Red-Bull-Teamchef Christian Horner (li.) und Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sind nicht gut aufeinander zu sprechen. Foto: dpa/Georg Hochmuth

Im Kampf gegen das Hoppeln der Formel-1-Autos bekriegen sich Toto Wolff und Christian Horner verbal. Der Mercedes-Teamchef wirft Red Bull politische Spielchen in Zusammenhang mit den hüpfenden Autos vor.

Dass Toto Wolff und Christian Horner eine innige Abneigung zueinander hegen wie die Polizei und der Verkehrssünder ist in der Formel 1 so bekannt wie die Tatsache, dass ein Grand Prix nicht in der ersten Kurve entschieden wird. 2022 stehen sich Mercedes und Red Bull nicht im direkten Kampf um den WM-Titel gegenüber, die seit Jahren sorgsam aufgebaute Distanz wird deshalb auf anderen Themenfeldern gepflegt. Wie etwa in der Diskussion, wie das gefährliche Hoppeln der Boliden abgestellt werden kann.

In der Diskussion über Sicherheit und Gesundheit der Fahrer crashten Wolff und Horner nun in Kanada. Der ehemalige Branchenführer Mercedes und der aktuelle Red Bull befanden sich erneut verbal auf Konfrontationskurs. „Das ist ein Sport, bei dem du versuchst, einen Wettbewerbsvorteil zu behalten oder zu bekommen – in dieser Situation geht es zu weit“, wetterte der Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Es gebe Kollegen, „die versuchen, das Gesagte zu manipulieren, um den Vorteil zu behalten, und versuchen, politische Spiele zu spielen.“ Einen Namen nannte der Österreicher nicht, dass sich aber Christian Horner von Red Bull angesprochen fühlen dürfte, ist klar. „Es wäre unfair, nach der Hälfte des Jahres eine Regelungsänderung zu haben, weil ein Team sein Ziel verfehlt“, blaffte der Brite. Er sehe nur ein Auto, das Probleme habe – gemeint war Mercedes.

Es geht um die Maßnahmen, die Automobil-Weltverband Fia eingeführt hat und verfeinern will, um das Hüpfen der Autos zu minimieren, in dieser Initiative fürchtet Red Bull um die Einbuße des technischen Vorsprungs. Deshalb stimmte auch Helmut Marko, Motorsportberater des Getränkeriesen, akkordgenau in die Sonate der Bullen mit ein: „Es gibt keinen Handlungsbedarf. Wer ein Problem hat, soll sein Auto höhersetzen.“ Weltmeister Max Verstappen ist der Meinung, das Jammern der Kollegen wegen Rückenschmerzen sei übertrieben: „Es gibt viele Sportarten, in denen du den Körper schädigst. Wenn du die Karriere beendest, bist du nicht mehr wie mit 20. Wir sollten nicht überdramatisieren, was passiert.“

Das Meinungsbild unter den Fahrern ist ein anderes. Es sei ein Risiko, das nicht unter ihrer Kontrolle sei, betonte der McLaren-Pilot Daniel Ricciardo: „Wir haben schon genug Risiko in unserem Sport.“ Es geht um Gehirnerschütterungen, Wirbelsäulenprobleme, Schmerzen im Auto und die Wahrnehmung am Steuer. „Es kann nicht sein, dass wir Fahrer Schäden davontragen“, betonte Aston-Martin-Pilot Sebastian Vettel. Der Kampf gegen das Hüpfen ist vielschichtig.