Die Schriftstellerin Barbara Honigmann, geboren 1949 in Ost-Berlin als Kind jüdischer Eltern, ist jetzt in Marbach mit dem Friedrich-Schiller-Preis des Landes ausgezeichnet worden.
„Sie sind ja bei uns schon zu Hause!“ Mit diesen Worten begrüßte Ulrich von Bülow, Leiter des Archivs im Deutschen Literaturarchiv Marbach, die Autorin Barbara Honigmann. Die diesjährige Trägerin des Friedrich-Schiller-Preises des Landes Baden-Württemberg verbindet einiges mit der Marbacher Institution. Bereits im vorigen Jahr hat die Schriftstellerin dem Archiv einen großen Teil ihres künftigen literarischen Nachlasses übergeben.
Bei der feierlichen Übergabe des Preises am Sonntag betonte Staatssekretär Arne Braun, Barbara Honigmann stünde für eine Literatur, „die zum Nachdenken anregt“. Ihr Werk sei „geprägt von Empathie“. Sie brenne für die gleichen Ideale wie Schiller, namentlich Freiheit und Menschlichkeit.
Honigmanns Weg zurück zum religiösen Judentum
Honigmann kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken: Geboren 1949 in Ost-Berlin als Kind jüdischer Eltern, dann im sozialistischen Kulturbetrieb tätig, verließ sie 1984 die DDR, ließ sich in Straßburg nieder und fand wieder zum religiösen Judentum. All das spiegelt sich in ihren Texten wider.
Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt Bettina Spoerri, Schweizer Literaturwissenschaftlerin und Autorin. In ihrem fulminanten Vortrag bescheinigte sie Barbara Honigmann unter anderem „schalkhaften Charme, Freude am Spiel, aufmüpfige Klugheit und versöhnliche Revolte“. Es seien Texte, „in denen wir uns selber wiederfinden“. Die lange Reise der Autorin ins Innere des Judentums habe sie nicht in eine scheinbare Sicherheit geführt, stattdessen „ist heute alles Fragen und Hinterfragen“. Würden wir, der Autorin folgend, nicht mehr irgendwo in Gewissheiten ankommen, dann wäre die Welt eine bessere, meint Spoerri.
Barbara Honigmann nahm in ihrer Dankesrede auf Schiller wie auch auf Goethe und deren Freundschaft Bezug, die sich indessen, so die Autorin, vor allem auf die literarische Ebene erstreckte. Mit Schillers „Räuber“ kam sie 1971 an der Ost-Berliner Volksbühne in Berührung. Damals für sie und andere nicht systemkonforme Künstler ein Stück, das man auch kritisch gegen die DDR-Kulturbürokratie verstehen konnte. Daraus entstand Barbara Honigmanns Briefroman „Alles, alles Liebe!“, aus dem sie vorlas.
Ihre Schlussworte klangen wie ein Motto, das ihr Werk wie auch die jüdische Kulturtätigkeit in dieser Zeit eines wachsenden Antisemitismus kennzeichnet: „Wir werden unseren Mut nicht verlieren, nicht am Boden bleiben, wir werden auffliegen!“