verpacken: Das Ganze ist freilich ein Mehraufwand, „aber da wir ohnehin nachhaltig arbeiten und das Thema Umweltschutz immer wichtiger wird“, falle das nicht ins Gewicht.

Nach Manuela Overmann-Freys Angaben ist ihr Salon als klimaneutral zertifiziert. Sie lasse Alufolien und leere Alufarbtuben recyceln, arbeite nach Möglichkeit mit Pflanzenhaarfarben und verwende an den Haarwaschbecken Wassersparaufsätze. Für einige Produkte habe sie Auffüllstationen installiert. „Die Emissionen, die ich nicht vermeiden kann, kompensiere ich“, erklärt sie. Über Ausgleichszahlungen würden dann Umweltschutzprojekte wie Baumpflanzungen finanziert. Hierfür arbeite sie mit dem Unternehmen Climate Partner zusammen.

Das alles macht die Friseurmeisterin aus Umweltschutzgründen. „Im Grunde widerstrebt es mir, mit Chemie und so viel Alufolie zu arbeiten“, sagt sie. Sie stellt klar: „Ich versuche, einen möglichst großen Beitrag zu leisten, damit ich abends mit gutem Gewissen meinen Laden zuschließen kann. Wir haben nur diese eine Welt.“

Klimaneutrale Friseursalons, gibt es das häufig? Nicht, wenn man Herbert Gassert, dem Landesvorsitzenden des Fachverbands Friseur und Kosmetik Baden-Württemberg, glauben darf. „Mir ist das nicht bekannt, ich habe noch nichts davon gehört“, sagt er. Laut Manuela Overmann-Frey tut sich in der Branche aber etwas. „In denke, Friseurunternehmer mit Weitblick kümmern sich immer mehr um den Umweltschutz.“