Prost! Valtteri Bottas gewinnt sein achtes Rennen und feiert das auch entsprechend. Foto: AP/Mark Thompson

Der Mercedes-Pilot gewinnt den Saisonauftakt im österreichischen Spielberg, während sich sein Teampartner Lewis Hamilton mit dem vierten Platz zufrieden geben muss.

Spielberg - Vor leeren Rängen, aber bei Kaiserwetter in der Steiermark hat die Formel 1 ihr erstes Rennen einer kuriosen Saison absolviert. Mit viermonatiger Verspätung wurde in Spielberg der erste Gewinner des Jahres gekürt, und da in diesem Jahr alles irgendwie anders ist als sonst, war es auch nicht der Dauersieger Lewis Hamilton, der sich den Hauptpreis schnappte. Der war für seinen Mercedes-Partner Valtteri Bottas reserviert. Der Finne hatte schon am Samstag mit seiner Poleposition angekündigt, dass es endlich Zeit ist für den Weg aus dem Schatten von Hamilton. Am Sonntag folgte dann der achte Grand-Prix-Erfolg des 30 Jahren alten Piloten aus Nastola. Bottas gewann vor dem Ferrari-Piloten Charles Leclerc und dem McLaren-Mann Lando Norris. Hamilton wurde Vierter, Sebastian Vettel im Ferrari nur Zehnter.

„Ich bin froh, das Auto ins Ziel gebracht zu haben“, sagte Valtteri Bottas, der wie auch Hamilton Getriebeprobleme hatte. „Am Ende ist es ja noch gut gegangen.“ Mit Mundschutz auf dem Podium freute er sich über die Trophäe für seinen Grand-Prix-Erfolg, Champagner verspritzte er dann ohne das Stoffteilchen. Das hatte er sich auch verdient, nachdem er das Auto so mühevoll ins Ziel brachte. Ein echtes Meisterstück in einem Rennen mit sieben Ausfällen.

Das Jahr des Finnen

Es könnte das Jahr von Valtteri Bottas werden – so jedenfalls malten sich das einige Experten in den vergangenen Wochen schon aus. Bottas wirkte zuletzt entschlossener und selbstbewusster als noch vor wenigen Jahren. Die Zeit ist reif für die Nummer zwei. Doch die Frage ist, ob sich aus dem Auftaktsieg eine kleine Serie entwickeln lässt. Zweifel sind angebracht. Denn einen zu großen Vorsprung wird Hamilton im Tableau nicht zulassen. In der verkürzten Saison, in der es bestenfalls 15 statt der 22 geplanten Rennen geben könnte, kann man sich keine großartigen Punktverluste leisten.

Nach dem Start verteidigte Bottas erfolgreich seine Position. Teamkollege Hamilton, der auch wegen einer Strafe nur vom fünften Platz aus ins Rennen ging, arbeitete sich auf Position zwei hinter dem Führenden vor. Hilfe bekam Hamilton auch von Max Verstappen, der seinen Red Bull mit einem Defekt in der Boxengasse abstellen musste und frustriert aus dem Auto kletterte. Für den Niederländer war dieses erste Saisonrennen derweil genauso eine Enttäuschung wie für Sebastian Vettel. Symptomatisch für den Streit mit Ferrari-Teamchef Mattia Binotto, der in Spielberg wieder aufflammte, ging alles schief beim viermaligen Champion aus Heppenheim. Vettel startete nur von Position elf. Doch wirklich um jede Chance für einen vorderen Platz brachte er sich durch einen unnützen Dreher in der 31. von 71 Runden.

Ein Dämpfer für Vettel

Einen Dämpfer gab es dann auch noch im Hinblick auf seine minimale Hoffnung, im kommenden Jahr doch noch einen Platz bei Mercedes zu bekommen. Daimler-Vorstand Ola Källenius hat sich für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Hamilton und Bottas ausgesprochen. „Wir bleiben bei unseren zwei Jungs“, sagte der Manager. Zuvor hatte sich Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff ähnlich geäußert und damit die Position von Bottas gestärkt. Mit seinem Erfolg in Österreich rechtfertigte der ruhige und besonnene Rennfahrer das Vertrauen in seine Person eindrucksvoll.

Verstappens Red-Bull-Teamkollege Alexander Albon wurde den beiden einträchtig führenden Rennwagen von Bottas und Hamilton in den letzten Runden zwar noch einmal gefährlich, doch eine Kollision mit Hamilton beim Überholversuch schüttelte den quengelnden Red-Bull-Piloten ab. Die Rennkommissare überprüften den Vorfall und brummten Hamilton eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe auf. Durch diese Zeitstrafe wurde der sechsmalige Weltmeister am Ende nur Vierter in der Wertung von Spielberg. „Die Strafe muss man akzeptieren, es geht weiter“, befand der Pilot. Mit seinem Manöver hatte er indirekt auch den Weg frei gemacht für den Sieg von Valtteri Bottas. Die Nummer eins im Team arbeitet bei Mercedes inzwischen auch mal mit harten Bandagen für die Nummer zwei.

Silverstone ist sicher

Am nächsten Sonntag geht es mit einem zweiten Rennen in Spielberg weiter. Danach geht es nach Budapest. Dem Formel-1-Doppelpack später in Silverstone steht auch nichts mehr im Wege. Die britische Regierung befreite die Motorsportkönigsklasse von der 14-tägigen Quarantäne, die derzeit bei der Einreise ins Land gilt. Damit sind die Rennen am 2. und 9. August sicher.

Dort wird es Valtteri Bottas allerdings schwer haben. Vor seinen Landsleuten auf der Insel ist Lewis Hamilton immer besonders motiviert – und brachte es schon auf sechs Siege. Nur in Budapest und Montreal gewann der Engländer ein Rennen mehr.