Gudrun Nopper und Timo Steinhauer auf der Bühne Foto: Lichtgut/Julia Schramm

Die Armut älterer Menschen fällt oft kaum auf. Zwar haben sie Obdach, Kleidung und Essen, darüber hinaus aber können sie sich nichts leisten. Diesen Menschen bieten der Stuttgarter Verein Stille Not und das Friedrichsbau Varieté einen unterhaltsamen Abend.

Stuttgart - Dass unsere Gesellschaft solidarisch ist, zeigen derzeit das Friedrichsbau Varieté und der gemeinnützige Verein Stille Not Stuttgart in einer gemeinsamen Aktion. „Wir mussten gar nicht lange hin und her überlegen. Die Entscheidung für die Aktion fiel sehr schnell“, sagt Gudrun Nopper, die Mitinitiatorin des Vereins und Gattin des Stuttgarter Oberbürgermeisters. Insbesondere seit Beginn der Pandemie kümmert sie sich mit Leidenschaft und Empathie um Arme.

Wenn die Mittel fehlen, sich etwas Schönes zu gönnen

In der Hauptsache aber geht es ihr um Menschen, denen im Alter die finanziellen Mittel fehlen, sich hin und wieder etwas Schönes zu gönnen, Menschen, deren Not oft unauffällig, aber nichtsdestotrotz vorhanden ist. Bereits im Frühsommer hat sie zu diesem Zweck die Reihe „Kaffee & Kunst“ ins Leben gerufen. „Viele Menschen haben ihr Leben lang gearbeitet, unser Land aufgebaut. Nun, im Alter, schämen sie sich, ihre Armut zu zeigen. Diesen Menschen möchte ich hin und wieder ein paar schöne Stunden schenken“, sagt Gudrun Nopper.

Kürzlich haben daher Menschen verschiedener gesellschaftlicher Schichten gemeinsam die aktuelle Hausproduktion „Magic Maniacs“ im Friedrichsbau Varieté genossen. Die Show bietet Magie von charmanten Comedy-Tricks bis hin zu beeindruckenden Großillusionen nebst Pyrotechnik. Sie läuft noch bis zum 7. November. Geplant sind in diesem Zeitraum noch zwei weitere solcher Benefizabende: am Sonntag, 17. Oktober, und am Sonntag, 24. Oktober, jeweils um 18 Uhr. Für die drei Abende stellt das Haus ein Kartenkontingent von insgesamt 120 Plätzen für wirtschaftlich schwache Menschen zur Verfügung.

Unterstützung durch die Evangelische Gesellschaft

Die Schmücker Gastro & Catering GmbH, der Catering-Service des Hauses, lädt die Gäste dazu noch auf einen Snack ein. „Wir wollen zeigen, dass Varieté bunt ist. Damit besinnen wir uns auf das, was wir sind“, sagt Timo Steinhauer, Direktor und Mitgesellschafter des Friedrichsbau Varietés. Nachdem das traditionsreiche Stuttgarter Varieté seinen angestammten Platz im Stadtzentrum verlassen musste, weil der Mietvertrag aufgrund von Eigenbedarf nicht verlängert wurde, hatte er sich mit seinen Mitstreitern kurzerhand entschlossen, es nicht sterben zu lassen, sondern in Form einer gemeinnützigen GmbH weiterzuführen.

Organisatorische Unterstützung bekommt das Gemeinschaftsprojekt von der Stadtmission, einer Initiative der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart (Eva). Insbesondere über die Wärmestube für Wohnungslose und Arme in der Büchsenstraße hat die Stadtmission den direkten Kontakt zu den Menschen, die Gudrun Nopper und Timo Steinhauer einladen möchten.

Der Besuch stellt eine Hürde dar

„Für die kommenden Abende haben sich bereits 30 Interessierte angemeldet, und wir hoffen natürlich, dass es noch mehr werden“, sagt Silvia Kundrat von der Eva. Aber der Besuch eines Theaters oder Varietés stelle für Arme eine Hürde dar. „Viele Menschen, die sich nicht in der Situation befinden, können das nicht verstehen“, so Kundrat.

Zu ihr in die Wärmestube kommt regelmäßig die Rentnerin Eva Lang. Am Abend im Varieté wirkt die ältere Dame vom Programm ganz beseelt. „Es ist ein wunderbarer Abend. Und es ist so schön, dass sich Gudrun Nopper so engagiert“, sagt sie in der Pause der Vorführung.