Ein Friedhof sollte ein Ort der Ruhe sein. In Echterdingen ist das nicht immer so, weswegen die Stadt nun ein Hinweisschild am Eingangstor zum Friedhof angebracht hat, auf dem sie an die Vernunft der Passanten appelliert.Fotos: Veronika Andreas, Stadt Leinfelden-Echterdingen (z) Foto:  

Der Friedhof in Echterdingen ist eine beliebte Abkürzung. Trauernde fühlen sich bereits seit Langem durch laute Passanten gestört. Das soll sich nun ändern.

Leinfelden-Echterdingen - „Respekt vor der Würde dieses Ortes“: Dieser Satz ist seit Kurzem in dicken Lettern und mit einem Ausrufezeichen an den Eingangstoren zum Echterdinger Friedhof zu lesen. Darunter hat die Stadtverwaltung – in etwas kleineren und dünneren Buchstaben – eine Aussage abgedruckt, die auch als eine Art Drohung verstanden werden kann: „Jede/r Einzelne kann dazu beitragen, dass dieses Tor weiterhin geöffnet bleiben kann.“

Auf dem in Folie eingeschweißten Zettel ist auch nachzulesen, was auf dem Gottesacker nicht gerne gesehen oder gehört wird. Fahrradfahren ist dort beispielsweise nicht erlaubt, man muss also absteigen und schieben. Jede Form des Lärms und insbesondere auch lautes Telefonieren sind ebenfalls zu vermeiden.

Neues Schild beschreibt altes Problem

Die Hinweistafel ist neu, aber „das Problem ist ein altes“, sagt Eberhard Wächter, Apotheker in Echterdingen und Stadtrat der Freien Wähler, im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Echterdinger Friedhof liegt mitten im Ort. Wegen seiner zentralen Lage ist er zu einem Durchgangsfriedhof geworden. Der Weg, der zwischen den Grabreihen hindurchführt, wird sehr gerne von Passanten als Abkürzung genutzt. Viele laufen dort, wenn sie von den nahen Wohngebieten zum Bahnhof oder zum S-Bahn-Parkhaus gelangen wollen. Die Folgen: „Unruhe und Lärm“, sagt Wächter. Immer wieder fühlen sich Trauernde bei Beerdigungen gestört, weil beispielsweise jemand lautstark telefonierend zwischen den Gräbern hindurchläuft. Wächter ist dies schon lange ein Dorn im Auge. Er ärgert sich auch über Menschen, die mit dem Rad oder auf dem Skateboard über den Friedhof rollen.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Gräber in Sillenbuch sind verwüstet

Momentan wird zudem die Echterdinger Burgstraße gerichtet und ist dafür komplett gesperrt. Was bedeutet, dass noch mehr Menschen über den Friedhof laufen. Im Frühjahr soll zudem mit dem Umbau des S-Bahn-Parkhauses begonnen werden. „Dann wird die Abkürzung über den Friedhof für manchen vielleicht noch wichtiger“, sagt der Baubürgermeister Benjamin Dihm. Auch die Stadtverwaltung ist nicht zufrieden mit der aktuellen Situation. Aber: „Wir wollen, können und werden den Friedhof nicht absperren“, macht Dihm deutlich.

Mehr Sensibilität für das Thema Ruhestätte

Die Idee – ein Tor offen zu lassen und jenes am S-Bahn-Parkhaus abzusperren, wurde in den diversen Besprechungen, die es zu dem Thema im Rathaus gegeben hat, tatsächlich schon diskutiert – dann aber wieder verworfen. Schließlich sollen Trauergäste, wenn sie zu einer Beerdigung mit dem Auto kommen, gerade im Parkhaus ihr Fahrzeug abstellen können. Gleiches gilt für Menschen, welche die letzte Ruhestätte ihrer Angehörigen pflegen wollen – und schwer zu tragen haben.

Leute, die nur über den Friedhof laufen, „sollten etwas sensibler mit dem Thema Ruhestätte umgehen“, sagt Dihm. „Sie sollten Rücksicht nehmen, inne halten“ – und diesem Ort den nötigen Respekt erweisen.