Hals über Kopf in einer der neuen Achterbahnen Foto: factum/Simon Granville

Nach der Corona-Zwangspause geht der Freizeitpark Tripsdrill jetzt in die Vollen – mit zwei neuen Achterbahnen. Sie heißen „Volldampf“ und „Hals über Kopf“.

Cleebronn - Da haben Steffi (32) und ihre Freunde mal so richtig Glück gehabt. Eine halbe Stunde vor Parköffnung standen die vier Heidenheimer vor dem Haupteingang von Tripsdrill, kurz darauf hatten sie einen ebenso ehrenvollen wie nervenaufreibenden Job. Parkmitarbeiter hatten sie als Versuchskaninchen für die offizielle Vorstellung von zwei neuen Achterbahnen rekrutiert. „Wir haben davon nicht gewusst, aber wir haben gleich ja gesagt.“ Viele dürften sie beneidet haben. Eigentlich gehen die Bahnen erst am Freitag in Betrieb. Um 55 Tage hatte der Freizeitpark im Landkreis Heilbronn seinen Saisonstart verschieben müssen. Erst seit Ende Mai dürfen die Besucher unter strengen Hygiene- und Abstandsregeln hinein. Die Saison laufe zufriedenstellend, auch wenn die Zahl der Besucher gegenwärtig auf ein Drittel begrenzt werden müsse, sagte Helmut Fischer von der Eigentümerfamilie. „An Pfingstmontag mussten wir Besucher wegschicken.“ Immerhin verteile sich der Andrang besser. Man merke, dass die Schule noch nicht richtig laufe.

Viel Lob vom zahlreich angereisten Fachpublikum

Was die Beschränkung in absoluten Zahlen bedeutet, sagte Fischer nicht. Bis zu 5000 Besucher täglich dürften in der Vergangenheit aber schon in Deutschlands ältestem Freizeitpark gekommen sein. Mit der Freigabe der beiden Achterbahnen „Volldampf“ und „Hals über Kopf“ gehe die Saison noch einmal so richtig los. Auch an der Corona-Front bringt sie Entspannung. Mit der größten Einzelinvestition in der Parkgeschichte – auch hier nennt die Familie keine Summe – breitet sich Tripsdrill erstmals über sein angestammtes Gebiet hinaus aus. „Wir haben dadurch mehr Platz und können auch wieder mehr Leute hinein lassen“, so Fischer.

Allerdings bedeuten die beiden Achterbahnen auch einen qualitativen Quantensprung. So gab es vom zahlreich angereisten Fachpublikum viel Lob. „Volldampf“ sei eine nette Familienachterbahn, „Hals über Kopf“ bringe aber ein ganz neues Fahrgefühl, sagte Christian Meister. Der 31-Jährige, im Hauptberuf Kanalarbeiter, schreibt für „Freizeitpark News“, eine der größten Onlineplattformen in diesem Bereich, und schwärmte. „Man denkt, man ist nicht angegurtet. In den Loopings fliegt man förmlich hinaus.“ Man habe mit der Doppelachterbahn einen weltweiten Prototypen aufgebaut, sagte Stefan Holtman von der niederländischen Firma Vekoma. Er lobte aber auch das Kreativteam des Parks, das sich um die Gestaltung der Bahnen kümmerte. Wie in Tripsdrill üblich, wird wieder viel schwäbisches Kulturgut zitiert. So geht „Volldampf“ als Schwäbische Eisenbahn auf die Strecke, am hintersten Wagenteil krallt sich eine Ziege fest. Bei „Hals über Kopf“, das sich an den tapferen Kampf der „Sieben Schwaben“ gegen einen ungeheuren Hasen anlehnt, sind die Sitze als Rucksäcke mit Proviant, Pfanne und Flachmann ausstaffiert.

Am hintersten Wagenteil krallt sich eine Ziege fest

Und was sagten die Heidenheimer Versuchskaninchen zu ihrer Jungfernfahrt? „Das war der absolute Hammer. Wir haben nur geschrien und gelacht.“ Ein Problem gibt es aber. „Alle anderen Achterbahnen werden jetzt wohl langweilig sein.“