Was als Frischkäse bezeichnet werden darf und wie dieser herzustellen ist, ist in Deutschland gesetzlich geregelt. Foto: imago//ndreas Berheide

Almette, Philadelphia, Buko, Bresso, Exquisa – die Vielfalt an Frischkäseprodukten ist riesig. Doch nicht alle weißen Brotaufstriche sind tatsächlich purer Frischkäse. Auf der Verpackung oft nicht einfach zu erkennen. Wir erklären, was dabei den Unterschied macht.

Fast jeder Deutsche isst täglich Brot. Was auf einer guten Schnitte nicht fehlen darf? Ein leckerer Frischkäse. Für viele ist das ein weißer, cremiger, milchbasierter Brotaufstrich. Doch so einfach ist das nicht. Was als Frischkäse bezeichnet werden darf und wie dieser herzustellen ist, ist in Deutschland gesetzlich geregelt: Milch wird mit Milchsäurebakterien und Lab dickgelegt. Durch Zugabe von Rahm wird der Fettgehalt eingestellt. Zugesetzt werden dürfen Gewürze, Aromen und vereinzelte Zusatzstoffe – aber Sahnejoghurt, wie er etwa in „Der Sahnige“ von Exquisa enthalten ist, ist nicht erlaubt. Aus Frischkäse wird so eine Frischkäsezubereitung und muss als solche gekennzeichnet werden.

Frischkäse – nur eine von vielen Zutaten

Philadelphia, einer der Marktführer unter den Frischkäsezubereitungen, setzt auf weitere Zusätze und streckt sein Produkt mit Molke, einem günstigen Nebenprodukt der Käseherstellung. Johannisbrotkernmehl dient als Stabilisator, damit sich Molke und Frischkäse zu einer homogenen Masse verbinden lassen. Verbraucher können nach Ansicht von Philadelphia eine bessere Streichfähigkeit und einen intensiven sahnigen Geschmack erwarten. Echter Frischkäse ist meist fein säuerlich und leicht bröckelig.

Mit 97 Cent pro 100 Gramm gehört Philadelphia zu den teureren milchbasierten Brotaufstrichen im Kühlregal. Buko von dem dänischen Molkereikonzern Arla oder Exquisa von den Karwendel-Werken sind 17 Cent beziehungsweise 19 Cent günstiger.

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Diätprodukte sind Frischkäsezubereitungen

Neben den klassischen Sorten, die mit einem puren Frischkäse am ehesten vergleichbar sind, gibt es eine Bandbreite an Frischkäsezubereitungen mit weiteren Zusätzen. Hinter Namen wie „Exquisa Creation“ mit Schnittlauch, Meerrettich, Erdbeere oder Ananas verstecken sich Aufstriche mit färbenden Extrakten, Aromen und Süßungsmitteln. Bresso setzt auf Butter und Crème Fraîche und nennt seine Produkte „Frischkäse-Spezialitäten“.

Auch fettreduzierte Diätprodukte wie „Exquisa Fitline“, „Philadelphia Balance“, „Almette Balance“ oder „Buko Balance“ sind Frischkäsezubereitungen, die teilweise Magermilchpulver, Buttermilch oder Zucker enthalten. Kiri, ein beliebter Brotaufstrich bei Familien, versetzt Frischkäse mit Wasser, Sahne, Schmelzsalzen und Milcheiweiß und muss sein Produkt folglich als Schmelzkäse deklarieren.

Verbraucher müssen sich selbst schlau machen

Wer also puren Frischkäse kaufen möchte, sollte darauf achten, dass auch die Bezeichnung auf der Produktrückseite Frischkäse lautet und in der Zutatenliste keine unerwünschten Zusätze aufgeführt sind, rät Sabine Holzäpfel, Lebensmittelexpertin der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Doch dass Verbraucher stets die Inhaltsstoffe inspizieren, ist nicht selbstverständlich. „Käufe im Supermarkt sind meist Gewohnheitskäufe“, sagt Katrin Zander, Professorin für Agrar- und Lebensmittelmarketing an der Universität Kassel. Besonders etablierte und bekannten Marken wissen das und verzichten wie Philadelphia auf eine Produkteinordnung auf der Vorderseite. „Die Marke spricht hier für sich“, so Zander.

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Es gibt Alternativen

Wer ein reines Frischkäseprodukt genießen möchte, könnte auf den klassischen „Buko“ zurückgreifen. Oder aber auf „Almette natur“, allerdings müssen Verbraucherinnen und Verbraucher hier Stickstoff in Kauf nehmen, der zum Aufschlagen verwendet wird, jedoch für Frischkäse als Zusatzstoff zugelassen ist. Zudem bieten Biomarken wie Alnatura, Rewe Bio oder Edeka Bio echten Frischkäse an.

Dem Biosiegel als Indiz für ein zusatzstofffreies Produkt vertrauen können Verbraucher jedoch nicht. Die Biomarke Andechser hat eine Frischkäsezubereitung mit Joghurt und zugesetzten Verdickungsmitteln im Sortiment. Das Wort „Frischkäse mit Joghurt“ steht sichtbar auf der Verpackungsvorderseite, die Kennzeichnung als Frischkäsezubereitung auf der Rückseite. Das Verbraucherschutzportal Lebensmittelklarheit findet die Kennzeichnung irreführend und hat das Unternehmen darauf aufmerksam gemacht. Andechser argumentierte jedoch, dass die Kennzeichnung „Frischkäsezubereitung mit Joghurt“ Verbraucher nicht besser informieren würde, ein Hinweis auf die Verdickungsmittel würde eher verwirren als informieren.

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Verantwortung beim Einkauf

Marketingexpertin Zander sieht die Verantwortung für eine transparente Kennzeichnung zwar bei den Herstellern. Doch auch Verbraucher können mit ihren Einkaufsgewohnheiten Signale senden: „Unternehmen steuern zwar mit ihren Angeboten die Verbrauchernachfrage. Gleichzeitig produziert die Lebensmittelindustrie das, was Verbraucher kaufen.“