Der Cop Alf (Thomas Hwan) schluckt selbst manchmal zu viel Pillen. Foto: Arte/Trier Moerk

Keine teuren Uhren, keine dicken Autos: Die gerissensten Drogengangster in „Follow the Money“ achten darauf nicht aufzufallen. Auch die dritte Staffel der dänischen Krimiproduktion, komplett in der Arte-Mediathek zu sehen, schildert das Verbrechen realistisch.

Stuttgart - Folge der Spur des Geldes – das klingt als Grundregel für Ermittler in Rauschgiftsachen ziemlich einleuchtend. Die zehnteilige dänische Serie „Follow the Money“ zeigt gleich in der ersten Folge, unter welchen Druck diese Regel in der Praxis kommt. Da überwacht eine Polizeieinheit seit einiger Zeit eine Dealerbande, observiert gerade einen Treff. Aber was schlicht ein zu belauschender Kontakt werden sollte, entpuppt sich nun als Übergabe. Da steht ein Auto, vollgepackt mit Drogen, da sind ein paar Leute im Visier, die sich, falls der Zugriff klappt, mit diesem Auto in Verbindung bringen lassen. Der Einsatzleiter kann nicht widerstehen, er lässt seine Leute losstürmen. Der Cop Alf (Thomas Hwan) ist fassungslos über die Entscheidung.

Organisiertes Verbrechen

Ziemlich schnell wird dann klar, dass man mit solchen spontanen Aktionen dem organisierten Verbrechen nicht beikommen kann. „Follow the Money“ fächert auf, wie sich erfolgreiche Verbrecher einerseits durch ausgeklügelte Operationen, andererseits durch Nutzung der Gesetze der Polizei erfolgreich entziehen. Der gerissene Organisator einer Geldwäscheoperation etwa sucht zwar Kontakte mit vielen Läden, in die er sein Geld sickern lassen kann. Aber als er bei einem seiner selbstbewussten Gegenüber ein sehr großes Auto vor der Tür und eine sehr teure Uhr am Handgelenk entdeckt, ist ihm klar, mit wem er nicht arbeiten wird. Nicht auffallen, lautet die Devise.

„Follow the Money“, komplett in der Arte-Mediathek zu sehen, ist die dritte Staffel der dänischen Serie „Bedrag“. Man kann ihr aber gut ohne Vorkenntnisse folgen. Sie zeigt schön die dänische Kunst, aus der Beschränkung der Budgets einen Stil zu machen. Die nüchterne Kamera, das oft etwas schmutzige oder fahle Licht, die weder aufgehübschten noch sonderlich vergruselten Originalschauplätze verleihen den Szenen große Überzeugungskraft. Im Zweifel schaffen nicht kunstvolle, teure Schnittfolgen, sondern die Schauspieler Dramatik. Und die muss sich nicht immer aus krimineller Gewalt speisen.

Schalldämpfer aus Papier

Ganz groß etwa ist die Sequenz, in der eine Bankangestellte von ihrem Vorgesetzten erfährt, dass sie mit ihrer Bewerbung um einen Filialleiterinnenposten gescheitert ist. Die Zurückweisung wird in ein Lob gepackt. Sie fülle ihren jetzigen Posten so gut aus, erfährt die Geschockte, dass man sie von dort unmöglich weglassen könne: das Ende aller Karrierehoffnungen.

Die Frau geht auf die Toilette, reißt ein Handtuchpapier nach dem anderen aus dem Spender, knüllt einen großen Ball, stopft sich den in den Mund und schreit und weint nun in diesen Schalldämpfer hinein. Mitten in einem Krimi, der alle Ansprüche ans Genre erfüllt, ist man ganz weit von Krimiroutine entfernt.

Verfügbarkeit: Alle 10 Folgen in der Arte-Mediathek abrufbar, bis 1. Juni 2020.