Lewis Hamilton (li.) und Max Verstappen kämpfen auf der Strecke um den Sieg in Portugal – und hinter den Kulissen bekriegen sich Mercedes und Red Bull. Foto: imago/Mark Sutton

Beim Großen Preis von Portugal duellieren sich Lewis Hamilton und Max Verstappen um den Sieg, diesmal landet der Formel-1-Champion vor dem Herausforderer. Zwischen den Topteams beginnt der Psychokrieg.

Stuttgart/Portimao - Lewis Hamilton vor Max Verstappen. Max Verstappen vor Lewis Hamilton. Lewis Hamilton vor Max Verstappen. Die Formel-1-Saison 2021 nähert sich einer gewissen Konstante im Duell um den Weltmeistertitel – der Rekordchampion triumphierte am Sonntag beim Großen Preis von Portugal so souverän wie der Niederländer in der Emilia Romagna vor einer Woche gewonnen hatte; beim WM-Auftakt Ende März hatte der Brite in Bahrain gewonnen. „Es war ein hartes Rennen“, sagte Hamilton nach seinem 97. Grand-Prix-Erfolg in Portimao, „und zwar körperlich wie mental. Es war sehr windig und deshalb ziemlich einfach, auch mal einen Fehler zu machen. Aber auch heute war es kein perfekter Tag.“

Max Verstappen musste mit Platz zwei leben, was ihn – abgesehen von der Überlegenheit des Silberpfeils – besonders ärgerte: Weil er in Kurve 14 mit allen Rädern neben der Strecke war, wurde ihm die schnellste Rennrunde gestrichen, was den Verlust eines WM-Zählers bedeutete. Den holte sich Valtteri Bottas als Dritter. „Eigentlich haben die Rennkommissare gar nicht auf die Streckenbegrenzungen in dieser Kurve geachtet“, sagte Verstappen verwundert, „leider hat uns über das gesamte Rennen etwas die nötige Geschwindigkeit auf Mercedes gefehlt.“ Verstappen irrte sich: Selbstverständlich wachten die Stewarts über die sogenannten Tracklimits. Dennoch ärgerte sich Helmut Marko darüber, dass seinem Starpiloten die Runde gestrichen worden war. „Da herrscht eine Ungleichbehandlung“, knurrte der Red-Bull-Berater, „als Lando Norris Sergio Perez überholt hat, war er auch ganz draußen – da hat es keine Strafe gegeben. Die Entscheidungen sind nicht konstant.“

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Natürlich ärgerte sich der 78 Jahre alte Steirer, die deutliche Niederlage gegen Mercedes schmeckte ihm ganz und gar nicht. Es knisterte in Portugal wieder mal zwischen dem globalen Automobil-Konzern und dem weltweiten Getränkeimperium. Red Bull hatte Anfang der Woche berichtet, das Team habe den langjährigen Mercedes-Mann Ben Hodgkinson als Technischen Direktor für die Abteilung Antriebsstrang verpflichtet. In der Formel 1 ist es nicht ungewöhnlich, sich bei der Konkurrenz zu bedienen, auch Mercedes sammelte den einen oder anderen Chefingenieur so ein. Mercedes-Teamchef Toto Wolff befürchtet nun, dass „es vielleicht ein paar andere geben wird, die sich dieser aufregenden Reise anschließen“. Man könne eine „Strategie erkennen“, grummelte der Österreicher am Samstag. Er ist sich sicher, dass Red Bull zweigleisig fährt: „Auf der einen Seite sind sie scharf, ihre eigene Power Unit herzustellen. Es ist aber kein Geheimnis, dass die VW-Gruppe mit zwei Marken auf die Formel 1 schielt und dies Teil der Gespräche war.“ Der Hintergrund: Red Bull übernimmt nach dem Honda-Aus zum Saisonende deren Motorenabteilung, zudem wird gemunkelt, Porsche oder Audi könnten 2025 in die Rennserie einstiegen – was von VW stets weder bestätigt noch dementiert wird – und Red Bull könne von dort den Antrieb einkaufen. „Nachdem einige Leute von der Motorenabteilung zu uns wechseln, ist die Stimmung etwas angespannt“, meinte Marko süffisant über Wolffs Befürchtungen: „Aber wir haben die Leute nicht gezwungen, sie sind ja freiwillig gekommen.“

Es knirscht zwischen den Teambossen

Die Funken, wenn sich Red Bull an Mercedes reibt (und umgekehrt), haben Tradition. 2013 gab’s einen Zwist wegen einer Teamorder, 2014 bemerkte Wolff, er rede nicht mit Marko („Er ist kein Ansprechpartner in seiner Rolle für mich“), 2015 hatte Wolff den RB-Granden geraten, sich wegen der Mercedes-Dominanz zum Jammern zur Klagemauer nach Jerusalem zu begeben. 2016 stichelte Red Bull mit einer Karikatur-Weihnachtskarte gegen Mercedes, und 2020 zeigten die Bullen in Österreich beim Auftaktrennen Hamilton bei den Kommissaren an, was dem eine Strafversetzung für das Rennen von Position zwei auf fünf einbrachte.

Es sind erst drei von 23 Großen Preisen gefahren, da laufen die Motoren schon heiß. In Portugal hatte sich Marko bereits nach dem Qualifying beklagt, dass die Mercedes-Kunden McLaren und Aston Martin Max Verstappen mit fragwürdigen Manövern um die Pole-Position gebracht hätten. „Sehr sportlich die Mercedes-Riege“, wetterte der Chefberater, am Sonntag räumte Marko ein, warum es stets zwischen den Teambossen knirscht: „Es ist ein harter Zweikampf, da gehören Psychospielchen dazu.“ Das Duell zwischen dem Superstar und dem Jungstar nimmt Fahrt auf, das Ergebnis in Barcelona nächsten Sonntag müsste eigentlich lauten: Max Verstappen vor Lewis Hamilton.