Die Schwäbische Waldfee Leonie Reber und der römische Optio Hartmut Frey auf dem idyllischen Premium-Spazierwanderweg Römerwald. Foto: Gottfried Stoppel

Nach dem Starkregen vom 2. Juni 2024 sind die meisten Wanderwege im Schwäbischen Wald wieder freigegeben – nur Teile der Wieslaufschlucht bleiben weiterhin gesperrt.

Jochen Bachers Rückepferd Burli legt sich mächtig ins Zeug. Auf Kommando zieht das Ross einen rund 900 Kilo schweren Fichtenstamm die letzten Meter an seinen neuen Platz an der Lein, wo aus dem Stamm eine Rastbank am Bachufer werden soll.

Der idyllische Bach im Welzheimer Wald (Rems-Murr-Kreis) war beim Hochwasser am 2. Juni 2024 so stark angeschwollen, dass er erhebliche Verwüstungen hinterließ: Brücken wurden beschädigt, Stege und Bänke weggeschwemmt.

Jochen Bacher, Rückepferd „Burli“ und die 900 Kilo schwere Fichte Foto: Chris Lederer

In den Monaten danach haben viele dazu beigetragen, die Schäden zu beseitigen – von Bauhöfen und Planern über Ehrenamtliche bis zu Mitarbeitenden der betroffenen Kommunen.

Nachhaltige Sanierung statt Flickwerk

„Wir sind mittlerweile Gott sei Dank weit gekommen bei der Behebung der Schäden“, sagt Welzheims Bürgermeister Thomas Bernlöhr bei einer Besichtigungstour auf dem 5,6 Kilometer langen Premium-Spazierwanderweg Römerwald – einem der idyllischsten der Region. Der Weg führt durch zauberhafte Wälder, vorbei an Mammutbäumen, dem Ropbachsee, der historischen Hagmühle und dem Göckelerturm – Spuren der Römer inklusive.

Die Hochwasserschäden an der Wieslauf waren erheblich. Foto: Gottfried Stoppel

Die gute Nachricht: Der Römerwaldweg und das Edenbachtal sind wieder vollständig begehbar. Auch an vielen weiteren Stellen im Wegenetz konnten die Schäden inzwischen behoben werden.

„Alles andere ist tatsächlich jetzt wieder so aufgearbeitet, dass wir sagen können: Wir freuen uns, die Wege wieder freizugeben“, so Bernlöhr. Dabei habe man nicht nur geflickt, sondern bewusst auf Langlebigkeit gesetzt: „Wir haben da eher ein bisschen mehr Geld ausgegeben, als zwingend notwendig gewesen wäre.“

Kosten im sechsstelligen Bereich

Allein am Römerwaldweg belaufen sich die Kosten auf rund 50 000 Euro. Für die Sanierung von Wander- und Spazierwegen in den Gemeinden Welzheim, Rudersberg und Althütte wird derzeit mit Gesamtkosten zwischen 300 000 und 400 000 Euro gerechnet – vorsichtig geschätzt.

Naturparkführer Walter Hieber, der an der Planung und Ausschilderung vieler Routen beteiligt ist, hebt besonders die unkomplizierte Zusammenarbeit hervor: Seit Juli gibt es ein Expertengremium unter Federführung des Landratsamts, das sich mit der Wiederherstellung der wichtigsten Wanderwege befasst. Ständige Mitglieder sind das Landratsamt, Vertreter aus Welzheim, Althütte, Rudersberg sowie Forst und WaldMeister: „Alle Beteiligten – vom Landratsamt über den Naturschutz bis zu den Kommunen – haben an einem Strang gezogen. Bei so vielen Zuständigkeiten ist das nicht selbstverständlich“, sagt Hieber.

Schönheit der Natur erleben

„Mir war von Anfang an wichtig, dass wir möglichst viele Wege begehbar halten, um nach dem schlimmen Starkregenereignis nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, dass Natur nur zerstörerisch ist.“ Die Schönheit der Natur sollte möglichst schnell wieder erlebbar werden. Deshalb hab ich schnell entsprechende Beschilderungen zu Umleitungsmöglichkeiten der Mühlenwanderwege, des Premiumwanderwegs Dreischluchten und des Bahnerlebnispfads im Bereich der Wieslaufschlucht und an der Lein am Premiumspazierweg ‚Römerwald’ angebracht.“

Doch es gibt Abschnitte, an denen auch gute Planung und enge Zusammenarbeit an Grenzen stoßen. So etwa in der Wieslaufschlucht: Hier sind die Schäden so gravierend, dass ein Teil des Weges dauerhaft nicht wiederhergestellt werden kann – aus juristischen und artenschutzrechtlichen Gründen, erklärt Bernlöhr. In der engen Schlucht sei die frühere Wegsohle teilweise komplett verschwunden: „Da fehlen einfach zwei, drei Meter nach unten.“

Wieslaufschlucht bereitet Probleme

Besonders deutlich zeigt sich das am Hans-Dobel-Weg auf der gegenüberliegenden Talseite. Auch dort hatte sich der Hang in Bewegung gesetzt. „Wir müssen den Weg rund 20 Meter höher legen, weil es zu teuer wäre, die Rutschung zu sichern“, so Bernlöhr. Der neue Verlauf wird derzeit geplant.

Zusätzliche Herausforderungen gibt es in einer steilen Klinge unterhalb des Weges. Dort hat sich ein großer Trichter gebildet, durch den ein Zufluss zur Wieslaufschlucht verläuft. „Die Forstverwaltung hat weiter unten eine Stelle, an der der Schaden so gravierend ist, dass eine Sanierung erst im nächsten Jahr möglich sein wird“, erklärt Bürgermeister Bernlöhr. Der betroffene Bereich bleibt bis dahin gesperrt.

Waldfee Leonie Reber, WaldMeister Walter Hieber, Jochen Bacher, Bürgermeister Thomas Bernlöhr und Optio Hartmut Frey machen eine kurze Rast. Foto: Chris Lederer

„Das ist kein Bereich, in dem man einfach mit schwerem Gerät reinfährt“, betont Bernlöhr. Der Schutz der Natur habe oberste Priorität. Deshalb kamen in besonders sensiblen Abschnitten Pferde und spezielle Schmalspurtechnik zum Einsatz. „Dort werden wir auch in den nächsten Jahren noch Einschränkungen haben – da kann man leider keinen schnellen Haken dranmachen.“

Sichere Umleitungen vorhanden

Die betroffenen Wege – Wieslaufschlucht, Hans-Dobel-Weg und der Eselsweg zur Klingenmühle – sind derzeit mit sicheren Umleitungen versehen und entsprechend ausgeschildert. Selbstverständlich arbeite die Stadt Welzheim daran, die notwendigen Maßnahmen für die restlichen Wege – etwa den Bahnerlebnispfad und den Premiumwanderweg Dreischluchten – ebenfalls einzuleiten. Dies nimmt jedoch einige Zeit in Anspruch, da das Hochwasser nicht nur touristische Infrastruktur, sondern viele andere Bereiche betroffen hat.

Immerhin: Mit der weitgehenden Wiederherstellung des Netzes kehrt nun wieder Leben auf die Wanderwege zurück – oder um es mit Bürgermeister Bernlöhr zu sagen: „Die Wandersaison ist eröffnet!“