Papst Franziskus hatte einen Auftritt in einer italienischen Talkshow. (Archivbild) Foto: dpa/Tiziana Fabi

Das hat es noch nie gegeben: Papst Franziskus war zu Gast in der bekanntesten Talkshows Italiens. Auf eine Frage hatte das katholische Kirchenoberhaupt allerdings keine Antwort.

Mailand/Vatikanstadt - Papst Franziskus ist am Sonntagabend erstmals in einer der bekanntesten Talkshows Italiens aufgetreten. Dabei äußerte er sich sowohl zu politischen Themen wie Krieg, Migration, Umweltzerstörung als auch zu theologischen Fragen von Gut und Böse, Vergebung und Gebet. Das rund einstündige Gespräch für die Sendung „Che tempo che fa“ (Wie die Zeiten so sind) mit dem Moderator Fabio Fazio war zuvor im Vatikan aufgezeichnet worden.

So räumte der Papst ein, auf eine Frage wisse er bis heute keine Antwort, sie empöre ihn sogar: Warum leiden Kinder? „Ich glaube an Gott, er ist mein Vater“, so Franziskus, aber bei dieser Frage müsse er resignieren und könne nur glauben, dass Gott leidende Kinder begleitet. „Gott ist allmächtig, ja“, bekannt der Papst weiter, „aber er ist es nur in seiner Liebe.“

Warum leiden Kinder?

Auf die Frage, ob es Menschen gebe, die keine Vergebung verdienen, sagte Franziskus: Gott habe die Menschen gut und frei geschaffen. In dieser Freiheit entschieden sie sich für Gut oder Böse. „Wir sind Herren unserer Entscheidungen“, so der Papst weiter, mit allen Konsequenzen. Allerdings hätten „Menschen ein Recht darauf, dass ihnen vergeben wird - wenn sie denn bereuen und ehrlich um Vergebung bitten“.

Gefragt nach den sich derzeit häufenden Krisen kritisierte Franziskus scharf, dass vielfach falsche Prioritäten gesetzt würden. Menschen kämen oft erst an zweiter oder dritter Stelle. Konkret nannte er den anhaltenden Krieg im Jemen. Als weiteres Übel benannte er anhaltende Gleichgültigkeit.

Kontakt zum Leid via Medien

Viele sähen Not und Ungerechtigkeit zwar über die Medien, ließen dies und die betroffenen Menschen aber nicht an sich heran. Viele wollten keinen Kontakt mit dem Leid, wie es etwa Ärzte und Pflegekräfte in der Pandemie gemacht hätten. „Berührung ist der vollkommenste Sinn, den wir haben, er lässt uns das Ganze begreifen“, so Franziskus.

In Italien sorgte der Auftritt des Papstes in der Talkshow im dritten Programm des öffentlich-rechtlichen Senders Rai seit einigen Tagen für zahlreiche Diskussionen. Moderator Fabio Fazio ist einer der bekanntesten und beliebtesten TV-Persönlichkeiten Italiens. So hatte er vor vielen Jahren schon Michail Gorbatschow oder vor wenigen Monaten auch Barack Obama als Gäste. Neben Politikern traten aber auch Showgrößen wie Lady Gaga oder Adriano Celentano auf.