Mathias Peterle mit einer anderen Fliegerbombe Foto: KMBD im RPS

Der Vizechef des Kampfmittelbeseitigungsdienstes erklärt nach dem Brandbombenfund in Fellbach, warum seine Mitarbeiter fast ohne Schutzausrüstung arbeiteten.

Immer wieder werden bei Tiefbauarbeiten in der Region Stuttgart alte Fliegerbomben oder andere Munitionsreste gefunden. Am Mittwoch war ein Baggerfahrer auf einer Baustelle in Fellbach auf das Fragment einer Brandbombe gestoßen. Reste von hochbrennbarem Phosphor entzündeten sich, als die Bombe ans Tageslicht befördert wurde. Wir haben Mathias Peterle einige Fragen zu dem Einsatz gestellt. Der 42-Jährige ist stellvertretender Leiter des Sachgebiets Kampfmittelbeseitigungsdienst im Regierungspräsidium Stuttgart (KMBD).

Wie sollten Bauarbeiter oder Landwirte reagieren, wenn Sie in der Erde auf einen verdächtigen Gegenstand stoßen?

Beim Auffinden von Munition oder kampfmittelverdächtigen Gegenständen sind einige Verhaltensregeln zu beachten. Gegenstände sollte man an Ort und Stelle belassen und sie nicht bewegen, aufnehmen oder anfassen. Es gilt, sofort die Gemeinde (Ortspolizeibehörde) oder die Polizei zu verständigen. Den Fundort sollte man so absichern und absperren, dass Unbefugte nicht an den Gegenstand herankommen können. Notwendige Sicherheitsabstände und Sofortmaßnahmen werden in der Regel von der Polizei mit dem KMBD abgestimmt. Die Identifizierung und weitere Behandlung verdächtiger Gegenstände ist den Expertinnen und Experten des KMBD vorbehalten.

Auf Bildern vom Einsatz in Fellbach ist zu sehen, dass sich Ihre Mitarbeiter nur mit Handschuhen und kurzärmligen Oberteilen an die Bombe gewagt haben. Warum kamen dabei keine Roboter oder Schutzanzüge zum Einsatz?

Im konkreten Fall war das Feuer beim Eintreffen des Kampfmittelbeseitigungsdiensts bereits erloschen, auch eine Rauchentwicklung war nicht mehr feststellbar. Die Gefahreneinschätzung der Mitarbeitenden des KMBD ergab, dass von der Phosphorbrandbombe keine unmittelbare Gefahr mehr ausging und bei dem nur wenige Sekunden dauernden Verpacken in einen Transportbehälter allenfalls mit einer kurzen Rauchentwicklung zu rechnen sein würde. Auf weitere Schutzmaßnahmen konnte deshalb verzichtet werden.

Das in Fellbach gefundene Bombenfragment ist vermutlich eine Phosphorbrandbombe. An der Luft kam es zu einer Flammen- und Rauchentwicklung. Verletzte gab es zwar keine, aber der Rauch war doch bestimmt gesundheitsschädlich?

Ja, das stimmt. Phosphorrauch ist giftig. Kontakt mit dem Rauch und insbesondere das Einatmen können zu schweren Gesundheitsschäden führen.

Was passiert nun mit der in Fellbach gefundenen Bombe?

Die in Fellbach gefundene Brandbombe wurde auf die Dienststelle des KMBD transportiert und wird dort zunächst in einem Bunker zwischengelagert, bevor sie durch eine thermische Behandlung vernichtet wird.